54 forum kriminalprävention 3 2015 VERANSTALTUNGEN Immer mehr Jugendliche verab schieden sich auch in Europa von ihrer Herkunftsfamilie und region Sie fühlen sich ausgegrenzt nicht beach tet und nicht respektiert Sie suchen ihren Lebensmittelpunkt auf der Stra ße sind Vertriebene und Ausgeschlos sene aus Familie Schule Vereinen Wohngebieten und den Innenstädten Einige sind faktisch und viele emotio nal heimat und obdachlos Anerken nung und Wertschätzung finden sie auf Internetplattformen in sprachli chen oder religiösen Nischen bzw in radikalen und extremen Gruppen Das Spektrum weitet sich von islamischen Jugendkulturen wie New Muslim Cool über typischen Lifestyle bis hin zu missionarischen Aktivitäten Auch bei einheimischen Jugendlichen trifft man auf Sympathien für politisch und religiös extreme Haltungen gewaltbe reite Handlungen und provokante bis schockierende Äußerungen und Aktio nen Die Ausreise aus Deutschland z B nach Syrien und die direkte Un terstützung des Islamischen Staates IS erscheinen ihnen konsequent und folgerichtig im Kampf gegen die Konsumgesellschaft und Unterdrü ckung Andere radikalisieren sich im Herkunftsland Rechtsorientierte ra dikale bzw extreme Haltungen und Einstellungen erscheinen in ganz Eu ropa wieder als modern legitim und Mainstream Liberale Werte verteidigen die neue alte Aufgabe für Streetworker innen Die 30 bundesweite Streetworkta gung wurde von dem Leitbild welches Inklusion als sozialpädagogisches Ziel in der Demokratieerziehung fordert getragen Darauf bezog sich auch Frank Dölker Vorsitzender der BAG Streetwork Mobile Jugendarbeit der die Tagung eröffnete Er begrüßte die Teilnehmenden darunter auch Gäste aus Öster reich Er drückte in seiner Er öffnungsrede sein Unverständnis ge genüber Intoleranz und Gewalttaten aus und betonte die Grenzen und Möglichkeiten Sozialer Arbeit Er for derte die insgesamt 70 Teilnehmen den auf offen kritisch und wachsam die aktuelle Entwicklung vor Ort zu verfolgen und mutig für die funda mentalen Werte einer offenen und li beralen Gesellschaft einzutreten Wenn die Fähigkeit verloren gehe ei gene liberale Lebensformen und Wer te argumentativ zu verteidigen sei der Weg frei für demokratiefeindliche Strömungen so Dölker Zwei Fachvorträge folgten der Be grüßung Maren Behnert TU Dresden präsentierte Ergebnisse einer Studie die den Lebensmittelpunkt Straße und dabei spezifisch die Wirklichkeitskons truktionen junger Menschen und die Konsequenzen für eine Straßenpäda gogik untersuchte Michaela Glaser DJI verglich die rechtsextreme und religiös motivierte Radikalisierung junger Menschen miteinander zeigte Analogien aber auch Unterschiede auf Soziale Arbeit mit extremistischen Personen und Gruppen In kleinen Arbeitsgruppen wurden anschließend aktuelle Problemlagen im Arbeitsfeld Streetwork Mobile Ju gendarbeit kritisch durchleuchtet erste Lösungsvorschläge und neue Konzeptideen entwickelt Frank Dölker moderierte den Workshop zur Arbeit mit jungen Flüchtlingen und die damit verbundenen neuen Herausforderun gen für die Soziale Arbeit Sprachprob leme kulturelle Diversitäten unter schiedliche Weltanschauungen und nicht bekannte Lebenswelten prägen dieses Feld Jochen Müller UFUQ Ber lin e V schloss seinen Workshop zum Thema Facetten der Religiösität jun ger Muslime daran an und stellte Ar gumentationshilfen vor Er warb für Toleranz und kritische Auseinander setzung aber auch für eine Selbstre flexion eigener Vorurteile und Prä gungen Weiterhin hob er die außer gewöhnliche Leistung der jungen Menschen mit Migrationshintergrund hervor welche die Verschmelzung von Tradition und neuer Lebenswelt symbiotisch abbilden Müller gab Ein blicke in Jugendsozialisation von un terprivilegierten Migranten innen am Übergang zwischen den tradierten Fa milien und Gemeinwesenkulturen Außerdem erörterte er das Phänomen Religion in der Jugendkultur Für jun ge Muslime sei es wie für alle ande ren Jugendlichen auch in der Le bensphase Jugend häufig so dass sie das Bedürfnis haben gehört und be achtet zu werden Auch Jugendliche muslimischer Herkunft benötigten Räume um sich mit ihren Fragen zu Identität Zugehörigkeit und Religion auseinanderzusetzen David Aufsess und Berna Kurnaz VAJA Bremen arbeiteten mit ihrer Gruppe zum Thema Aufsuchende Ju gendarbeit auf der Straße in der Aus einandersetzung mit religiös begrün detem Extremismus bei jungen Muslimen Die ressourcenorientierte Sichtweise im Themenfeld Religion er möglicht die Entdeckung neuer An knüpfungspunkte und Lebensräume zwischen Streetwork und Adressat Soziale Arbeit mit ideologisierten jungen Menschen 30 bundesweite Streetworktagung diskutiert komplexe neue Entwicklungen Frank Dölker Johanna Wagner Dieter Wolfer Die diesjährige Tagung der Bundesarbeitsgemeinschaft BAG Streetwork Mobile Jugendarbeit widmete sich vom 7 9 bis 10 9 2015 in Eisenach dem sehr komplexen Thema Radikalisierung junger Menschen Organisiert von der Bundesakademie für Kirche und Diakonie zeigte die Tagung dass Demokratie erziehung sehr früh über Beziehungsarbeit anzubieten ist Streetwork Mobile Jugendarbeit ist mehr als ständige außerschulische Bildung in der Lebensreali tät junger Menschen sie ist eine aufsuchende hoch qualifizierte Sozialarbeit die parteilich und anwaltschaftlich Einzelne begleitet Gruppen und Szenen betreut im Gemeinwesen wirkt Defizite aufzeigt und Lösungen mit der Beteiligung von jungen Menschen entwickelt

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