15forum kriminalprävention 3 2017 PRÄVENTION IM WOHNQUARTIER sourcen im Vordergrund Durch alters bedingte Veränderungen der Wahrnehmungs und Bewegungsfä higkeiten sowie sozialer Bedingungen können Resilienz und persönliche Schutzfaktoren in Zweifel geraten vgl Greve Wetzels 1995 Durch die The matisierung und die Bereitstellung neuer Partizipationsmöglichkeiten zur Behebung identifizierter Sicherheits probleme sollen ältere Menschen akti viert werden sich mit der eigenen Si cherheitslage kritisch und produktiv auseinanderzusetzen Dies kann durch Sensibilisierungsmaßnahmen zur Me dienberichterstattung dem eigenen geringen Viktimisierungsrisiko oder durch die Auseinandersetzung mit unsicheren Orten im Quartier erfol gen Bei einem eigens für die Senioren sicherheitskoordination entwickelten Selbstbehauptungstraining sollen al tersgerechte Handlungs und Lösungs strategien in kritisch wahrgenomme nen Situationen geübt und so die Selbstwirksamkeit gefestigt werden Auf der nachbarschaftlichen Hand lungsebene soll über eine Stärkung der sozialen Kohäsion und der kollekti ven Wirksamkeit einer etwaigen sozia len Desorganisation begegnet wer den In Quartieren mit geringer Ausprägung sozialer Kohäsion und kollektiver Wirksamkeit ist eine höhe re Kriminalitätsrate zu erwarten vgl Putnam 1995 Deshalb soll über Bele bung und aktive Gestaltung des Sozial raums die Identifikation mit dem Quar tier gefördert werden die als Voraussetzung für eine gemeinsame Interessenswahrnehmung der Be wohnerschaft gilt vgl Sampson 2006 Mit niederschwelligen intergenerati ven und interkulturellen Begegnungs und Austauschmöglichkeiten soll eine neue Nachbarlichkeit insbesondere in segregierten Wohnquartieren geför dert werden Dabei soll auch der Aus tausch zwischen älteren Menschen und identifizierten angsteinflößen den Gruppen im Quartier angeregt werden um die Bedürfnisse des je weils anderen Kontextes kennenzuler nen Vorurteile abbauen und ein ge genseitiges Verständnis aufbauen zu können Die dritte Handlungsebene der Seniorensicherheitskoordination be zieht sich auf stadtteilbezogene Aspekte Auf der Ebene des Wohn quartiers haben Verletzungen ge meinschaftlich geteilter Verhaltens standards das Potenzial die Kriminalitätsfurcht der Bewohner in nen zu erhöhen Unordnungserschei nungen wie Verunreinigungen durch Müll oder unerwünschte soziale Ver haltensweisen im öffentlichen Raum können als Signal für fehlende infor melle soziale Kon trolle gewertet wer den Wilson Kelling 1982 Einige physische Unordnungserscheinungen können jedoch mithilfe einfacher Arbeitsschritte beseitigt werden Durch die Vermittlung der richtigen Ansprechpersonen in der Kommunal verwaltung oder im Wohnungsunter nehmen können kurzfristig Verbesse rungen hinsichtlich defekter Wege kaputter Straßenlampen oder unüber sichtlicher Raumsituationen herbeige führt und persönliche Erfolge erzielt werden Partizipationsansatz zur Aktivierung zur Entwicklung passgenauer Maßnahmen Zwar wurden in den letzten Jahr zehnten in vielen Kommunen Präven tionsgremien etabliert doch bleiben Bürger innen und insbesondere ältere Menschen dort häufig unterre präsentiert Um den lokalen Sicher heitsbedürfnissen von Senioren innen zu begegnen wird der Senio rensicherheitskoordination das Prin zip der Bedarfsorientierung zugrunde gelegt Nicht nur aufgrund der Ent wicklung passgenauer kriminalprä ventiver Maßnahmen sondern auch zur Ressourcenaktivierung der älteren Menschen wird ein möglichst hoher Partizipationsgrad angestrebt Durch die weitreichende Form der Mitbe stimmung und hohen Entscheidungs kompetenzen wird signalisiert dass die Probleme und Wahrnehmungen ernst genommen werden Die Partizi pationsangebote stärken so das Ge fühl der individuellen Handlungsfähig keit und tragen zur Stärkung der eigenen Ressourcen und des subjekti ven Sicherheitsempfindens bei vgl Heusinger Kammerer 2011 Prozessmodell der Senioren sicherheitskoordination In einem Zeitraum von etwa zwölf Monaten können mithilfe aufeinander aufbauender Projektschritte die Be darfe der Zielgruppe aufgenommen und in lokale kriminalpräventive Maß nahmen übersetzt werden Die Fach kraft der sozialen Infrastruktureinrich tung übernimmt in diesem Modell die koordinierende Aufgabe bei der 1 Durchführung des Sicherheits assessments 2 Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen und 3 Zwischen Evaluation der Maßnahmen Die Analyse der objektiven Sicher heitslage und der Unsicherheitswahr nehmungen der älteren Wohnbevöl kerung bildet die Grundlage der Seniorensicherheitskoordination Auf Basis von Recherchen zu soziodemo grafischen Merkmalen und bisherigen Sicherheitsprojekten im Sozialraum sowie partizipativen Befragungs und Beteiligungsrunden entsteht ein Si cherheitsassessment Innerhalb des Sicherheitsassessments spiegelt sich der breite Partizipationsansatz in ei nem partizipativen Auditverfahren wi der das einen vertiefenden Austausch mit den Senioren innen zu Unsicher heitswahrnehmungen lokalen sicher heitsrelevanten Problemlagen der ei genen Betroffenheit von Kriminalität und einer Einschätzung der Arbeit der Behörden ermöglicht Es besteht aus drei Bestandteilen variable Anzahl leitfadengestützter Befragungen von älteren Menschen sowie von professionellen Akteuren im Sozialraum Stadtteilbegehung erste von insgesamt drei Sozial raumveranstaltung Im Rahmen des partizipativen Au ditverfahrens werden professionelle für ein lokales Netzwerk relevante Si cherheitsakteure aktiviert Sie sollen im Verlauf der Umsetzungsphase eige ne Angebote sowie Veranstaltungen für die Sicherheitsthematik adaptie ren Um Aussagen über den physi schen Zustand eines Wohnquartiers treffen zu können werden zudem ge meinsame Begehungen der betreffen den Gebiete durchgeführt Durch die detaillierte Erfassung baulicher und technischer Mängel an der Wohninfra struktur und an öffentlichen Plätzen sollen die älteren Menschen befähigt werden die vorgefundenen Mängel an die Stadtverwaltung weiterzuge ben und deren Beseitigung zu veran lassen Mindestens drei Sozialraumveran staltungen ermöglichen als partizipa tives Element der Seniorensicher heitskoordination den Senioren innen die Teilhabe an der Gestaltung der Präventionsmaßnahmen und ge ben dem Projektverlauf gleichzeitig einen nachvollziehbaren Rahmen So können die Beteiligten bei den Sozial raumveranstaltungen selbst entschei

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