KOMMUNALE PRÄVENTION 9 forum kriminalprävention 1 2023 kann stand im Mittelpunkt einer vom Deutschen Forum für Kriminalpräven tion DFK mit Mitteln des Bundesminis teriums der Justiz BMJ beauftragten und im Zeitraum von September bis Dezember 2022 von Forschenden der Universität Potsdam umgesetzten wis senschaftlichen Expertise zum Trans fer von empirischen Erkenntnissen zur lokalen Sicherheitslage in kommunale Präventionsstrategien SiATransfer Um empirische Einblicke in praktische Herausforderungen und Gelingensbedin gungen beim Transfer von Erkenntnis sen aus Sicherheitsanalysen in die kom munale Präventionspraxis zu gewinnen wurde die Umsetzung der Landesstra tegie Allianz Sichere Sächsische Kom munen ASSKomm im Freistaat Sach sen in den Blick genommen Sowohl auf kommunaler Ebene als auch auf Landes ebene wurde der Frage nachgegangen welche Erfahrungswerte und weiteren Verbesserungsmöglichkeiten hinsicht lich eines Lernens aus Sicherheitsanaly sen bestehen Am Beispiel von drei Mo dellkommunen wurde dazu untersucht wie sich die Präventionsarbeit durch Si cherheitsanalysen inspirieren bzw irri tieren lässt welche Schwierigkeiten und Hindernisse dabei auftreten aber auch welche Lösungsansätze vor Ort erarbei tet wurden Um diese erkenntnisleitenden Fra gestellungen zu bearbeiten wurden qualitative Methoden wie leitfadenge stützte Interviews teilnehmende Beob achtung Fokusgruppengespräche und Dokumentenanalysen durchgeführt Auf kommunaler Ebene erfolgten die Analysen in drei ausgewählten sächsi schen Kommunen die am ASSKomm Programm teilnehmen und in denen die Ergebnisse lokal durchgeführter Si cherheitsanalysen zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits vorlagen Bei der Auswahl dieser Kommunen wurde der Bearbeitungsstand der Sicherheitsana lysen berücksichtigt und darauf geach tet verschiedene Akteurskonstellatio nen und Gemeindegrößen in die Analyse mit einzubeziehen um Erkenntnisse zu Strukturen und Prozessen vor dem Hin tergrund unterschiedlicher typischer Ausgangs und Rahmenbedingungen zu ermöglichen Auf Landesebene wurden in Kooperationmit dem Landespräventi onsrat die ASSKomm Begleitstrukturen analysiert Projektergebnisse Aus den Projektergebnissen lassen sich fünf Gelingensbedingungen ablei ten die einen großen Einfluss darauf haben ob und wie gut Ergebnisse von Sicherheitsanalysen einen praktischen Nutzen für die Präventionsarbeit in Kommunen entfalten Der Schlüsselmoment ist am Anfang Eine zentrale Aufgabe vor der Durchführung einer Sicherheitsanaly se besteht darin dass sich die vor Ort beteiligten Akteurinnen und Akteu re aber auch extern Beratende z B Wissenschaftler innen oder Dienstleis ter innen über ihr jeweiliges Präventi onsverständnis austauschen und mit einander abstimmen Abhängig von jeweiligen professionellen Perspekti ven oder individuellen Blickwinkeln werden mit dem Begriff Prävention unterschiedliche Ziele und Herange hensweisen verbunden Häufig tref fen dabei insbesondere zwei Grund verständnisse aufeinander die nicht selten konträr und bisweilen konflikt trächtig sind Auf der einen Seite steht ein Ver ständnis das Prävention eher aus der Perspektive der Aufrechterhaltung und Schaffung von Sicherheit und Ordnung in der Kommune versteht Aus diesem Verständnis heraus stehen Maßnahmen im Vordergrund die ein identifiziertes Sicherheitsproblem möglichst schnell und effektiv lösen sollen In aller Regel werden dann Maßnahmen der sekundä ren Prävention vorgeschlagen und er griffen um einen Missstand zu behe ben Dies können technische Lösungen vermehrte Präsenz von Sicherheitsak teurinnen und akteuren behördliche Ansprachen von potenziellen Gefähr derinnen und Gefährdern Informati onskampagnen und viele andere Maß nahmen mehr sein Im Gegensatz dazu wird Prävention aus einer weiteren Perspektive nicht primär als Problem Lösungs Prozess sondern ganzheitlicher und in einer grundsätzlichen Haltung verstanden Ziel kommunaler Prävention sollte es diesem Ansatz folgend sein vor die Lage zu kommen Probleme nicht erst dann in den Blick zu nehmen wenn sie Handlungsdruck verursachen sondern bereits vorher Ressourcen Kompeten zen und Strukturen aufzubauen und zu stärken die Probleme im Idealfall gar nicht erst entstehen oder zumindest effektiver lösen lassen Diesem Ver ständnis nach ist kommunale Präventi on kein abgeschlossener Prozess son dern eine bestimmte Perspektive auf das kommunale Miteinander zu schau en Neben manifesten sicherheitsre levanten Sachverhalten rücken damit auch Wahrnehmungen von Un Sicher heit verstärkt in den Fokus Präventi on ist vor diesem Hintergrundweiter zu denken und schließt nicht nur die Ver hinderung von Kriminalität ein sondern versteht sich auch als eine Form der kommunalen Fürsorge für das Wohler gehen der Bevölkerung Ziel von Präven tion könnte es diesem Verständnis nach sein den sozialen Zusammenhalt in der Bevölkerung zu steigern Vernetzungs und Kooperationsstrukturen sowie per sönliche Kontakte zu etablieren um im Bedarfsfall schneller und abgestimm ter agieren zu können oder Kompeten zen in bestimmten Bevölkerungsgrup pen zu fördern und sie damit resilienter zu machen Diese oder gegebenenfalls weitere Verständnisse von Prävention müssen kommunale Akteurinnen und Akteu re im Vorfeld einer Sicherheitsanalyse miteinander austauschen und sich auf einen abgestimmten Umgang mit be stehenden Differenzen verständigen Dies ist notwendig um begründet ent scheiden zu können welche Informa tionen überhaupt erhoben werden sollen und wie Erkenntnisse zur objek tiven und subjektiven Sicherheitslage gewichtet werden sollen Geschieht eine solche Klärung nicht so zeigt die Erfahrung kommt es später häufig zu Unstimmigkeiten zwischen den Betei ligten dazu welche Bedeutung den Er gebnissen beizumessen ist und wer die Verantwortung für die Bearbeitung er kannter Probleme übernimmt In praktischer Hinsicht bedarf es ver bindlicher Absprachen zwischen den Be teiligten wer wann welche Informatio nen Daten und sonstigen Ressourcen einzubringen hat Dies gelingt am bes ten wenn alle Beteiligten den indivi duellen Nutzen einer Sicherheitsanaly se erkennen und ihnen der Prozess der Erstellung transparent gemacht wird Beteiligte wollen mitgenommen werden Die Durchführung einer Sicherheits analyse ist für die lokalen Akteurinnen und Akteure mit Aufwand verbunden Beispielsweise müssen sie Zeit und En gagement in Planungs Abstimmungs Auswertungs und Transferprozesse in vestieren Darüber hinaus müssen Poli zei und Fachverwaltungen in der Regel Daten und Informationen liefern die entsprechend recherchiert und aufbe reitet werden müssen Vor diesem Hin tergrund ist es von großer Bedeutung allen Beteiligten frühzeitig den prakti schen Nutzen der Sicherheitsanalysen in Bezug auf ihre eigene Arbeit zu ver

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