5forum kriminalprävention 1 2018 HÄUSLICHE GEWALT Begriffsbestimmungen Gewalt gegen Frauen Partnerschafts gewalt häusliche Gewalt Häufig wird eine Teilmenge der zwi schenmenschlichen Gewaltphänome ne synonym als Gewalt gegen Frauen Partnerschaftsgewalt oder häusliche Gewalt bezeichnet Genau genommen ist auf einige Differenzierungen hinzu weisen wenngleich eine bedeutsame Schnittmenge vorhanden ist Bei Gewalt gegen Frauen steht der geschlechtsspezifische Aspekt im Vor dergrund und wird als Teil einer struk turellen Diskriminierung von Frauen verstanden Partnerschaftsgewalt bzw Gewalt in Paarbeziehungen knüpft da ran an Die geschlechtsspezifische Ausprägung und damit den struktu rellen Charakter der Erscheinungsfor men von Partnerschaftsgewalt bzw häuslicher Gewalt zeigen die statisti schen Hellfelddaten des Bundeskrimi nalamts von 2016 2 wonach rund 82 der Opfer weiblich sind und rund 80 der Täter männlich Weiter gefasst ist häusliche Gewalt die auf den sozialen Istanbul Konvention stärkt den Schutz von Frauen vor Gewalt Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Deutschland am 1 Februar 2018 in Kraft getreten Wolfgang Kahl Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt sind weltweit verbreitet und gehören auch in Europa zu den schwersten Menschenrechtsverletzungen Deutschland hat am 12 Oktober 2017 die Beitrittsurkunde zum Übereinkom men des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt SEV 210 beim Generalsekretär des Europarats hinterlegt und damit den Ratifikationsprozess dieser sogenannten Istanbul Konvention abgeschlossen Am 1 Februar 2018 ist die Konvention im Rahmen eines rechtlich bindenden Bundesgesetzes in Kraft getreten was den Anlass bietet wesentliche Inhalte der Konvention und ihre Umsetzungen in Deutschland darzustellen 1 Die besondere Bedeutung des Übereinkommens liegt darin dass erstmalig in einem völkerrechtlichen Vertrag umfassende und spezifische Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt sowie des Schutzes der Opfer geregelt werden Nahraum der Gewaltausübung bzw die persönliche Nähe Beziehung von Täter in und Opfer abstellt Kinder und pflegebedürftige Angehörige al ler Geschlechter werden begrifflich eingeschlossen In der Präambel der Konvention des Europarates wird klar dass der ge schlechtsspezifische Ansatz im Vor dergrund steht Die Vertragsparteien verdeutlichen dass Gewalt gegen Frauen strukturellen Charakter hat zur Verfestigung der historisch ge wachsenen ungleichen Machtverhält nisse zwischen Frauen und Männern und zur Diskriminierung von Frauen beiträgt und somit ein Haupthindernis für das Erreichen der Gleichstellung von Frauen und Männern darstellt Sie erkennen darüber hinaus an dass auch Männer und Kinder Opfer von häuslicher Gewalt sein können Kinder seien zudem häufig als Zeugen innen indirekt Opfer Artikel 2 stellt klar dass das Überein kommen auf alle Formen von Gewalt3 gegen Frauen einschließlich häusli cher Gewalt gegen Frauen anzuwen den ist Darüber hinaus werden die Vertragsparteien dazu ermutigt auch Männer und Kinder die Opfer von häus licher Gewalt werden einzubeziehen Partnerschaftsgewalt Empirische Erkenntnisse Im Jahr 2016 wurden unter den Straftaten gruppen Mord Totschlag Körperverletzungen Vergewaltigung sexuelle Nötigung Bedrohung und Stalking insgesamt 133 080 Opfer von vollendeten und versuchten Delikten der Partnerschaftsgewalt in Deutsch land polizeilich erfasst 4 Seit 2012 sind die Opferzahlen um 10 2 angestie gen Weit überwiegend richten sich die Gewalttaten gegen Frauen 2016 81 9 Vorsätzliche einfache Körper verletzungen betreffen die Opfer mit rund 65 am häufigsten gefolgt von Bedrohungen 14 gefährlicher schwerer Körperverletzung ggf mit Todesfolge 12 6 Stalking 6 4 Vergewaltigung sexueller Nötigung 1 9 und Mord Totschlag 0 3 Die Zahlen können die tatsächliche Krimi nalitätslage nicht widerspiegeln weil ein erhebliches allerdings schwer zu quantifizierendes Dunkelfeld von nicht angezeigten Straftaten hinzuge rechnet werden müsste In einer im Jahr 2003 durchgeführten repräsentativen Befragung von rund 10 000 in Deutschland lebenden Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren wird ge 1 Bei der Darstellung werden zahlreiche Textbausteine aus den im Literaturverzeichnis genannten Dokumenten verwendet 2 Bundeskriminalamt 2017 Partnerschaftsgewalt Kriminalstatistische Auswertung Berichtsjahr 2016 3 Der Istanbul Konvention liegt ein umfassendes Verständnis von Gewalt zugrunde dass alle Handlungen geschlechtsspezifischer Gewalt einschließt die zu körperlichen sexuellen psychischen oder wirtschaft lichen Schäden oder Leiden bei Frauen führen 4 Bundeskriminalamt 2017

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