22 forum kriminalprävention 3 2017 EXTREMISMUSPRÄVENTION staatlicher und zivilgesellschaftlicher Seite getragenen Prävention gerecht zu werden die die unterschiedlichen Zielgruppen erfolgreich adressiert Die Umsetzung einer solchen ganzheitli chen Zusammenarbeit die als Garant funktionierender Präventionsarbeit angesehen werden kann bedarf der weiteren Stärkung Hierfür bedarf es in erster Linie einer eindeutigen Rege lung von Zuständigkeiten staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure um bei klarer horizontaler und vertika ler Aufgabenteilung Mehrfachstruktu ren zu vermeiden Auch gilt es weiter hin an der Einzelfallorientierung und der Berücksichtigung regionaler Be sonderheiten festzuhalten und die Verzahnung unterschiedlicher Akteu re untereinander zu vereinfachen Denn nur eine faktische und tatsächli che Zusammenarbeit bildet die Basis einer tragfähigen und auf gegenseiti gem Vertrauen aufbauenden gesamt gesellschaftlich umgesetzten Präven tion Runde Tische Fallkonferenzen u Ä tragen dazu bei Lücken zu identi fizieren Sicherheitsrelevanz zu erken nen und Doppelarbeit zu vermeiden Polizeiliche Kriminalprävention im Bereich von politisch motivierter Kri minalität hat sich in den letzten Jah ren deutlich verändert Die Einbezie hung sozialpädagogischer Ansätze ist heutzutage vielerorts bereits gelebte Alltagspraxis im Kontext professionel ler Polizeiarbeit Dennoch erfahren Polizeivollzugsbeamte diesbezüglich zum Teil geringe Akzeptanz aus den eigenen Reihen und wünschen sich das zeigt unsere Untersuchung deut lich mehr Rückhalt und Akzeptanz durch Vorgesetzte und die eigene Be hörde So müsste beispielsweise das kriminalpräventive Agieren in Berei chen anderer Ressortzuständigkeiten z B Vortrag an einer Schule deutlich vereinfacht und nicht immer wieder aufs Neue kritisch hinterfragt werden Polizeidienststellen die bei ihrer Ar beit mit einem hohen Aufkommen po litisch motivierter Kriminalität kon frontiert sind sollten sich im Sinne des Community Policing mit wichti gen lokalen Institutionen und Persön lichkeiten vernetzen um auf einer tragfähigen Vertrauensbasis einer seits für die Prävention wichtige polizeiliche Sachverhalte an die Netz werkpartner herantragen sowie ande rerseits frühzeitig Kenntnis von poli zeilich relevanten Vorgängen erlangen zu können Ein weiterer wichtiger Aspekt ist eine dauerhaft gesicherte Finanzie rung um von der gängigen Praxis der Modellprojektierung hin zu langfristi geren Förderzeiträumen und damit Planungssicherheit zu kommen Dies ist insbesondere in kritischen Ar beitsfeldern wie demjenigen der Ausstiegshilfe erfolgskritisch Es ist sicherzustellen dass laufende Betreu ungsverhältnisse nicht Gefahr laufen aufgrund auslaufender Finanzierung aufgekündigt werden zu müssen und so den Interventionserfolg auf s Spiel zu setzen Auch ist es offenbar gebo ten den zur Sicherung der Finanzie rung oftmals hohen bürokratischen Aufwand zugunsten konkreter Prä ventionsarbeit zu reduzieren Auch die stärkere Besetzung des sozial technischen Raums etwa In ternet Soziale Medien in dem Rekru tierungsversuche geschehen und Ra dikalisierungsprozesse begleitende Unterstützung erfahren bedarf der besonderen Aufmerksamkeit Hierbei ist jedoch nicht alleine auf Onlinesozi alarbeit zu setzen sondern im Sinne eines resilienzfördernden Ansatzes vor allem auch und ganz entspre chend eines phänomenunspezifi schen Ansatzes die Vermittlung von Medienkompetenz zu fördern Dies stärkt Kinder bestenfalls bereits im Kindergartenalter und Jugendliche gegen jegliche Formen ideologisch politisch und oder religiös begründe ter Extremismen Bei der Umsetzung resilienzfördernder Projekte sollte je doch unabdingbar darauf geachtet werden allgemein lebensweltliche In teressen und Problemlagen junger Menschen aufzugreifen Es gilt in real weltlichen Situationen eine gegen über der Medien Internetwelt alter native Sicht auf die Welt zu vermitteln Hier bietet sich vor allem die Sozialisa tionsinstanz Schule an denn hier können aufgrund der