20 forum kriminalprävention 3 2017 EXTREMISMUSPRÄVENTION bieten in dem sie sich resozialisieren können Eines besonderen Augenmerks be darf auch die aktuelle Ausgestaltung der Linksextremismusprävention hier zulande Es gibt ein offensichtliches Un gleichverhältnis zwischen dem links motivierten Straftatenaufkom men und entsprechenden Prä ven ti ons ge boten Nicht zuletzt die jüngsten Aus schreitungen während des G20 Gipfels im Juli 2017 haben auch im politisch medialen Raum3 offenkundig wer den lassen dass Forschungsdefizite und eine vergleichsweise geringere Befassung mit dem Phänomen des Linksextremismus dazu führen bzw geführt haben dass das Phänomen verständnis defizitär ist und so zwangsläufig die aktuelle Ausgestal tung präventiver Maßnahmen in die sem Phänomenfeld offenbar am tat sächlichen Bedarf vorbeizugehen scheint Die massiven Gewaltausbrü che während des Hamburger G20 Gip fels oder anlässlich der EZB Eröffnung 2015 in Frankfurt sollten dazu veran lassen Prävention neu zu denken Insbesondere mit Blick auf gewalttäti ge Ausschreitungen die sich aus den Szenen heraus entwickeln muss hier ganzheitlich auch internationaler ge dacht werden Krawalltourismus Präventionsangebote sollten hier ganz wesentlich als Gewalt und we niger als Radikalisierungsprävention gedacht und konzipiert werden Es sollte nicht darum gehen politischen Protest zu prävenieren sondern Ge walthandeln ganz unabhängig da von wie es motiviert ist Politisch oder auch aus reiner Sensationslust heraus Zudem ist auf das Phänomen hinzu weisen dass zunehmende Wechsel wirkungen zwischen linken rechten und salafistischen Akteursgruppen so wie der Wechsel von Akteuren zwi schen extremistischen Szenen neue und komplexe Herausforderungen auch im Bereich der Prävention bedin gen Optimierungspotenzial Wenngleich sich die Extremismus prävention als vielfältig und weitge hend tragfähig erweist birgt sie den noch Optimierungspotenziale nicht zuletzt dann wenn es gilt dem An spruch einer ganzheitlichen von 3 Etwa https www welt de politik deutschland article 166543109 Die seltsame Nachsicht mit den Hotspots der Linksradikalen html 11 8 2017 Islamismusprävention Islamismusprävention offenbart sich als junges innovatives Praxisfeld das noch stark auf eine zu nehmende Vernetzung ausgerichtet ist Im Ge gensatz zur Rechtsextremismusprävention sind hier jedoch kaum institutionalisierte Vernet zungsbestrebungen Vernetzungsprojekte vorhanden Vielmehr findet Austausch informell und unvermittelt statt Mit insgesamt 14 Anteil an den insgesamt erhobenen Projekten stellt sich der Anteil islamismuspräventiver Maßnah men zum Untersuchungszeitpunkt als unerwar tet hoch dar und dürfte in der Zwischenzeit gar noch weiter gestiegen sein Schwerpunktmäßig wird Islamismusprävention in Westdeutschland umgesetzt wo auch die wesentlichen regionalen Schwerpunkte islamistischer Radikalisierung in Deutschland liegen In Ostdeutschland konzent riert sich der Großteil der Projekte auf Berlin was auch den dortigen Hotspot ausmacht Die West Orientierung in diesem Präventionsbereich ent spricht einerseits dem bereits angeführten Um stand von offensichtlich stärkeren vitaleren salafistischen Szenestrukturen in Westdeutsch land und wird andererseits dadurch relativiert dass viele der Träger auch länderübergreifend bundesweit bzw online arbeiten Islamismusprä vention weist insgesamt den stärksten konkret kriminalpräventiven Charakter auf die Schwer punkte liegen hier vor allem im Bereich selektiver und indizierter Prävention Auch zeichnet sie sich durch eine vergleichsweise hohe Ideologieorien tierung aus die sich vor allem aus einer Vielzahl an Projekten zur Aufklärungs und Sensibilisie rungsarbeit ergibt Insbesondere staatliche Pro jekte erscheinen hinsichtlich ihrer Ziele und An sätze in diesem Feld eher konservativ weniger adressatenorientiert wohingegen zivilgesell schaftliche Initiativen in ihrer Ausgestaltung sehr viel kreativer sind wobei sich diese Feststellung nicht auf systematisch erschlossene Evaluations befunde stützen