35forum kriminalprävention 2 2017 SICHERHEITSFORSCHUNG Forschung für die zivile Sicherheit Forschung für die zivile Sicherheit ist ein Rahmenprogramm der Bundes regierung das sich unter Federfüh rung des Bundesministeriums für Bil dung und Forschung mit den Herausforderungen der zivilen Sicher heit beschäftigt Es wird in enger Ab stimmung mit den für Sicherheit zu ständigen Ressorts durchgeführt Ziel ist die Erforschung innovativer Lösun gen die die Sicherheit der Bürgerin nen und Bürger erhöhen Die Einbe ziehung gesellschaftlicher Aspekte spielt hierbei eine zentrale Rolle Ziel der Aktivitäten im Rahmen der Programmsäule Schutz vor Kriminali tät und Terrorismus ist es neue orga nisatorische und technische Präven tions und Ermittlungsmöglichkeiten zu erforschen Dabei geht es um Me thoden zur Analyse und Bewertung zukünftiger Risiken ebenso wie um die Maßnahmen zur Verhinderung und Aufklärung krimineller und terroristi scher Aktivitäten oder Lösungen zur Stärkung von Sicherheitskompeten zen in Unternehmen und der Bevölke rung Internet und soziale Netzwerke Akteure mit extremistischem Hin tergrund nutzen das Internet und so ziale Netzwerke zunehmend als Pro paganda Plattform Durch das Internet können Radikalisierungsprozesse ver stärkt und beschleunigt werden da extremistische Inhalte unkontrolliert schnell und kostengünstig an eine Vielzahl von Personen übermittelt werden können Die vermeintliche An onymität im Internet senkt die Hemm PANDORA RadigZ X SONAR Aktuelle Sicherheitsforschungsprojekte zu extremistischer Radikalisierung Wolfgang Kahl Im Beitrag werden drei Forschungsverbünde vorgestellt die insbesondere die Rolle des Internets und der sozialen Medien in extremistischen Radikalisie rungsprozessen analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse für die Prävention nutzbar machen wollen Die Projekte PANDORA RadigZ und X SONAR stellen sich sodann im Heft fk 3 2017 jeweils ausführlich dar sind In den Handlungsempfehlungen werden un terschiedliche Akteure wie Jugendliche Lehrkräf te Polizei Justiz usw berücksichtigt Die beson deren Rahmenbedingungen des Internets als zentrales Verbreitungsmedium extremistischer Ideologien stehen dabei im Fokus der zu erarbei teten Maßnahmen Neben einer vertieften Analyse der Wirkungen von internetbasierter Propaganda sowie der Identifikation betroffener Gruppen ist die Entwicklung zielgruppenspezifischer Schutz maßnahmen das zentrale Anliegen des Projekts Die geplanten Maßnahmen Handlungsemp fehlungen und Hintergrundinformationen be rücksichtigen die Besonderheiten unterschiedli cher extremistischer Ideologien und werden den betreffenden Zielgruppen gebündelt in einer In ternetplattform zur Verfügung gestellt Damit wird eine wichtige Grundlage für Akteure der poli tischen Bildung sowie für die Aus und Weiterbil dung von Ermittlungsbehörden geschaffen Projektpartner Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e V Hannover Deutsche Hochschule der Polizei DHPol Münster Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald Friedrich Schiller Universität Jena Georg August Universität Göttingen Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover Universität zu Köln Verbundkoordinator Prof Dr Thomas Bliesener Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e V E Mail Thomas Bliesener kfn de Analyse extremistischer Bestrebungen in sozialen Netzwerken X SONAR Ziel von X SONAR ist es die Entwicklung von Radikalisierungsprozessen in Onlinenetzwerken Blogs und Internetforen zu untersuchen Dabei werden u a menschenverachtende Diskurse so wie strafrechtlich relevante Handlungsweisen analysiert