26 forum kriminalprävention 2 2018 EXTREMISMUSPRÄVENTION keln Ausdruck lebensphasentypischer Suchbewegungen sein aber auch der Abgrenzung und Abwertung von an deren dienen Festlegungen von Be hörden und Akteuren des Sozialraums Lehrkräfte Sozialpädagogen etc ba sieren nicht selten auf Teilbeobach tungen und daraus resultierenden Mutmaßungen Auch fehlen bislang wissenschaftlich begründete Kriteri en die eine seriöse Urteilsbildung un terstützen könnten Angesichts der auch hier aufscheinenden Stigma tisierungsproblematik ist es daher geboten Präventionsrhetoriken zu hinterfragen und nur dann von Radi kalisierungsprävention zu sprechen wenn die entsprechenden Maßnah men auch das Ziel haben Radikalisie rungsprozesse zu verhindern vgl Lü ders Holthusen 2007 64 f Ceylan Kiefer 2018 63 Bislang realisieren sich große Teile der Radikalisierungsprävention aller dings eher in provisorischen und ex perimentellen Anordnungen vgl Kie fer 2015 44 Dies liegt einerseits daran dass es sich um ein in Deutsch land vergleichsweise junges Phäno men handelt vgl El Mafaalani et al 2016 26 Auf fundierte Wissensbe stände und erprobte Methoden kann in der Regel nicht zurückgegriffen werden Oft basieren die Konzepte und Methoden auf in anderen Kontex ten erprobtem Wissen deren Rele vanz im Hinblick auf islamistisch moti vierte Radikalisierung noch nicht hinreichend abzusehen sind vgl Trautmann Zick 2016 68 Auch sind die derzeit bestehenden Präventions programme und Maßnahmen zumeist nicht Teil einer abgestimmten Präven tionsstrategie Sie entstanden zu ei nem Zeitpunkt als der Handlungs druck bedingt durch terroristische Aktivitäten und zahlreiche Ausreisen nach Syrien und Irak sehr hoch war Kiefer 2018 Andererseits liegen in Ermangelung von Evaluationen in Deutschland wenig belastbare empiri sche Daten zu Präventions und Inter ventionsprogrammen vor vgl u a Christmann 2012 4 El Mafaalani et al 2016 20 Die Messung von Auswirkungen und Resultaten also des Erfolges von Maßnahmen ist eine besondere Her ausforderung Ob die Radikalisierung einer Person aufgrund einer bestimm ten Maßnahme verhindert wurde lässt sich kaum mit Gewissheit beur teilen und erheben vgl Rabasa et al 2010 6 Umso mehr ist eine Sichtung von Kriterien relevant die Ansätze der Präventions und Ausstiegsarbeit ver folgen und wissenschaftlich nahege legt werden 3 Das Projekt MAPEX Eine laufende und systematische Bestandsaufnahme zur Orientierung wie der Forschungsverbund MAPEX sie anstrebt ist hierfür eine wichtige Gelingensbedingung und Handlungs notwendigkeit Zur Sichtung der Prä ventionslandschaft wird hierfür ein Kategoriensystem entwickelt das the orie und evidenzgeleitet aus der Ra dikalisierungsforschung hervorgeht und um Kriterien der Praxis erweitert wird Im Vordergrund steht aber nicht eine Evaluation oder Wirksamkeitsana lyse sondern die Analyse vorgelager ter Fragen Wie dicht oder lückenhaft ist die Landschaft der Deradikalisie rungsmaßnahmen Wie ist das Ver hältnis von Prävention und Interventi on An welchen Ursachen welchen Radikalisierungsphasen dynamiken und mechanismen setzen die Projek te an An wen richtet sich das Ange bot Wer wird nicht erreicht Welche theoretischen und methodischen An sätze werden hierfür gewählt und welches Professionsverständnis liegt den Projekten jeweils zugrunde Der Forschungsverbund verfolgt dabei eine interdisziplinäre Perspekti ve Hierzu bringen die beteiligten Wissenschaftler innen unterschiedli che Forschungsperspektiven zum Phänomenbereich der islamistischen De Radikalisierung ein die anhand von qualitativen und explorativen Analysen weiter vertieft und in das Mapping eingehen sollen Geleitet wird der Forschungsverbund am Insti tut für Interdisziplinäre Konflikt und Gewaltforschung IKG der Universität Bielefeld von Prof Dr Andreas Zick und koordiniert von Dipl Soz Manue la Freiheit Das IKG wird hierbei aus Sicht der Sozialisationsforschung und Sozial psychologie Fragen an die Praxis stel len und seine Expertise in das Mapping einbringen Ebenso soll im Rahmen von qualitativen Analysen untersucht werden inwiefern Konzepte und Me thoden aus der Präventionsarbeit ge gen Rechtsextremismus sich auch im Umgang mit islamistischer Radikalisie rung als tragfähig erweisen Umge kehrt wird aber auch nach den Gren zen und dem Bedarf an spezifischen Ansätzen und Methoden gefragt Für die Praxis der Präventionsarbeit sollte die Analyse insofern interessant sein wie sie neben der Übertragbarkeit und Wirksamkeit eben dieser Ansätze einen Beitrag zur Identifikation beson derer Risikogruppen leisten kann Ausgehend von der Differenzierung der verschiedenen Präventionstypen wird sich die Arbeitsgruppe der FH Münster unter der Leitung von Dr Se bastian Kurtenbach Vertretung von Prof Dr Aladin El Mafaalani mit der indizierten Prävention also den kon kreten Deradikalisierungsmaßnah men befassen Hierzu zählt neben der Ansprache der Kooperations struktur und dem Beratungsprozess auch die Analyse milieuspezifischer und sozialräumlicher Besonderheiten Auf Basis des Mappings und der quali tativen Daten sollen dabei empirisch gesättigte Idealtypen sowie Best Practice Beispiele herausgearbeitet werden Das Forschungsteam der Goethe Universität Frankfurt wird unter der Leitung von Dr Meltem Kulaçatan und Prof Dr Harry Harun Behr auf der Grundlage ihrer religionspädagogi schen Expertise nach Möglichkeiten der Radikalisierungsprävention fra gen Neben der Unterscheidung von universeller und spezifischer bzw se lektiver Prophylaxe ist hier zum einen der diagnostische Blick auf die Ziel gruppen woran erkennen Fachkräfte eine Risikogruppe bzw Auffälligkei ten zum anderen der pädagogische Prozess insgesamt von besonderer Relevanz Das betrifft vor allem die qualitative Analyse der didaktischen Konzepte und ihrer vorfindlichen Um setzung im Rahmen von Deradikalisie rungsansätzen unter besonderer Be rücksichtigung genderbezogener Aspekte Schließlich bringt das Institut für Is lamische Theologie IIT der Universität Osnabrück unter der Leitung von Dr Michael Kiefer eine islamwissenschaft liche und kommunalorientierte Pers pektive ein Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund Werden in den Maßnahmen und Projekten alle relevanten Akteure des Sozialraums Schule Jugendhilfe Vereine Gemein den usw eingebunden Sind die Ak teure der Regelsysteme in Schule und Jugendhilfe ausreichend integriert Welche Formen der Kooperation wer den gewählt Wo liegen mögliche Ko operationshindernisse und wie kön nen diese beseitigt werden Die durch die Bestandsaufnahme und Analysen gewonnenen Erkennt nisse dienen abschließend der Ent

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