30 forum kriminalprävention 2 2017 QUARTIERSBEZOGENE PRÄVENTION Aufbauend auf der Erkenntnis dass kriminalpräventive Aspekte nur dann nachhaltige Wirkung zeigen wenn sie nicht als zusätzliche Faktoren in Pla nungsprozesse einfließen sondern von Anfang an mitgedacht werden wurden im Rahmen des Projektes zwei Ansätze verfolgt Einerseits ging es darum die gemeinsame Arbeit an der jeweiligen Planungsaufgabe zu unterstützen an dererseits wurden Instrumente und Empfehlungen entwickelt die die lang fristige Kooperation der für Sicherheit zuständigen Akteure vor Ort stärken Eingebunden wurden daher jeweils die örtliche Polizei Wohnungsunterneh men und die Kommune vertreten durch die Fachverwaltungen Stadtpla nung und entwicklung Ordnung Ju gend und Soziales sowie die kriminal präventiven Gremien Netzwerke vor Ort prägen sich unterschiedlich aus Um die Zusammenarbeit vor Ort zu verstetigen bzw zu vertiefen wurde eine Netzwerkanalyse bestehender Kooperationen in den drei Fallstudi enstädten durchgeführt Identifiziert wurden feste Strukturen aber auch Lücken und fehlende Verbindungen zwischen den Verantwortlichen also denjenigen die nur selten zusammen kommen obwohl sie sich beide auf ihre Weise mit sicheren Räumen be schäftigen wie beispielsweise Stadt planung und Polizei Trotz vielmals grundsätzlich vordefinierter Aufga benbereiche prägen sich die Akteurs strukturen im Detail dabei zwischen den Städten unterschiedlich aus Sie unterscheidet sich abhängig von insti tutioneller Schwerpunktsetzung der Verfügbarkeit von Personal der per sönlichen Prägung durch Einzelakteu re und der allgemeinen Kooperations kultur innerhalb der Stadt Andererseits finden sich in diesen Netzen auch immer wieder ähnliche Kooperationsmuster und typische Kon stellationen zwischen einzelnen Akteu ren Die Zusammenarbeit zwischen Po lizei und Ordnungsverwaltung ist meist eng die Abstimmungen zwischen der kommunalen Planung und der Woh nungswirtschaft häufig erprobt und zwischen Jugend Schul und Sozial verwaltung verankert Die für ein siche res Wohnumfeld und eine sichere Nachbarschaft ebenso wichtigen Ko operationen jenseits dieser Verbindun gen sind dagegen kaum etabliert Die Gründe hierfür sind vielfältig Meist wurde ein gemeinsames Arbei ten von vermeintlich fachfernen Ak teuren schlicht noch nie aktiv ange stoßen Mitunter behindert auch ein unzureichendes Verständnis der Handlungslogik des Gegenübers die Zusammenarbeit Womöglich er schweren Vorurteile oder ein fehlen des Wissen über die Grundlagen Gegenstände Methoden und Hand lungsreichweiten der anderen Diszip linen eine engere Kooperation Die Zusammenarbeit aller Akteure ist daher eine wichtige Rahmenbedin gung Wenn bei einer entsprechenden Problemlage beispielsweise die anste hende Neugestaltung eines öffentli chen Platzes mit aufsuchender Ju gendarbeit und der Berücksichtigung kriminalpräventiv wirkender Aspekte verknüpft wird greifen Planungs Um setzungs und Nutzungsphase gezielt ineinander Im Ergebnis können siche re und lebenswerte Räume entstehen Wichtig wird es hierfür andere auch vermeintlich nicht betroffene Fach akteure über eigene Vorhaben und Pla nungen zu informieren Ordnungsamt und Polizei stehen wiederholt vor der Aufgabe konflikthafte Nutzungen im öffentlichen Raum zu befrieden Sol che späteren Konflikte lassen sich viel mals vermeiden wenn deren Know how bereits in die Konzeption und städtebauliche Planung einfließt Pla nerinnen und Planer können hier noch viel stärker als bisher auf das Fachwis sen dieser Disziplinen zurückgreifen Das Instrument der Sicherheits begehung als Startpunkt fachübergreifender Arbeit Gemeinsames Arbeiten an einem konkreten Thema oder einem konkre ten Ort hilft solche Hindernisse zu überwinden denn die Gemeinsamkei ten liegen auf der Hand Egal ob Poli zei Wohnungsunternehmen Stadt planungs Jugend oder Ordnungsamt sie alle haben das Ziel sichere und lebenswerte Räume für die Bewohne rinnen und Bewohner zu schaffen Als konkretes Instrument einer unmittel baren und niedrigschwelligen Zusam menarbeit wurde die transdisziplinä re stadträumliche Begehung entwickelt Aufbauend auf ähnlichen bekannten Ansätzen wie beispiels weise der Sicherheitsspaziergänge bringt sie unterschiedliche Akteure zu Sicherheitsfragen zusammen för dert den fachübergreifenden Aus tausch konzentriert sich auf die Be darfe der Nutzenden und arbeitet konkret zu Sicherheitsfragestellun gen im Quartier Mit einer stadträumlichen Bege hung vor Ort werden sicherheitswirk same Qualitäten sowie Ordnungs störungen in einem kleinräumigen Bereich gemeinsamen dokumentiert Umgestaltung eines Quartiers unter kriminalpräventiven Aspekten am Beispiel des Ilmwegs in Braunschweig Fotos Anke Schröder Fachübergreifende Sicherheitsbegehung im Quartier

Vorschau DFK forum kp 02-2017 Seite 32
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.