22 forum kriminalprävention 2 2018 EXTREMISMUSPRÄVENTION zahl der Indikatoren als universell gül tig angesehen werden d h die Merk male wurden in mindestens vier unterschiedlichen Kontexten genannt Vorläufiges Fazit Die Prävention islamistischer Radi kalisierung ist ein relativ junges Feld und belastbare Ergebnisse zur Wirk samkeit der Maßnahmen liegen nur unzureichend vor Zur Prüfung der Wirksamkeit solcher Maßnahmen ist es notwendig Erfolgskriterien zu spezifi zieren Da insbesondere im Bereich der selektiven und indizierten Präven tion das Aufhalten von Radikalisie rungsprozessen bzw die Deradikali sierung von Personen angestrebt ist müssen diese Erfolgskriterien Merk male islamistischer Radikalisierung ab bilden die nach Beendigung einer Maßnahme entweder stagnieren oder sich deutlich zurückgebildet haben In der Literatur ist eine Unmenge solcher Indikatoren beschrieben die je nach Adressaten mehr auf der Verhaltens oder Einstellungsebene angesiedelt sind Die Überlappung existierender Instrumente hinsichtlich der beschrie benen Kriterien oder Indikatoren ist jedoch sehr groß Ein substanzieller Anteil der Kriterien die im Projekt EEE gewonnen werden findet sich in den existierenden Instrumenten und Metriken wieder Aufgrund der Partizipation von sehr unterschiedli chen Akteuren der Präventionsland schaft bei der Gewinnung der Indika toren wurden jedoch auch Merkmale identifiziert die nur für bestimmte Personengruppen von Relevanz sind und somit Radikalisierungsprozesse weiter erhellen Dr Simone Ullrich leitet das Projekt EEE am NZK Dr Mitra Moussa Nabo und Inga Nehlsen sind wissenschaft liche Mitarbeiter am NZK Dr Marlen de la Chaux war wissenschaftliche Mitarbeiterin am NZK bis Ende 2017 Kontakt Simone Ullrich bmi bund de Literatur Armborst A Kober M 2017 Effekte von Ansätzen zur Prävention islamistischer Radikalisierung Bonn NZK Gill P 2015 Toward a scientific approach to identify ing and understanding indicators of radicalization and terrorist intent eight key problems Journal of Threat Assessment and Management 2 3 4 187 191 Gruber F Lützinger S 2017 Extremismuspräventi on in Deutschland Erhebung und Darstellung der Präventionslandschaft Wiesbaden BKA Kuckartz U 2016 Qualitative Inhaltsanalyse Metho den Praxis Computerunterstützung 3 Auflage Wein heim Beltz Pawson R Tilley N 1997 Realistic evaluation Lon don Sage Gewalttaten mit extremistischen oder terroristischen Bezügen stellen eine wachsende internationale Bedro hung dar In der Regel geht den Taten ein Radikalisierungsprozess voraus der durch eine Reihe von beobachtba ren Indikatoren und spezifischen Ver haltensweisen der Täter gekennzeich net ist Konkrete Ableitung für Präventions und Deradikalisierungs maßnahmen gestalten sich jedoch aufgrund der Heterogenität und Kom plexität der Fälle als schwierig Zudem beschränken sich bestehende Ansätze oftmals auf den nationalen Rahmen und erschweren so den erfolgreichen MINDb4ACT Ein EU Projekt zur Entwicklung von innovativen und effektiven Möglichkeiten zur Prävention von gewalttätigem Extremismus Friederike Sommer Holger Nitsch Herbert Scheithauer Das EU geförderte Projekt MINDb4ACT Mapping IdentifyiNg and Developing skills and opportunities in operating environments to cocreate innovative ethical and effective ACTions to tackle radicalization leading to violent extremism zielt darauf ab die Phänomene der Radikalisierung und extremis tischen Gewalt besser verstehen und prävenieren zu können Durch die Kooperation von 18 Expertengruppen aus zehn Europäischen Ländern soll der bisherige Wissensstand systematisch aufgearbeitet Strategi en der Deradikalisierung unter der Anwendung technischer Lösungen entwi ckelt und eine interdisziplinäre internationale Zusammenarbeit etabliert und gefördert werden Umgang mit diesem gravierenden Problem das sich häufig über Länder grenzen hinweg auswirkt Auch eine Vernetzung von Wissenschaft und Praxis ist trotz der mittlerweile umfas senden Forschungslage zum Phäno menbereich bislang unzureichend er folgt Der Fokus von MINDb4Act liegt des halb auf der Sichtung Bewertung und Zusammenführung bereits bestehen der Präventions und Interventionsan sätze in unterschiedlichen Kontexten Schulen Internet und Medien Ge fängnisse Migrations Hotspots Be hörden sowie der Entwicklung und empirischen Überprüfung neuer Pro gramme Neben der Erforschung grundlegender sozialer bspw der Rolle moderner Medien im Rekrutie rungsprozess und individueller Risi kokonstellationen für Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus strebt das Projekt einen hohen An wendungsbezug an indem Praktiker an der Entwicklung Evaluation und späteren Umsetzung der Programme maßgeblich beteiligt sein sollen In der ersten Phase des Projekts sollen die Präventions und Deradikali sierungsmaßnahmen unterschiedli cher im Feld arbeitender Akteure sys tematisch erhoben und miteinander in Bezug gesetzt werden Dies soll mit hilfe von Living Labs realisiert werden die einen innovativen methodischen Zugang darstellen die unterschiedli chen Entscheidungs und Fallmanage mentprozesse der Praktiker struktu riert zu erfassen Die transnationale Zusammenführung der Ergebnisse aus den Living Labs erfolgt in der zwei ten Projektphase Der Überblick über grundlegende Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Deradikalisierungs maßnahmen soll in der dritten Phase die Entwicklung von Interventionen

Vorschau DFK forum kp 02-2018 Seite 24
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.