KOMMUNALE PRÄVENTION 11 forum kriminalprävention 1 2023 Erklärung und Handlungsempfehlungen Bei der Durchführung einer Sicher heitsanalyse müssen alle erhobenen Daten interpretiert und mit anderen Erkenntnissen verglichen werden Eine besondere Herausforderung be steht darin die Befunde zu erklären was in der Praxis häufig vernachlässigt wird Stattdessen werden lediglich be schreibend Korrelationen ermittelt und kaum Versuche unternommen auf raumbezogener Ebene Ursachen für die Kriminalitäts und Sicherheitsla ge zu identifizieren Das hat im ungüns tigen Fall die Konsequenz dass Daten nicht ausreichend berücksichtigt oder fehlinterpretiert werden Das wieder um kann einen unmittelbaren Einfluss auf die weitere Präventionsarbeit ha ben Es ist wichtig in den Berichten zur Si cherheitsanalyse Hypothesen über die Entstehungsbedingungen von und Ein flussfaktoren auf das örtliche Kriminali tätsgeschehen zu formulieren und diese auf Grund des erhobenen und vorhan denen Datenmaterials zu prüfen Ohne diese Analysen besteht die Gefahr dass Handlungsempfehlungen beliebig er scheinen da sie nicht verständlich aus dem Datenmaterial abgeleitet werden Die Handlungsempfehlungen in Si cherheitsanalysen sollten zudem meh reren Anforderungen genügen Empfehlungen entwickeln erstens für die lokalen Akteurinnen und Ak teure Relevanz wenn sie die Situation vor Ort Rahmenbedingungen Akteurs konstellationen und vorhandenes Wis sen erkennbar aufgreifen reflektieren und auf verständliche Weise Verbesse rungsmöglichkeiten aufzeigen Sie sollten zweitens örtlich möglichst genaubestimmt konkret undauf die em pirischen Befunde bezogen sein Präven tionspraktiker innen haben vielfach kei ne Erfahrungen und Kenntnisse welche Maßnahmen zur Bearbeitung identifizier ter Problemegeeignet undbewährt sind Daher müssen drittens in die Erar beitung von Handlungsempfehlungen Kenntnisse über bewährte Maßnahmen und Präventionsansätze einfließen Berater innen und Wissensagenten innen Die Umsetzung der Module muss wie dargestellt in einen Gesamtprozess ein gebunden werden Für dessen Gestal tung benötigen die Kommunen in aller Regel ausreichend Hilfestellung und Be ratung die sich nicht in methodischen Aspekten erschöpft Vielmehr sollte sich die externe Unterstützung u a auch da rauf beziehen wie der Prozess gestaltet werdenmuss damit dieser von allen Be teiligten mitgetragen wird und klare Zielsetzungen verfolgt werden sodass die Kommunen hieraus Handlungsfelder Maßnahmen und so letztlich eine Prä ventionsstrategie erarbeiten können Für Beratende sind damit verschiedene Anforderungen verbunden Zum einen zielt deren Arbeit darauf ab die kommunalenAkteurinnenundAk teure ressourcenorientiert darin zu un terstützen eigene Lösungen für selbst wahrgenommene Problemstellungen zu erarbeiten Auf der Basis guter Bezie hungsarbeit geht es darum die Problem lösungsfähigkeiten in den Kommunen zu stärkenunddendafür notwendigenPro zess aus lokaler Perspektive heraus zu re flektieren und zu gestalten Zweitens bedarf es an verschiedenen Stellen auchmethodischer und fachlicher Impulse Inmethodischer Hinsicht bezieht dies etwa eine Sensibilisierung hinsicht lich der Erklärungskraft der einzelnen Module ein Es muss vermittelt und er klärtwerden mittelswelcher Instrumen te und Methoden bestimmte Erkennt nisse gewonnen werden können worin derenMöglichkeiten und Grenzen liegen Zugleich müssen die örtlich vorhan denen Wissensbestände und praktiken im Blick behalten und einbezogen wer den Von zentraler Bedeutung ist zudem eine fachliche Expertise die etwa Kennt nisse zur Interpretation von Ergebnis sen aus Sicherheitsanalysen möglichen Maßnahmen und Ansätzen der kommu nalen Prävention zur Lösung vorhande ner Problemstellungen oder bewährte Strukturen und Prozesse in der Präven tionsarbeit umfasst Idealerweise wer den Beratende damit zu aktiven Impuls geber innen in allen Phasen der Planung Umsetzung und Verwertung kommuna ler Sicherheitsanalysen Im ganzen Prozess besteht ein zen traler Gelingensfaktor darin fachli ches Wissen in eine kommunale Spra che übersetzen zu können Auf Seiten der Präventionspraktiker innen bedarf es der Bereitschaft sich von unerwar teten Ergebnissen überraschen und zu nächst irritieren zu lassen Möglicher weise führt der Prozess dazu dass sich die Akteurinnen und Akteure dann mit neuen Problemstellungen auseinander setzen ihre bisherige Arbeit kritisch re flektieren und ggf flexibel neueWege in der Präventionsarbeit einschlagen Fazit Das Projekt hat deutlich gemacht dass Sicherheitsanalysen nicht für sich allein sprechen Ein Gewinn für die Praxis entsteht nur dann wenn Si cherheitsanalysen als gemeinsamer Prozess mit mehreren Schritten und Dimensionen verstanden wird Wissen wird hier nicht einfach nur transferiert sondern es bedarf ver schiedener Anstrengungen um Fall stricke zu entgehen und ein Gelingen zu ermöglichen In Kürze zeigte sich das darin dass bereits zu Beginn des gesamten Prozesses noch vor den Datenerhebungen zwischen den Be teiligten Grundziele definiert werden sollten um zu wissen wohin die Prä ventionsarbeit führen soll Zudem müssen alle Beteiligten zu Beginn und während des gesamten Prozesses mitgenommen werden Hierzu gehört auch lokale Strukturen gut zu erfassen und zu berücksichti gen Ein modularer Aufbau der Analy se ermöglicht die Flexibilisierung des Prozesses die Berücksichtigung unter schiedlicher Wissensbestände sowie die zielgerichtete Anwendung unter schiedlicher Methoden von Hellfeld analysen bis zu Beteiligungsformaten Es wurde herausgearbeitet dass Zahlen und Daten nicht für sich allein stehen können sondern erklärt und analytisch so aufbereitet werden müs sen dass für die Praxis anschlussfähige Handlungsempfehlungen hieraus ab leitbar sind Schließlich sind in diesem Prozess flankierende Beratungsstruk turen wie zum Beispiel Wissensagen tinnen und agenten wünschenswert um die Kommunikationsprozesse zu er leichtern und die Übersetzung zwi schen den verschiedenen Organisatio nen etc zu 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