32 forum kriminalprävention 2 2018 EXTREMISMUSPRÄVENTION Präventionsarbeit basiert auf Vertrauen Internationale Fachtagung zu Extremismusprävention in Berlin Iris Muth Philip Weigand Welche Maßnahmen können die ideologische Radikalisierung von Kindern Jugendlichen und jungen Erwachsenen verhindern Welchen Stellenwert haben dabei präventive Strategien und soziale Arbeit Wie können in der Prävention tätige Akteurinnen und Akteure befähigt werden Radikalisie rungsprozessen besser entgegenzutreten und welche Rolle spielen sie in der Bekämpfung von Extremismus Bei der durch das Bundesministerium für Familie Senioren Frauen und Jugend BMFSFJ ausgerichteten G20 Fachta gung Preventing Radicalisation Towards Resilient Societies ging es um Fragen wie diese Rund 100 Expertinnen und Experten aus den G20 Mitgliedstaaten und ver schiedenen Gastländern diskutierten Ansätze präventiv pädagogischer Maß nahmen zur Verhinderung von Radika lisierung Extremismus und Terroris mus In den Blick genommen wurden dabei zum Beispiel unter schiedliche Sphären in denen Radikalisierung stattfindet etwa die Onlinewelt oder der Strafvollzug Beide Umgebungen unterscheiden sich fundamental in ih rem Wesen und ihren Rahmenbedin gungen und doch stellen beide in vie len Ländern einen Nährboden für politisch und oder religiös begründete Radikalisierung dar Während der inter nationalen Konferenz die vom 13 bis 15 November 2017 in Berlin stattfand erörterten die anwesenden Fachleute wie Kinder und Jugendarbeit zum Auf bau widerstandsfähiger Individuen Netzwerke und Gesellschaften bei trägt Dabei wurden erfolgreiche Pro jektansätze präsentiert und diskutiert Verbunden wurde die Debatte darüber mit der Frage welche allgemeingülti gen Schlüsse daraus gezogen werden können und wie sich die vielen guten Praxisbeispiele auch auf andere Kon texte und Länder übertragen lassen Prävention muss ganzheitlich ge dacht und umgesetzt werden damit sie erfolgreich ist und nachhaltig wirkt Die Verhinderung von Radikalisierung und damit auch deren fatalste Aus formung dem gewaltbereiten und ge walttätigen Extremismus kann nur im engen Austausch zwischen staatli chen Akteuren und Zivilgesellschaft gelingen Dies ist nicht nur im Aktions plan der Vereinten Nationen so festge halten sondern war auch Überzeu gung der anwesenden Fachleute Das BMFSFJ unterstützt diesen Ansatz wie Staatssekretär Dr Ralf Kleindiek bekräf tigte Zu lange hat sich die internatio nale Debatte auf sicherheitsorientierte Maßnahmen konzentriert Wir müs sen Radikalisierung ganzheitlich ange hen und die Präventionsarbeit auf ver schiedenen Ebenen auf lokaler nationaler und internationaler Ebene starkmachen In den verschiedenen Diskussionspanels ging es darauf auf bauend um die Fragen Wie gelingt es dies auf allen Handlungsfeldern unse rer Gesellschaften praktisch umzuset zen Welche Schritte müssen gegan gen werden und welche Wege führen in Sackgassen Vertrauen und Partizipation Ein Ergebnis Junge Menschen wol len und müssen ernst genommen werden Präventionsarbeit basiert auf Vertrauen denn nur mit Vertrauen öffnen sich die Türen und die Ohren der Zielgruppen Soziale Arbeit kann an dieser Stelle ansetzen Mit behutsa mem und zugleich bestimmtem Zuge hen auf die Zielgruppe kann dieses elementare Vertrauen geschaffen werden Dafür hält soziale Arbeit auch im Vergleich zu den Möglichkei ten der Sicherheitsbehörden und der Strafverfolgung einen ganz wesentli chen Schlüssel in der Hand Sie kann sich auf das Positive konzentrieren und auf den Potenzialen aufbauen Radikales Gedankengut ist zwar häufig ein bestimmender Teil der Iden tität von radikalisierten Personen de finiert sie aber nicht allumfassend in ihrer Vielfalt Eine Perspektive die auf der Tagung häufig beschrieben wur de Radikalisierte Jugendliche sind gleichzeitig auch Musik oder Sport fans interessieren sich für Technik oder Natur in jedem Fall sind sie auch Söhne Töchter und Freunde Viele dieser Aspekte können ein Gegenge wicht zu fortschreitenden Radikalisie rungsprozessen sein oder ein Anker beim Ausstieg aus einer extremisti schen Gruppe Die Einstellungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden im Zuge der Präventionsarbeit oft als das Problem angesehen Dies kann dazu führen dass der Fokus immer wieder auf Defizite gelegt und damit Stigmatisierung vorangetrieben wird Es ist wichtig kontinuierlich auf posi tive Aspekte Bezug zu nehmen und stets auf die Stimme der Zielgruppe zu hören Projekte sollten nicht für die Jugend umgesetzt werden sondern mit der Jugend ein fundamentaler Unterschied Jugend muss in ihrer Umgebung mit ihren Sorgen und Nö ten abgeholt werden Für partizipati ve Präventionsarbeit verstärkt Res sourcen einzusetzen sehen die teilnehmenden Expertinnen und Ex perten als eine wichtige Investition in die Zukunft Jugendliche die gefährdet sind sollten an den richtigen Orten mit den richtigen Angeboten und Argu menten adressiert werden Dabei kön nen frühere Extremisten Aussteiger und Personen aus dem ideologischen Umfeld radikalisierter Jugendlicher eine besondere Rolle spielen Ihre Glaubwürdigkeit speist sich aus ihrer Biografie und aus der Anschlussfähig keit an die persönliche Situation ge fährdeter Jugendlicher Diese Vorge hensweise ist schon allein deshalb so bedeutsam weil die Gefahr besteht dass plumpe Überzeugungsversuche

Vorschau DFK forum kp 02-2018 Seite 34
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