KOMMUNALE PRÄVENTION 10 forum kriminalprävention 1 2023 anschaulichen und den bevorstehenden Prozess an konkreten Beispielen zu ver deutlichen Es ist wichtig dass alle Ak teurinnen und Akteure in diesem Pro zess mitgenommen werden und ihr jeweiliges Eigeninteresse an einer Mit wirkung gewecktwird Es sollte bei allen Beteiligten das Verständnis entstehen dass eine gemeinsame Bestandauf nahme in der Kommune eine profunde Entscheidungsgrundlage für eine pro blemorientierte abgestimmte Präven tionsarbeit darstellt Flankierend zur Erstellung eines Si cherheitslagebildes sollte aucheineAnge bots und Strukturanalyse durchgeführt werden DazuwerdenPersonenund Insti tutionen in der Kommuneerfasst diemit ihren Angeboten bereits präventiv aktiv sind Nicht immer ist diesen Akteurinnen und Akteuren der präventive Charakter ihrer Arbeit bewusst Dabei kann es sich um Angebote in Kindergarten und Schu le Leistungender verschiedenenkommu nalen Fachämter das Vereinsleben in der Gemeinde und viele andere Aktivitäten mehr handeln Ohne dies bewusst zu rea lisieren leisten viele Stellen in einer Kom mune ihre Beiträge die objektive oder subjektive Sicherheitslage zu beeinflus sen auch wenn sie vorrangig andere Zie le damit verfolgen Der Abgleich ermittelter Probleme oder Risikofaktoren mit den vorhande nen Ressourcen in der Kommune ermög licht sodann die Bestimmung von An gebotslücken und weiteren Bedarfen Basierend auf einer Priorisierung kon kreter Zielsetzungkanndannpräziser be stimmtwerden wie vorhandeneAngebo te zielgerichtet aufeinander bezogenund miteinander verknüpft werden können Modularer Aufbau von Sicherheitsanalysen Es empfiehlt sich aus den vorgenann ten Erwägungen ein modularer Aufbau der Sicherheitsanalyse vgl Abb 2 Es kann mittels flexibel einsetzbarer Mo dule den konkreten Bedarfen der Kom mune individueller Rechnung getragen und zugleich Überfrachtungen in Um fang und Methoden entgegengewirkt werden wodurch Ressourcen zielge richteter verwendet werden Die ersten dreiModule entsprechen in etwa den Inhalten klassischer kriminolo gischer Regionalanalysen und umfassen 1 eine quantitative Analyse des Hell feldes der Kriminalität auf Basis der Polizeilichen Kriminalstatistik PKS der politischmotivierten Kri minalität PMK und Daten zu Ord nungswidrigkeiten in Verbindung mit der Analyse gebietsbezogener Daten z B Verteilung der Wohn bevölkerung Flächennutzung öf fentliche Räume Verkehrswege Infrastruktur für Lebensbedarfe 2 eine quantitative Bevölkerungs befragung gestützt auf erprob ten Indikatoren zur Erfassung von Sicherheitswahrnehmungen eventuell ergänzt um eine statis tische Verknüpfung und Analyse von Hellfelddaten der Kriminal statistik mit den Ergebnissen der Bevölkerungsbefragung sowie 3 eine qualitative Analyse von An geboten und Strukturen der kommunalen Präventionsarbeit Grundsätzlich ist hinsichtlich der Ge wichtung einzelner Module abzuwägen ob die Erkenntnisse eher eine präventi ve Bearbeitung des tatsächlichen Krimi nalitätsaufkommens z B Entschärfung von Brennpunkten in der Kommune eine präventive Bearbeitung von sub jektiver Un Sicherheit z B durch Be seitigung von Angsträumen oder bei des gleichermaßen ermöglichen sollen Abhängig vom gemeinsam be stimmten Erkenntnisinteresse in der Kommune können diese drei Modu le in angepasster Gewichtung und in entsprechendem Umfang