7forum kriminalprävention 2 2017 INTEGRATION UND PRÄVENTION bekanntlich die Kriminalitätsbelastung nach Alter und Geschlecht beträchtlich variiert 9 Im Jahr 2016 gehört die deutliche Mehrheit rund 66 der Asylerstan tragsteller dem männlichen Ge schlecht an 10 Nur in der zahlenmäßig kleinen Altersgruppe der 65 Jährigen und älteren Asylbewerber überwiegt der Frauenanteil mit rund 54 In der neuralgischen Altersgruppe der 16 bis unter 30 Jährigen ist der Frauenanteil mit 25 am geringsten Der Anteil der 16 bis unter 30 jährigen Männer be läuft sich an allen Asylerstantragstel lern auf rund 33 und stellt damit die stärkste Altersgruppe dar Die Ge schlechterrelation variiert noch dazu erheblich nach Herkunftsländern Die Alters und Geschlechtsstruktur der Asylbewerber spielt folgerichtig bei der Entwicklung kriminalpräventiver Ansätze eine Rolle in denen die höhe re Kriminalitätsbelastung in den jünge ren männlichen Jahrgängen entspre chend kriminologischer Erkenntnisse Beachtung findet Allerdings sind jun ge Männer aufgrund ihrer Höherbelas tung nicht per se ein Kriminalitätsrisi ko da sich die deutliche Mehrheit gesetzestreu verhält und nur eine Min derheit mit der Begehung von Strafta ten in Erscheinung tritt Kriminalpräventive Programme zur Vorbeugung von Straffälligkeit von Flüchtlingen außerhalb von Gemein schaftseinrichtungen können an vor handene Empfehlungen und Ansätze für Migranten anknüpfen In diesem Kontext flankieren kriminalpräventive Anstrengungen die zuvörderst gebo tenen sozialintegrativen Maßnahmen Folgerichtig geht es um spezifische auf Ethnie Religion und Kultur abge stimmte Programme in denen alle re levanten Akteure von der Jugendhilfe Rita Haverkamp Hrsg Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention Geflüchtete Menschen in Deutschland Zuwanderung Lebenslagen Integrati on und Prävention ein Überblick Bonn Tübingen 2016 2 Auflage Aktualisierungen bis Dezember 2016 Eine erste systematische Beschrei bung der Situation nach Deutschland ge flüchteter Menschen etwa zu Gefahren Schutzbedarfen Kriminalitätsphänome nen und strukturen Sicherheitsgefühl Rechtslagen Hilfesystemen Prävention hatte Rita Haverkamp in Kooperation mit dem DFK bereits im Frühjahr 2016 vorge legt Zwischenzeitlich haben sich gesetz liche Rahmenbedingungen insbesonde re das Integrationsgesetz im August 2016 verändert und auch die Informationen zur Kriminalitätslage sind aussagekräfti ger geworden Präventionsakteure sind damit beschäftigt ihre Angebote zu er weitern und zu modifizieren Die vorher sehbare Schnelllebigkeit der Inhalte veranlasste Herausgeber und Autorin frühzeitig die Aktualisierung in Form ei ner zweiten Berichtsauflage zu planen und für Anfang 2017 vorzusehen nach noch nicht einmal einem Jahr Die Autorin hat mit ihrem engagierten Team in der zweiten aktualisierten Aufla ge unter anderem die Übersichtstabelle zu Asylverfahren und Aufenthaltsrecht der aktuellen Rechtslage angepasst Sie hat neue Studien bzw Erhebungen insbe sondere zur Aufnahme und Integrations bereitschaft Einheimischer und die zwi schenzeitlich veröffentlichten und aktualisierten Lageberichte des Bundes kriminalamtes zu Straftaten durch Ge flüchtete ausgewertet Auch die Ereignis se während der Silvesternacht 2015 16 in Köln und andernorts mit ihren Auswir kungen werden analysiert wk Aufbau und Inhalte des Berichts Der Bericht gibt Aufschluss über unter schiedliche Aspekte der Zuwanderung von Geflüchteten Zuerst geht es um die Grundlagen des Asyl und Flüchtlings rechts Der