33 forum kriminalprävention 1 2023 PRÄVENTIONDIGITAL statt da bei derartigen Prozessen so ziale Beziehungen online oder offline immer vorhanden seien Aus diesen Erkenntnissen schlussfol gerte Abay Gaspar Implikationen für die Präventionsarbeit Zum einen sollten demnach plattformspezifische Stra tegien Formate und Inhalte von ext remistischen Akteur innen vermehrt in den Blick genommen werden und Präventionsansätze daran anknüpfen Zum anderen bedarf es ausgehend von einer zunehmenden Verschränkung der Online und Offline Ansprachen auch eines intensiveren Wissenstrans fers zwischen Online und Offline Prä ventionsarbeit Auch die Relevanz von innovativen Präventionsansätzen die jeweils ergänzend digital und analog stattfinden wurde betont Schließlich wurde dafür plädiert verstärkt die Be deutung von sozialen Beziehungen für Radikalisierungsprozesse aber vor al lem auch für ertragreiche Präventions arbeit anzuerkennen Christina Dinar Plattformspe zifische Fragen für Online Prä ventionsprojekte müssen ge klärt werden Christina Dinar die als wissenschaft liche Mitarbeiterin zur Digitalisierung Sozialer Arbeit forscht widmete sich in ihrem Beitrag der Bedeutung von In ternet Plattform Governance für di gitales Streetwork Dabei stellte sie die vielfältigen Regelungs Steuerungs und Beziehungsprozesse zwischen so zialen Medien User innen sowie staat lichen privatwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteur innen in den Vordergrund Gerade mit Blick auf das immer relevanter werdende Feld der aufsuchenden Sozial und Präven tionsarbeit in digitalen Räumen die in ihrer Arbeit zwangsläufig an die jewei ligen Online Plattformen und somit de ren spezifische Infrastruktur und Be stimmungen gebunden ist gelte es sich vermehrt mit diesen wechselseiti gen und einander beeinflussenden Pro zessen auseinanderzusetzen Somit sei es längst an der Zeit sich mit wichti gen Fragen der pädagogischen Arbeit in sozialen Medien zu beschäftigen darunter beispielsweise Wie sichtbar sollten Accounts von digital Street workenden sein Sollten diese einen Sonderstatus auf Plattformen etwa mit bestimmten Rechten oder Verifi zierungen bekommen Wie könnten direkte Kooperationen und gar eine Zusammenarbeit zwischen Plattform Betreibenden und digital Streetwork enden aussehen und etabliert werden Wie kann sichergestellt werden dass sensible Daten und Informationen die in vertraulichen und anonymen On line Beratungen generiert werden ausreichend geschützt werden Aus diesen noch zu klärenden und sich stetig weiterentwickelnden Fra gen leitete Christina Dinar anschließend Konsequenzen und Herausforderun gen für das Feld ab So solle zunächst auf eine konkurrierende Betrachtung zwischen analogen und digitalen Prä ventionsangeboten verzichtet werden und diese Bereiche viel eher mit einer zukünftig noch engeren und umfas senden Verschränkung begriffen wer den Dabei sei es wichtig stets die Be dürfnisse von Zielgruppen genau in den Blick zu nehmen und die eigenen Angebote daran zu orientieren Dar an anknüpfend bedarf es auch fach licher Standards für sozialarbeiteri sche Tätigkeiten in digitalen Räumen die kontinuierlich gemeinsam erar beitet diskutiert und festgehalten werden müssen Eine vertrauensvol le und wertschätzende Beziehungsar beit unter Praktiker innen aus dem On line und Offline Bereichen könne auch genutzt werden um sich zusammen zuschließen und gemeinsame Bedarfe Wünsche und Überlegungen direkt an Plattform Betreibende heranzutragen und diese dann gemeinsam zu diskutie ren Eine kontinuierliche Vernetzung samt Erfahrungsaustausch unter Prak tiker innen und Vertreter innen sozia ler Medien lege dabei den Grundstein für eine nachhaltige und gelingende di gitale pädagogische Arbeit Diskussion Erfahrungen mit Be ziehungsarbeit aus einer prak tischen Online Offline und Hy brid Perspektive Im Zuge der abschließenden Podi umsdiskussion tauschten sich Maika Dicken Eşim Karakuyu und Micky Pa tock über Gemeinsamkeiten und Un terschiede in der Beziehungsarbeit mit ihren Zielgruppen in Online und Offline Räumen aus und gewährten dabei wertvolle Einblicke in ihren prak tischen Alltag Während Maika Dicken durch ihre aufsuchende Online Arbeit ihre Expertise in der rein digitalen Ar beit einfließen lassen konnte berich tete Micky Patock von seinen langjähri gen Erfahrungen als Sozialarbeiter auf den Straßen Neuköllns Eşim Karakuyu verbindet in ihrer täglichen Arbeit ak tiv die Sphären von Online und Offline indem sie Videos von und mit jungen Menschen erstellt und diese in sozia len Medien verbreitet Generell wurden in der Runde ein direkter Austausch auf Augenhöhe das gegenseitige Interesse und ein re spektvoller Umgang mit der jeweili gen Zielgruppe als Indikatoren für ge lingende Beziehungsarbeit diskutiert Im Gegensatz zu langfristigen Bezie hungsentwicklungen wie sie bei der Arbeit von Micky Patock teilweise über mehrere Jahre der Fall sind gestaltet sich der Umgang in sozialen Medien viel kurzlebiger und unverbindlicher Maika Dicken sieht diese Art von Beziehungen durchaus als speziell vor allem weil diese lediglich über die Schriftebene funktioniert Dennoch sei es möglich tiefgreifende Beziehungen zu etablie ren und auf einer persönlichen Ebe ne ins Gespräch zu kommen vor allem dann wenn man als Online Streetwor ker in den ersten Schritt macht und durch eröffnende Fragen oder Kom mentare zum Diskutieren anregt Eşim Karakuyu bestätigte die Unterschiede zwischen Offline und Online Zielgrup pen und beschreibt dass in den sozia len Medien die Interaktion durch Likes Kommentare oder private Chat Inter aktionen schon als Beziehungsaufbau gewertet werden können Mit ihrer Offline Dialoggruppe gestalte sich die se Beziehung dann anders Wenn sie mit ihrer Zielgruppe zusammensitzt und gemeinsam anhand von zutiefst persönlichen Lebensgeschichten ge meinsam Inhalte erarbeitet werden spürt sie es als Vertrauensperson wahrgenommen zu werden Bezüglich der Frage welche Rele vanz der Erstkontakt für den Bezie hungsaufbau zur Zielgruppe innehat ließen sich im Gespräch viele Über schneidungen bei der aufsuchenden Online und Offline Arbeit feststellen Gleichermaßen gelte es mit Respekt an das Gegenüber heranzutreten und dabei auch persönliche Grenzen anzu erkennen Gerade aber nicht nur im digitalen Raum ist dabei die Ausdrucks weise wichtig Dabei gehe es darum selbst authentisch zu bleiben niedrig schwellig Gesprächsangebote auszu sprechen und dabei auf Augenhöhe zu kommunizieren Darüber hinaus sei es für pädagogische Praktiker innen auch beim Erstkontakt mit der Zielgruppe wichtig eine persönliche Haltung zu vertreten Dabei gehe es aber nicht um einen erhobenen moralischen Zeigefin ger Unterschiedliche Meinungen kön nen dabei viel eher als Ressource wahr
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie
hier um zur Online-Version zu gelangen.