3forum kriminalprävention 3 2017 GEWALT AM ARBEITSPLATZ Gefühl oder Realität Dass Einsatzkräfte der Polizei regel mäßig Opfer von Gewalttaten werden lässt sich Jahr für Jahr an der Polizeili chen Kriminalstatistik des Bundeskri minalamtes ablesen Doch erst im Lau fe der letzten Jahre wurden auch in Deutschland immer mehr Fälle be kannt bei denen auch Rettungskräfte der Feuerwehr oder von Hilfsorganisa tionen im Einsatz angegriffen und teil weise verletzt wurden Lange war je doch unklar wie verbreitet solche Vorkommnisse wirklich sind Ging man anfangs noch von spektakulären Ein zelfällen aus zeichnet spätestens die neueste PKS des Jahres 2016 ein ganz anderes Bild siehe Abb 1 Erst seit 2011 gibt es dort eine ge sonderte Opferspezifik für Feuerwehr und Rettungsdienste Der Trend ist je doch eindeutig so hat sich seit Beginn der Erfassung die Zahl der einfachen vorsätzlichen Körperverletzungen i S d 223 StGB nahezu verdoppelt Gleiches gilt für Straftaten gegen die Gewalttätige Übergriffe auf Rettungskräfte Janina Lara Dressler Statistisch betrachtet nimmt die Gewalt gegen Rettungskräfte seit Jahren zu Doch bilden die jährlichen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik auch die Einsatzrealität von Feuerwehr und Rettungsdiensten ab Wie groß ist das Dunkelfeld Eine Studie am Kriminologischen Seminar der Universität Bonn lieferte Erkenntnisse zu Quantität und Qualität von Übergriffen sowie mögli chen Präventionsmaßnahmen persönliche Freiheit Die Gewaltkrimi nalität stieg um fast ein Drittel an Dennoch besteht die Vermutung dass diese offiziellen Hellfelddaten der Kri minalstatistiken aufgrund einer massi ven Dunkelziffer noch kein treffendes Abbild der Lage bieten Ein Nachweis darüber konnte jedoch aufgrund einer bis dato bestehenden Forschungslü cke nicht erbracht werden So war das Ziel der hier nun vorlie genden Studie neben der Erhebung belastbaren Zahlenmaterials für das Jahr 2014 die empirisch bisher unzu reichend erforschte Einsatzrealität von Feuerwehr und Rettungsdienst im Hinblick auf gewalttätige Übergrif fe mithilfe der Dunkelfeldforschung in ihrer tatsächlichen Differenziertheit abzubilden Die Darstellung auch der subjektiven Sichtweise der Feuer wehrbeamten und Rettungsdienst mitarbeiter auf verschiedene Aspekte des Themenfeldes Gewalt gegen Ret tungskräfte sollte dabei helfen ggf eine Prioritätensetzung bei Präventi onskonzepten abzuleiten Außerdem wurde die juristische Aufarbeitung der Vorfälle untersucht da es im Vor feld der Erhebung vermehrt Anhalts punkte für eine Unzufriedenheit der Rettungskräfte im Bereich der Straf verfolgung gab Massives Dunkelfeld wegen geringer Anzeigebereitschaft Die Häufigkeit verbaler Attacken konnte mit dem verwendeten Studi endesign nicht erhoben werden Im Rückblick auf den Zeitraum eines Jah res können sich die wenigsten Einsatz kräfte noch daran erinnern wie oft sie beleidigt oder bespuckt wurden Von besonderem Interesse sind da her die Prävalenzraten für Formen der physischen Gewalt Typische Tathand lungen sind hier zunächst leichtere körperliche Übergriffe wie Schubsen Schlagen oder Treten aber auch deut lich gefährlichere Handlungen von der Abbildung 1 Übersicht polizeilich gemeldeter Delikte Quelle PKS Tabelle 943 Opferspezifik Feuerwehr Rettungsdienst Jahre 2011 2016 Forschungsdesign Opferbefragung online und ergän zend qualitative Interviews Insg 1659 Befragte in Berlin Ham burg München und Köln Berufsfeuerwehren und Hilfsorgani sationen in wechselnden Anteilen Befragungszeitraum Ende 2014 An fang 2015 Beteiligungsraten von 5 58 bezo gen auf einzelne Wachen Datenauswertung mit SPSS 22 Abbildung 2 Prävalenzraten untersuchter Delikte
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