Integration ist ein eigenes Ka pitel gewidmet Nach einer Übersicht zur Integration spezifischer Einwanderer gruppen werden integrationsfördernde und hemmende Faktoren dargelegt Ei nen weiteren Schwerpunkt bildet an schließend Kriminalität im Kontext von Zuwanderung und kriminologischen Er kenntnissen Nicht berücksichtigt sind die Zahlen der erst im Frühjahr 2017 veröffent lichten Polizeilichen Kriminalstatistik für das vergangene Jahr 2016 Die Wichtigkeit von ausdifferenzierten kriminalpräventi ven Strategien und zielgruppenorientier ten Programmen wird sodann erörtert Dabei ist es wichtig zwischen sozialen In tegrationsmaßnahmen und kriminalprä ventiven Maßnahmen zu differenzieren Während bei der Integration der Akzent auf der Förderung von Flüchtlingen liegt geht es bei der Kriminalprävention um die Vermeidung von Straftaten und die Stär kung des Sicherheitsempfindens von Flüchtlingen und der Mehrheitsgesell schaft Im Fazit werden die Kernaussagen und die festgestellten Bedarfe für die For schung Inte gration und Kriminalpräventi on komprimiert zusammengefasst Ein ausführliches Literaturverzeichnis sowie ein Glossar sind Bestandteile des Be richts der als Download auf der DFK Web site www kriminalpraevention de sowie als Druckstück bei der DFK Geschäftsstelle dfk bmi bund de erhältlich ist rh über die Polizei bis hin zu Kriminalprä ventiven Räten in den Kommunen und in den Bundesländern einzubeziehen sind So haben sich in verschiedenen Kommunen Informationsveranstal tungen für Geflüchtete zur Rolle der Polizei und der Justiz in Deutschland etabliert 11 Darüber hinaus ist der bio grafische Kontext vor der Einreise zu berücksichtigen Denn die traumati schen Erlebnisse während des Bür ger Kriegs der Verfolgung und der anschließenden Flucht wirken in der Aufnahmegesellschaft fort Einerseits besteht hier ein großer Bedarf an the rapeutischer Behandlung12 und ande rerseits können Gewalterfahrungen einen Auslöser für sozial abweichende Verhaltensweisen bilden 13 In diesem Rahmen ist das Auffangen in der eige nen ethnischen Community und in anderen Selbstorganisationen von Flüchtlingen nicht nur aus sozialinte grativer Perspektive wichtig sondern kann auch eine kriminalpräventive Wirkung außerhalb von Parallelgesell 9 Hierzu mit dem Fokus auf der weiblichen Kriminalität Haverkamp Rita Frauenvollzug in Deutschland Eine empirische Untersuchung vor dem Hintergrund der Europäischen Strafvollzugsgrundsätze Berlin 2011 Duncker Humblot S 89 ff 10 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Das Bundesamt in Zahlen 2015 Asyl März 2016 zit BAMF 2016a S 21 f Abb 1 8 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Aktuelle Zahlen zu Asyl Ausgabe Oktober 2016 zit BAMF 2016b S 7 die Angaben beziehen sich auf die Monate Januar bis September 2016 11 Z B mündliche Auskunft der Stuttgarter Polizei vgl in Hessen die Polizei www polizei hessen de sowie in Hessen die Justiz www dbh online de themen 12 Cornel Heinz Dünkel Frieder Pruin Ineke Sonnen Bernd Rüdeger Weber Jonas Die Integration von Flüchtlingen als kriminalpräventive Aufgabe Ein kriminologischer Zwischenruf Bewährungshilfe BewHi 2015 62 Jahrgang S 383 Rabe Heike Effektiver Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt auch in Flüchtlings unterkünften Policy Paper Berlin 2015 Deutsches Institut für Menschenrechte Kindler Heinz Flüchtlings kinder Jugendhilfe und Kinderschutz DJI Impulse 2014 Heft 1 S 9 ff 13 KFN 2005 S 42 Spindler 2009 S 34

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