5forum kriminalprävention 4 2017 KULTURELLE BILDUNG IM STRAFVOLLZUG Einleitung kulturelle Bildung als Instrument der tertiären Prävention Angebote kultureller Bildung die sich an Strafgefangene richten bilden ein breites Spektrum an künstleri schen Präsentationsformen ab Bil dende Künste vgl Sons 2016 sind ebenso vertreten wie darstellende Künste Insbesondere Theaterprojekte im Strafvollzug haben schon eine län gere Tradition vgl Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft 2014 Deu 2008 Thielicke 1980 auch wenn sie noch immer vereinzelt stattfinden Tanz und Performance orientierte Projekte findet man eher in der jüngeren Ver gangenheit vgl Welzin 2013 Mosba cher Dix Chyle 2011 Alle Angebote aus dem Bereich der darstellenden Künste haben gemeinsam dass sie Be wegung und Körperausdruck in den Mittelpunkt stellen Die Zielsetzung und Methoden variieren dabei stark Neben Angeboten mit ausgewiesenen künstlerischen Zielsetzungen existie ren Angebote im Kontext von edukati ven therapeutischen oder Freizeit maßnahmen neben tanz oder theatertherapeutischen Interventio nen kommen körperorientierte Ent spannungs oder Trainingsmethoden zum Einsatz Viele der Angebote teilen die Annahme dass körperliche und künstlerische Ausdrucksformen Emo tionen und Gefühle aktivieren und da durch Bildungs und Entwicklungs prozesse anstoßen und fördern vgl van den Broek et al 2011 326 Resozialisierung durch Bewegung Körper und bewegungsbasierte Angebote der kulturellen Bildung im Strafvollzug Henning van den Brink Fabian Chyle Viele Förderprogramme von kultureller Bildung sind im Zuge der Debatte über Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit aus der Taufe gehoben worden Primär oder sekundärpräventive Aspekte tauchen ebenfalls nicht selten in den Begründungsmustern für mehr kulturelle Bildung auf Die Ein satzmöglichkeiten kultureller Bildung für die Resozialisierung von Straftätern werden dagegen kaum thematisiert Anhand von Befunden aus Begleitfor schungen zu körper und bewegungsbasierten Angeboten kultureller Bildung im Strafvollzug sollen deren Potenziale und Grenzen aufgezeigt werden Befunde von Begleitforschungen zu körper und bewegungs basierten Angeboten Der Frage ob und unter welchen Bedingungen sich diese Vorannahme als zutreffend herausstellt und kultu relle Bildung straffällig gewordene Menschen auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft unterstützen kann soll in diesem Beitrag nachgegangen wer den Da der Schwerpunkt von Angebo ten kultureller Bildung im Strafvollzug auf körper und bewegungsbasierten Interventionen für männliche Straftä ter liegt sollen hier die Ergebnisse aus Begleitforschungen zu eben solchen Projekten zusammengetragen wer den wobei auch darauf eingegangen wird mithilfe welcher Verfahren und Methoden die Ergebnisse generiert wurden Reiss et al 1998 146 ff untersuch ten beispielsweise in einer unkontrol lierten klinischen Studie einen fünftä gigen Theater Workshop der Geese Theatre Company die Effekte im Be reich von Aggressionsmanagement und Impulskontrolle Die Ergebnisse der Pre Post Test Follow up Befra gung von zwölf Sexual und Gewalt straftätern die im Rahmen des Work shops eigene theatrale Gestaltungen entwickelten zeigten signifikante und nachhaltige Ver besserungen im Um gang mit Aggression respektive Erler nen von Handlungsalternativen vgl Reiss et al 1998 146 ff Über einen Zeitraum von zwei Jahren unter suchten Brown et al 2004 9 ff mit hilfe qualitativer teilnehmende Be obachtung Bildinter pretation Inter views und Fokusgruppengespräche und quantitativer Messinstrumente psycho metrische Testreihen ein Tanzprojekt und deren Kurz und Langzeiteffekte auf das Selbstkon zept die emotionale Kompetenz und die Selbstwahrnehmung der Gefange nen Die Forschungsergebnisse zu dem Projekt das vornehmlich die Tanztechnik der Kontaktimprovisation einsetzte sind widersprüchlich Wäh rend die Teilnehmer in den qualitati ven Erhebungen über intensive emo tionale Erfahrungen berichteten und ein höheres Maß an emotionaler Kom petenz bei sich wahrnahmen konnten in den psychometrischen Testreihen keine Effekte im Umgang mit Emotio nen oder Reflexionsfähigkeit im Ver gleich zur Kontrollgruppe n 6 fest gestellt werden vgl Brown et al 2004 41 ff Dowling 2011 untersuchte das interdisziplinäre Tanz Performance Projekt 59 Places das in einem Zeit raum von sechs Monaten mit elf Straftätern in einem amerikanischen Gefängnis stattfand Er kommt zu dem Schluss dass die aus der performati ven Kunst entwickelten bewegungs und körperbasierten Interventionen als unterstützend zur Förderung von Körperwahrnehmung Körpergren zen zur Bearbeitung biografischer Themen und als Hilfestellung während der Resozialisierung und Wiederein gliederung in die Gesellschaft wahrge nommen wurden vgl Dowling 2011 70 ff Van den Broek et al 2011 stellten in ihrer Studie fest dass künstlerische Therapien effektiver in der Aktivierung von positiven bzw negativen Emotio nen sind als herkömmliche psychothe rapeutische Behandlungen Solche eindeutigen Ergebnisse konnte dage gen die Studie von McNamara 2001 nicht liefern Mittels Kontroll grup pentest wurden die Effekte einer acht wöchigen tanz und bewegungs therapeutischer Behandlung bei Ge fangenen mit dualer Diagnose auf de
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