kombiniert werden Ergänzend und chronolo gisch möglicherweise den Modulen 1 bis 3 vorgelagert erweitert ein opti onales viertes Modul die Sicherheits analyse um die Erfassung der internen Wissensstrukturen Die verschiede nen Akteurinnen und Akteure vor Ort agieren jeweils auf Grundlage spezifi scher professionsbedingter Lagebe urteilungen Dies betrifft Akteurin nen und Akteure der sozialen Arbeit Jugendhilfeplanung Obdachlosenhil fe Streetwork Suchtberatung etc ebenso wie Sicherheits und Ordnungs behörden oder die anderen Fachres sorts der Kommunalverwaltungen Informationen aus unterschiedli chen Quellen werden in den Institutio nen in spezifischen Wissenspraktiken verarbeitet Dies umfasst etwa die Fra gen wie Informationen von wem erho ben für wen und in welcher Form die se aufbereitet oder für welche Zwecke Informationen verwendet werden Die se verschiedenen Perspektiven auf die Situation vor Ort sind jedoch in der Re gel nicht aufeinander bezogen können zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und Schlussfolgerungen führen und stehen möglicherweise auch im par tiellen Wiederspruch zu Ergebnissen von Sicherheitsanalysen Daher ist es sinnvoll alle vorhan denen internen Wissensbestände zu sammen zu stellen auf etwaige Wi dersprüche und Gemeinsamkeiten zu prüfen und zu einem Gesamtbild zu verdichten Basierend darauf können im Vorfeld einer Sicherheitsanalyse be stehende Informations und Erkennt nislücken identifiziert und gezielt geschlossen werden Nach der Aus wertung von Ergebnissen der Sicher heitsanalyse erlaubt ein Abgleich mit internen Wissensstrukturen die Auf deckung von Diskrepanzen Beispiels weise können Untersuchungsergebnis se dem beruflichen Erfahrungswissen einzelner Akteurinnen und Akteure wi dersprechen Sofern diese aufgegrif fen interpretiert und bewertet wer den erhöht dies die Akzeptanz von Sicherheitsanalysen und komplettiert das Bild zur Sicherheitslage Eine weitere Ergänzung kann in ei nem fünften Modul die Einbeziehung externer Wissensbestände zu Sicher heitsanalysen darstellen Möglicherwei se liegen aus dem regionalen Umfeld aus themenbezogenen Untersuchun gen im Land oder aus anderen Quellen Informationen vor Von großer prak tischer Bedeutung sind zum Beispiel Werkzeugkästen die Good Practice Beispiele von Maßnahmen beinhalten die sich zur Bearbeitung der vor Ort identifizierten Probleme als geeignet erwiesen haben Ein offenes sechstes Modul weist da rauf hin dass aufgrund besonderer lo kaler Bedingungen auch noch weitere Bausteine die Sicherheitsanalyse ergän zen können z B Bürgerforen oderWerk stattverfahren um gezielter Ursachen von Problem herausarbeiten zu kön nen Solche ergänzenden Verfahren lei ten sich aus den kommunalen Bedingun gen ab und sollten bei der Planung der Sicherheitsanalyse mitbedacht werden Abbildung 2 Modularer Aufbau einer flexiblen und er weiterten Sicherheitsanalyse Wilhelm Mohring 2022b F L E X I B I L I S I E R U N G d e s I n s t r u m e n t s S i c h e r h e i t s a n a l y s e E R W E I T E R U N G d e r b i s h e r i g e n W i s s e n s p r a x i s Hellfeld Analysen MODUL 1 Bevölkerungsbefragung MODUL 2 Angebots und Strukturanalyse MODUL 3 Interne Wissensstrukturen zu lokalen Lagebildern MODUL 4 Externe Wissensbestände zu Sicherheitsanalysen MODUL 5 flexibel MODUL 6

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