9forum kriminalprävention 2 2017 INTEGRATION UND PRÄVENTION Rohstoffhandel Zwischenzeit sind hierzulande Kon zepte und Initiativen zur Gewaltprä vention und zum Gewaltschutz beson ders verletzlicher Personenkreise entstanden 19 Die wenigen nicht re präsentativen Studien zu Gewalt ge gen Frauen lassen sowohl ein hohes Aufkommen von häuslicher Gewalt als auch körperliche und sexuelle Über griffe in Gemeinschaftsunterkünften von anderen Flüchtlingen und vom Personal vermuten Neben Viktimisie rungsstudien zur Gewinnung von An haltspunkten über Ausmaß und Ver breitung ist in der kriminalpräventiven Praxis der Wissenserwerb bei allen in den Flüchtlingsheimen tätigen haupt und ehrenamtlichen Kräften die Be rücksichtigung von Gewaltschutzkon zepten z B Platzverweis Beratungs stellen sowie eine verstärkte Vernet zung des Fachpersonals der Sammel einrichtungen und der örtlichen Hilfs einrichtungen vonnöten Hierzu gehört auch die Kooperation mit der Opferhilfe bei häuslicher Gewalt durch die Aufnahme in Frauenhäusern und ein zielgruppenspezifisches Informati onsangebot nicht nur für Fachkräfte sondern auch für Flüchtlingsfrauen und ihre gewalttätigen Ehepartner unter Hinweis auf die Strafbarkeit von Gewalt und anderen Folgen Überdies ist eine Sensibilisierung des Fachper sonals für sexuelle Übergriffe auf Frau en in den Flüchtlingsunterkünften erforderlich und ein behutsamer Um gang mit den Opfern angesichts der Tabuisierung von Sexualität in vielen Herkunftsländern der Flüchtlinge Schließlich ist Radikalisierungsversu chen von Salafisten in und im Umfeld von Aufnahmeeinrichtungen durch Prävention entgegenzusteuern 20 In den Unterkünften fallen unter den Ge flüchteten besonders gläubige männli che Muslime auf von denen sich einige in einem Prozess der Radikalisierung befinden und bei denen eine Empfäng lichkeit für Rekrutierungsversuche be stehen könnte 21 Zugleich finden sich aggressive Missionierungsversuche von gläubigen muslimischen Flüchtlin gen in den Aufnahmeeinrichtungen 22 Präventionsanstrengungen sind auf diesem Gebiet schon allein aus Sicher heitsgründen notwendig und erfor dern nicht nur die Beteiligung von Po lizei Kommunen Fachpersonal in Flüchtlingsunterkünften und anderen Einrichtungen sondern auch von ge mäßigten muslimischen Gemeinden vor Ort deren Imame die Sammelun terkünfte aufsuchen um religiösen Halt und Orientierung sowie die Grund regeln des Zusammenlebens hierzu lande zu vermitteln Insgesamt zeigen sich vielfältige und differenzierte Präventionsansätze auf allen Wirkungsebenen Während kriminalpräventive Angebote für Flüchtlinge im Rahmen der allgemei nen Kriminalität zahlreiche Berüh rungspunkte mit bestehenden Pro grammen für Migranten aufweisen gilt es spezifische kriminalpräventive An sätze in Flüchtlingsunterkünften wei ter zu entwickeln und auszubauen Professorin Dr Rita Haverkamp ist seit 2013 auf die vom DFK geförderte Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risi komanagement an der Eberhard Karls Universität in Tübingen berufen http www jura uni tuebingen de professoren und dozenten haverkamp Kontakt rita haverkamp uni tuebingen de 19 Vgl das Konzept von Spohr Heike Konzept zur Gewaltprävention und Gewaltschutz von besonders vulnerablen Gruppen in Unterkünften für Geflüchtete Büro für Frauen und Gleichberechtigungsfragen der Universitätsstadt Gießen Hrsg Gießen Januar 2016 und des Paritätischen Gesamtverbands 2015 20 Die beim BAMF angesiedelte Beratungsstelle Radikalisierung dient als Anlaufstelle u a für Eltern Freundeskreis und Lehrkräfte s http www bamf de 21 FaZIT 2015 S 20 f 22 FaZIT 2015 S 21

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