allgemein gel tenden Schulpflicht in der Regel alle Kinder und Jugendlichen erreicht wer den Für das schulische Fachpersonal muss aber auch die Möglichkeit beste hen sich dieser Problematik anzuneh men hierzu braucht es Zeit Lehr plan und Geld Fortbildung Die Entwicklung im Bereich der po litisch motivierten Kriminalität im All gemeinen sowie im Bereich des Terro rismus im Besonderen hat sich in den letzten Jahren wie wohl noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als äußerst dynamisch er wiesen Um Kriminal Prävention stets auf Augenhöhe mit aktuellen Entwicklungen halten zu können be darf es eines steten Monitorings der zu prävenierenden Phänomene Das Verständnis der Entwicklungsdynamik und Wechselwirkungen der differen ten Extremismen ist die Grundvoraus setzung ihnen erfolgreich präventiv begegnen zu können Alle Modulberichte des PÜG Pro jekts sowie weiterer Projekte der For schungs und Beratungsstelle Terro rismus Extremismus können über die Homepage des BKA kostenlos herun ter geladen werden Dipl Päd Saskia Lützinger ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungs und Beratungsstelle Terrorismus Extremismus FTE im Bundeskriminalamt Dipl Verww Florian Gruber ist Kriminaloberkommissar und Mitarbeiter der Forschungs und Beratungsstelle Terrorismus Extremismus FTE im Bundeskriminalamt Dr phil Uwe E Kemmesies ist Referatsleiter der Forschungs und Beratungsstelle Terrorismus Extremismus FTE im Bundeskriminalamt Literatur Abdel Samad H 2005 Radikalisierung in der Fremde In Waldmann P Hg Determinanten des Terrorismus Velbrück Wissenschaft Weilerswist 189 240 Aslan E Akillic E 2017 Islamistische Radikalisierung Biografische Verläufe im Kontext der religiösen Soziali sation und des radikalen Milieus Universität Wien Wien Bannenberg B Rössner D 2007 Hallenser Gewalt studie Die Innenwelt der Gewalttäter Lebensge schichten ostdeutscher jugendlicher Gewalttäter In Dessecker A Hg Jugendarbeitslosigkeit und Krimi nalität Kriminalität und Prävention Bd 50 Kriminolo gische Zentralstelle Wiesbaden 133 165 Bundeskriminalamt Bundesamt für Verfassungs schutz Hessisches Informations und Kompetenzzen trum gegen Extremisums 2015 Analyse der Radikali sierungshintergründe und verläufe der Personen die aus islamistischer Motivation aus Deutschland in Rich tung Syrien oder Irak ausgereist sind Quelle https www bka de SharedDocs Downloads DE Publikationen Publikationsreihen Forschungs ergebnisse 2015AnalyseRadikalisierungsgruende SyrienIrakAusreisende html 11 8 2017 Deutsches Jugendinstitut e V 2013 Ergebnisbericht der Wissenschaftlichen Begleitung des Bundespro gramms INITIATIVE DEMOKRATIE STÄRKEN Berichts zeitraum 1 1 2012 31 12 2012 Halle Saale Eilers F Gruber F Kemmesies U 2015 Entwick lungsmöglichkeiten einer phänomenübergreifend ausgerichteten Prävention politisch motivierter Ge waltkriminalität PüG Modul II Literaturanalyse Bun deskriminalamt Hg Gruber F Lützinger S Kemmesies U 2017 Extre mismusprävention in Deutschland Erhebung und Darstellung der Präventionslandschaft Modulab schlussbericht Bundeskriminalamt Hg Krüger C 2008 Zusammenhänge und Wechselwir kungen zwischen allgemeiner Gewaltbereitschaft und rechtsextremen Einstellungen Forum Verlag Godes berg Mönchengladbach Lützinger S 2010 Die Sicht der Anderen Eine qualita tive Studie zu Biographien von Extremisten und Terro risten Reihe Polizei Forschung Bd 40 Wolters Kluwer Deutschland GmbH Köln Marneros A Steil B Galvao A 2003 Der soziologi sche Hintergrund rechtsextremistischer Gewalttäter Monatsschrift für Kriminologie und Strafrecht 5 364 372 NYPD New York Police Department 2007 Radicalizati on in the West The Homegrown Threat Quelle http www nypdshield org public SiteFiles documents NYPD Report Radicalization in the West pdf 22 12 2014 Olsen Jon A 2009 Roads to Militant Radicalisation Interviews With Five Former Perpetrators of Politically Motivated Organized Violence Danish Institute for In ternational Studies DIIS Copenhagen

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