14 forum kriminalprävention 2 2017 SCHULISCHE GEWALTPRÄVENTION Was verstehen wir unter Inter ventionskompetenz und wie wird das Interventionshandeln der Lehrkräfte erfasst Den Ausgangspunkt der Studie bil det das Kompetenzmodell des Lehrer handelns nach Baumert und Kunter 2006 Dieses Modell bietet für eine Beschreibung des Interventionshan delns seiner Determinanten und Aus wirkungen viele Ansatzpunkte Unter Interventionskompetenz verstehen wir dabei in Anlehnung an Baumert und Kunter 2006 sowie Weinert 2001 das bei Lehrkräften verfügbare oder durch sie erlernbare professionelle Wissen ihre motivationalen Orientie rungen Überzeugungen und selbstre gulativen Fähigkeiten die sie befähi gen Anforderungen in variablen Gewalt bzw Mobbingsituationen zu bewältigen d h Gewalt bzw Mobbing zu beenden und oder zukünftigen ag gressiven Verhaltensweisen von Schü lerinnen und Schülern vorzubeugen Bilz Schubarth Ulbricht 2015 Der Interventionsprozess kann in mehrere Phasen unterteilt werden das Erstver halten sofortiger Abbruch der Ge walt bzw Mobbingsituation die Hauptintervention Planung der Inter vention und Aufarbeitung des Falles durch Hinzuziehen von Schülerunter stützerinnen und unterstützern so wie anderen Lehrkräften und die Nachbereitung bzw Erfolgskontrolle Prüfung der Maßnahmen und weitere präventive Schritte vgl Seidel Schu barth Dudziak Gottmann List 2015 Um zu erfahren ob und wie Lehr kräfte in Gewalt bzw Mobbingsituati onen eingreifen wurde in unserer Studie ein Erhebungsinstrument ent wickelt welches das Interventions handeln retrospektiv in tatsächlich stattgefundenen Mobbingsituationen aus Lehrer und Schülersicht erfragt vgl Abb 1 Dafür wurde zunächst eine auf die Schüler und Lehrerschaft abgestimmte Mobbingdefinition nach Dan Olweus 1995 gegeben Danach erfolgte die Abfrage einer selbst er lebten Mobbingsituation in der eine Lehrkraft anwesend war oder davon erfuhr Darauf folgten Detailfragen z B zur Einordnung der Mobbingart und zu der von Lehrkräften genutzten Interventionsform Insgesamt schil derten 77 n 427 der befragten Lehrkräfte und 88 n 1812 der be fragten Schülerinnen und Schüler eine selbst erlebte oder beobachtete reale Situation und machten dazu weitere Angaben zum Interventionshandeln der Lehrkräfte Wie Lehrkräfte gewalthaltiges Han deln in ihrem Schulalltag wahrneh men ob und wie sie reagieren zei gen folgende Fallbeispiele Ein Schüler meiner Klasse wurde von den anderen Jungen fast in je der Pause körperlich bedrängt in eine Ecke gedrängt und verbal ver unglimpft Da er eher schüchtern ist hat er sich lange Zeit nicht gewehrt war häufig krank und ließ auch in seinen Leistungen nach Geholfen haben ihm pers Gespräche mit mir und anderen Lehrern und ein Prakti kum das sein Selbstbewusstsein ge stärkt hat Lehrerin 56 Jahre Kompetent intervenieren Ergebnisse einer Studie zum Lehrerhandeln bei Gewalt und Mobbing Saskia Niproschke Wilfried Schubarth Ludwig Bilz Auf die Frage ob und wie Lehrkräfte in konkreten Gewalt und Mobbing situationen eingreifen gibt es bisher eher Vermutungen als empirisch ge sicherte Antworten An diesem Forschungsbedarf knüpft eine von der Deut schen Forschungsgemeinschaft DFG geförderte Studie an und untersucht das Interventionshandeln von Lehrkräften in realen selbst erlebten Mobbing situationen an Schulen Der vorliegende Beitrag stellt einige der zentralen Befunde unserer repräsentativen Schüler und Lehrerstudie vor Ausgehend vom Begriff Interventionskompetenz und der Erfassung des Interventions handelns von Lehrkräften wird im Folgenden über die Häufigkeit der Lehrerin tervention die von Lehrkräften angewandten Interventionsformen und deren Erfolg sowie über relevante situative Einflussgrößen für das Lehrer handeln berichtet Abschließend wird ein kurzer Überblick über weitere Analyseschwerpunkte und Befunde zu bedeutsamen Interventionskompe tenzen von Lehrkräften gegeben Abb 1 Erfassung der selbst erlebten realen Mobbingsituation am Beispiel der Lehrerbefragung

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