18 forum kriminalprävention 2 2017 SCHULISCHE GEWALTPRÄVENTION Gruppe der unbeteiligten Schülerin nen und Schüler den Interventionser folg am höchsten gefolgt von den Schülerinnen und Schülern mit Opfer oder Tätererfahrung Der harte Kern d h die Gruppe mit Täter und Opfer erfahrungen bewertet den Erfolg der jeweiligen Interventionen deutlich am niedrigsten Hier bedarf es zweifellos weiterer Überlegungen wie mit dem harten Kern bei Gewalt und Mobbing umgegangen werden kann damit län gerfristige Veränderungen erzielt werden können Inwieweit hat die konkrete Gewalt und Mobbingsituation einen Einfluss auf die Lehrer intervention und die jeweilige Interventionsform Die Intervention von Lehrkräften entfaltet sich nicht von selbst son dern ist immer auch ein Ergebnis ver schiedener Umwelteinflüsse In der Studie wurde deshalb auch der Frage nachgegangen womit das Lehrerhan deln im Zusammenhang steht und un ter welchen Bedingungen in der kon kreten Gewalt bzw Mobbingsituation die Interventionswahrscheinlichkeit erhöht und die Form der Intervention gestaltet wird Im Ergebnis unserer Studie haben sich sowohl situative Rahmenaspekte wie die Mobbingart verbal körperlich soziale Ausgren zung Cybermobbing die Anzahl der am Mobbinggeschehen beteiligten Schülerinnen und Schüler als auch Schülermerkmale wie das Alter der unmittelbar Beteiligten und das Schü lergeschlecht als wichtige Faktoren für die Höhe der Interventionswahr scheinlichkeit und die Wahl der Inter ventionsform herauskristallisiert Ta belle 1 gibt einen Überblick zu den Einflussgrößen zwischen den o g Merkmalen und der Interventions wahrscheinlichkeit sowie der Inter ventionsform in der Gewalt bzw Mobbingsituation Es zeigt sich aus Sicht der Lehrkräf te dass die Mobbingart im Zusam menhang mit der Interventionswahr scheinlichkeit steht Lehrkräfte schilderten am häufigsten Situatio nen in denen sie verbale Gewalt und soziale Ausgrenzungen unter der Schülerschaft beobachtet haben Die Interventionsrate aus Lehrersicht ist jedoch am höchsten bei verbaler Ge walt und Cybermobbing Dagegen zeigt sich bei den Schülerinnen und Schülern ein etwas anderes Bild Zwar steht die Interventionswahrschein lichkeit der Lehrkräfte im Zusammen hang mit der Mobbingart allerdings intervenieren die Lehrkräfte aus Schü lersicht am ehesten bei körperlicher Gewalt und Cybermobbing während bei verbaler Gewalt und auch sozialer Ausgrenzung die Wahrscheinlichkeit des Nichteingreifens deutlich höher ausfällt Es liegt die Vermutung nahe dass die intensive mediale Berichter stattung über Cybermobbing in der Schule im Befragungszeitraum für die erhöhte Interventionswahrscheinlich keit bei dieser Mobbingart verant wortlich ist Für die Gruppengröße bzw die An zahl der am Mobbinggeschehen Betei ligten sowie das Opfer und Täteralter zeigt sich nur aus Schülersicht ein sig nifikanter Zusammenhang mit der Interventionswahrscheinlichkeit der Lehrkräfte Sind weniger Schülerinnen und Schüler am Mobbinggeschehen beteiligt im Durchschnitt bis zu sie ben Personen und weniger und die Opfer sowie Täter eher jüngeren Alters im Durchschnitt 13 Jahre und jünger so steigt die Wahrscheinlichkeit der Lehrerintervention aus Sicht der Schü lerinnen und Schüler an Das Ge schlecht der am Mobbinggeschehen Beteiligten ist dagegen sowohl aus Lehrer als auch aus Schülersicht nicht ausschlaggebend für die Interventi onswahrscheinlichkeit der Lehrkräfte Für die Form der Intervention zei gen sich zwischen der Lehrer und Schülerschaft übereinstimmende Er gebnisse insofern als dass Lehrkräfte bei Jungen und körperlicher Gewalt vorwiegend autoritär strafend han deln wohingegen sie bei Mädchen so wie verbaler Gewalt sozialer Ausgren zung und Cybermobbing eher unterstützende Formen anwenden Hieraus ergibt sich Handlungsbedarf im Abbau geschlechtsstereotypischer Auffassungen Während das Alter der Opfer und Täter weder aus Lehrer noch aus Schülersicht mit der Inter ventionsform der Lehrkräfte in Verbin dung steht zeigt sich im Selbstbericht der Lehrkräfte dass eine höhere An zahl der am Mobbinggeschehen betei ligten Schülerinnen und Schüler häufi ger mit unterstützenden Inter ventionen einhergeht Möglicherweise setzen die Lehrkräfte hier auf ein parti zipatives Vorgehen der Konfliktlösung Das Hinzuziehen anderer Schülerinnen und Schüler oder auch Kolleginnen und Kollegen ist eine bewährte Maß nahme um Konflikte zu bearbeiten Tab 1 Situative Einflussgrößen auf die Interventionswahrscheinlichkeit und form der Lehrkräfte aus Lehrer und Schülersicht Situative Einflussgrößen in der Mobbingsituation auf das Interventionshandeln der Lehrkräfte Lehrersicht Schülersicht Intervention wahrscheinlicher bei verbaler Gewalt Cybermobbing körperlicher Gewalt Cybermobbing kleiner Beteiligtenanzahl am Mobbinggeschehen jüngeren Schülerinnen und Schülern mit Opfer oder Täterstatus In te rv en ti on sf or m Autoritär strafende Intervention wahrscheinlicher bei körperlicher Gewalt Jungen mit Opfer oder Täterstatus kleiner Beteiligtenanzahl am Mobbinggeschehen körperlicher Gewalt Jungen mit Opfer oder Täterstatus Unterstützend indivi duelle Intervention wahrscheinlicher bei verbaler Gewalt sozialer Ausgrenzung Cybermobbing Mädchen mit Opfer oder Täterstatus großer Beteiligtenanzahl am Mobbinggeschehen verbaler Gewalt sozialer Ausgrenzung Cybermobbing Mädchen mit Opfer oder Täterstatus Unterstützend koope rierende Intervention wahrscheinlicher bei Cybermobbing großer Beteiligtenanzahl am Mobbinggeschehen sozialer Ausgrenzung Cybermobbing Prüfung des Zusammenhangs zwischen Interventionswahrscheinlichkeit interveniert vs nicht interveniert bzw Interventionsform autoritär strafend unterstützend individuell unterstützend kooperierend und a Gruppengröße sowie b Alter der Täter und Opfer erfolgte durch einen Mittelwertvergleich t Test Prüfung des Zusammenhangs zwischen Interventionswahrscheinlichkeit interveniert vs nicht interveniert bzw Interventionsform autoritär strafend unterstützend individuell unterstützend kooperierend und a Mobbingart sowie b Geschlecht der Täter und Opfer erfolgte durch einen x2 Test

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