um Radikalisierungsmuster zu identifi zieren und Indikatoren zur Früherkennung radika ler Tendenzen zu erarbeiten Im Dialog mit den be teiligten Landeskriminalämtern und Behörden entsteht zudem ein softwaregestütztes Instru ment für die Erkennung extremistischer Netz werkstrukturen und zur Einschätzung individuel ler und kollektiver Radikalisierungsprozesse Mit den entwickelten Maßnahmen und dem softwaregestützten Analyse sowie Bewertungs instrument werden sowohl Ermittlungsbehörden als auch zivilgesellschaftliche Akteure in die Lage versetzt Radikalisierungsprozessen frühzeitig zu begegnen Darüber hinaus ist geplant die erarbei teten Erkenntnisse und methodischen Verfahren in der Aus und Weiterbildung von Sicherheitsbe hörden sowie weiteren Akteuren wie Medienun ternehmen Schulbehörden und dem Jugendme dienschutz einzusetzen Projektpartner Universität Bielefeld Deutsche Hochschule der Polizei DHPol Münster Fraunhofer Institut für Sichere Informations technologie SIT Darmstadt Landesinstitut für Präventives Handeln St Ingbert Landeskriminalamt Niedersachsen Hannover Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH Berlin Verbundkoordinator Prof Dr Andreas Zick Universität Bielefeld E Mail zick ikg uni bielefeld de Informationen von der Website www sifo de entnommen und zusammengestellt schwelle sodass der Übergang von politisch extremen Äußerungen bis zum Aufruf zu direkter Gewalt flie ßend ist Extremistische Gruppen nut zen das Medium um Anhänger und Freiwillige für Attentate und Anschlä ge zu rekrutieren Die drei For schungsverbünde knüpfen an diesen Ausgangsüberlegungen an Propaganda Mobilisierung und Radikalisierung zur Gewalt in der virtuellen und realen Welt PANDORA PANDORA untersucht welche extremistischen Vorstellungen sowie Symboliken im Internet und in den sozialen Medien verwendet werden und wie diese zu Radikalisierungen beitragen Gleich zeitig soll analysiert werden inwieweit sich Dis kurse und Propaganda des rechten und islamisti schen Spektrums ähneln Mit Fallstudien in der rechtsextremen sowie der salafistisch dschihadis tischen Szene wird untersucht welche Effekte In ternetpropaganda auf Radikalisierung und Ge waltanwendungen in der realen Welt haben Dabei werden aktuelle Gewaltereignisse und die zuge hörigen Diskussionen in den sozialen Medien kar tografiert und dem jeweiligen extremistischen Milieu zugeordnet um die Interaktion zwischen Internetpropaganda und der realen Welt zu doku mentieren Im Ergebnis wird ein Monitoring Modell zur Analyse extremistischer Diskurse Radikalisie rungsverläufe und Gewaltdynamiken entstehen das von den assoziierten Partnern genutzt wer den kann Aus den Befunden werden Tools und Strategien für präventive Maßnahmen politische Bildung und zur Früherkennung von Radikalisie rungsprozessen entwickelt Projektpartner Phillips Universität Marburg Leibniz Institut Hessische Stiftung Friedens und Konfliktforschung HSFK Frankfurt am Main Technische Universität Berlin Johannes Gutenberg Universität Mainz Institut für Friedensforschung und Sicherheits politik an der Universität Hamburg IFSH Munich Innovation Labs UG Grünwald Verbundkoordinatorin Prof Dr Ursula Birsl Universität Marburg E Mail ursula birsl staff uni marburg de Radikalisierung im digitalen Zeitalter RadigZ RadigZ verfolgt das Ziel Radikalisierungspro zessen vorzubeugen und Menschen gegen radika le Ideologien im Internet zu immunisieren Hierzu werden unterschiedliche Präventionsansätze und Handlungsempfehlungen erarbeitet die auf die zu untersuchenden Risikogruppen ausgerichtet

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