kann Nur am Rande sei auf den misslichen Umstand verwiesen dass ein Großteil der Präventionsangebote nicht systematisch evaluiert ist bzw falls doch die Evaluationsbe richte in der Regel nicht frei verfügbar sind Dies behindert das Bemühen um eine Fortentwick lung der Präventionspraxis Linksextremismusprävention Mit nur 4 Anteil am Gesamtaufkommen fällt das Angebot im Bereich der Linksextremismuspräven tion eher gering aus Dies verwundert insbeson dere aufgrund des vergleichsweise hohen Anteils am Gesamtaufkommen politisch motivierter Ge waltkriminalität der in 2014 bei 49 lag Eine tie fer gehende Betrachtung der erhobenen Projekte lässt darüber hinaus deutlich werden dass es mit Ausnahme zweier bundesweit tätiger Ausstiegs hilfen kaum Projekte gibt die im Direktkontakt mit radikalisierten Personen arbeiten Vielmehr wird Linksextremismusprävention primär von Vor tragstätigkeiten und Broschüren getragen Insge samt wirkt das Angebot wenig konturiert und nicht sonderlich vielfältig Auch stellt sich die Fra ge inwiefern die Angebote die Zielgruppe Radika lisierter überhaupt erreichen Allgemeine Präventionsansätze Neben Projekten die sich konkret auf einen oder mehrere spezifisch ausgewiesene Extremismen beziehen existieren Projekte die sich ganz allge mein dem Thema Extremismusprävention wid men ohne einzelne Extremismusformen explizit zu fokussieren Insgesamt ist etwa jedes zehnte Präventionsangebot 11 in diesem Feld phäno menunspezifisch angelegt Es gilt die Empfäng lichkeit gegenüber jedweden Extremismus un abhängig von den jeweiligen ideologischen Grundlagen zu reduzieren Entsprechend dieser primären Zielstellung sind phänomenunspezifi sche Angebote vornehmlich im Bereich der uni versellen Prävention anzutreffen und werden in erster Linie von zivilgesellschaftlichen Trägern an geboten Radikalisierung heute Entwicklungen und Trends Wenngleich unstrittig ist dass sich der Modus Operandi extremistischen und terroristischen Vorgehens geän dert hat bleiben es im Kern jedoch die gleichen Beweggründe die zuneh mend auch Frauen und junge Mäd chen dazu bewegen sich extremisti schen Strömungen anzuschließen Dies belegt auch die Forschungslage zu Risiko und Schutzfaktoren über blickartig Eilers Gruber Kemmesies 2015 Gleichwohl gibt es einige phä nomenspezifische Erscheinungen die mit neuen Herausforderungen für die Präventionspraxis einhergehen ins besondere in den Feldern der indizier ten und selektiven Prävention Als neue Herausforderung kann nach Expertenmeinung jüngst eine Zunahme psychischer und psychiatri scher Auffälligkeiten für alle Szenen konsta tiert werden Auch weisen die Täter der islamistischen Anschläge von Ansbach 2016 und Hamburg 2017 psychische Auffälligkeiten auf Initiativen wie das Diagnostisch Thera peutische Netzwerk Extremismus DNE stellen erste Versuche dar die sem Problem entgegenzuwirken In der Praxis stellt die Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten und Psychia tern vor allem im Zusammenhang mit islamistischen Extremisten je doch eine große Herausforderung dar die nicht zuletzt dem Umstand ge schuldet ist dass die psychotherapeu tische Betreuung eines Extremisten z B dann prekär wird wenn aufgrund psychischer Problemlagen der Zugang zu Aussteigerprogrammen die hier für nicht ausgelegt sind erschwert oder gar unmöglich wird Mit Blick auf die Gruppe der IS Rückkehrer stellt sich gegenwärtig die Frage wie eine Re Integration in ein gemäßigtes soziales Umfeld gelin gen kann Ganz gleich ob es um die Wieder Aufnahme in Schulen Glau bensgemeinschaften Sportvereine o Ä geht MitarbeiterInnen aus Bera tungsstellen und Ausstiegshilfen er fahren hier immer wieder großen Wi derstand der wenn überhaupt nur unter massiven Anstrengungen abge baut werden kann Das Risiko der Rückkehr in die extremistische Szene und damit in alte radikalisierte und vor allem strafbewehrte Handlungs muster ist umso größer je stärker sich alternative soziale Umfelder sperren Aussteigern einen Raum zu

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