36 forum kriminalprävention 2 2018 GEWALTPRÄVENTION Bereits im Gründungsjahr 2001 ana lysierte eine wissenschaftliche Ar beitsgruppe des DFK das amerikani sche Konzept der sogenannten Hate Crimes im Hinblick auf die deutsche Si tuation Hauptergebnis der mehrjäh rigen Arbeit waren Empfehlungen zur primären Prävention von vorurteils bedingter Gewalt gegen Gruppenan gehörige Im Kern wurden frühes so ziales Norm und Verhaltenslernen in der familiären Basissozialisation sowie in Kindergarten und Schule empfoh len Im Sommer 2006 konnten die Bun deskanzlerin und die Ministerpräsi dentenkonferenz MPK in einem fe derführend vom DFK erarbeiteten Bericht über den Stand der Gewalt prävention in Deutschland sowie über zentrale Handlungserfordernisse zu ih rer nachhaltigen Gestaltung unter richtet werden Der Bericht hielt fest dass das Wissen über die Nachhaltig keit die Übertragbarkeit der vielfälti gen Verfahren und Erfahrungen sowie über die Gelingensbedingungen der Strategien verbesserungsbedürftig sei Die flankierend vom Deutschen Ju gendinstitut DJI herausgegebene Zwischenbilanz zu den Strategien und Handlungsfeldern der Gewaltpräventi on sah die zentrale Herausforderung in der Absicherung und Weiterent wicklung vorhandener Strategien Zur Fortentwicklung des Angebots spektrums hat das DFK daraufhin in der 2008 herausgegebenen Expertise Gelingensbedingungen für die Prä vention von interpersonaler Gewalt im Kindes und Jugendalter ein entwick lungsorientiertes Verständnis von Prä vention vorgestellt Die Auswirkungen des eingeleiteten Perspektivenwech sels von einem an Defiziten ausgerich teten Ansatz hin zu einem an Stärken anknüpfenden Verständnis ohne je doch Defizite außer Acht zu lassen zeigen sich u a bereits bei vielen er probten und evaluierten Programmen zur Förderung von sozialen Kompe tenzen und Empathiefähigkeit Die Bedarfe nach Unterstützung beim Umgang etwa mit Störungen Mobbing Gewaltphänomenen Sucht verhalten und psychischen Auffällig keiten werden in den Regelsystemen von Bildung und Erziehung nach wie vor artikuliert Trotz oder vielleicht ge rade wegen der beachtlichen Vielfalt des dem Bedarf gegenüberstehenden Spektrums von Angeboten ergab sich für das DFK dann folgende Ausgangs lage 1 Es zeigt sich dass die Bedarfe zur Stärkung von Erziehungskompe tenzen in den Kindertagesstätten Einrichtungen der sozialen Kinder Jugendarbeit und Schulen von ih ren verantwortlichen Trägern und Verwaltungen nur sehr begrenzt systematisch aufgegriffen werden Insbesondere von Praxis und Exper ten für notwendig erachtete An passungen etwa in der Aus und Fortbildung sowie bei der Organisa tionsentwicklung werden kaum oder nur zögerlich eingeleitet 2 Es muss festgestellt werden dass die Qualität des Großteils der ge waltpräventiven Angebote in aller Regel ungeklärt ist Bedarfsträger nutzen häufig noch ungeprüfte An gebote mit unklaren Wirkungen 3 Es existiert bereits seit einigen Jah ren ein großes Wissen um wirksame gewaltpräventive Ansätze und ihre Implementierungsvoraussetzungen jedoch sind diese in der Praxis nicht in ausreichendem Maße bekannt ge schweige denn stehen sie den Be darfsträgern nachhaltig und in quali tätsgesicherter Weise zur Verfügung Wirksame Ansätze finden kaum sys tematische und damit nachhaltige Verbreitung 4 Vielfältige Bemühungen zur Quali tätsverbesserung verbreitung und sicherung etwa Projektmanage ment Tools Programmdatenbanken wissenschaftliche Reviews und Ex pertisen zeigen bislang wenig Wir kung Der Wissenstransfer ist nicht effektiv genug und oder wahrge nommene Erkenntnisse wollen bzw können nicht aufgegriffen werden Im Herbst 2012 hat das DFK zur wei teren Klärung der aufgezeigten Pro bleme unzureichende Systemanpas sungen Verbreitung unwirksamer Angebote fehlende Verstetigung wirksamer Ansätze geringe Wirkung bisheriger Steuerungsinstrumente einen Sachverständigenrat mit zu nächst 13 Experten aus Wissenschaft und Praxis einberufen der seitdem insbesondere daran arbeitet mehr Transparenz über wirksame und praxistaugliche Angebote und ihrer Implementierung herzustel len die wirksamen und praxistauglichen Angebote stärker zu verbreiten und miteinander zu verknüpfen mehr Wissen über noch ungeprüfte Angebote über die Implementie rung von Angeboten sowie über die Verknüpfung Verzahnung von An geboten zu erhalten Erstes Ergebnis war der Leitfaden Entwicklungsförderung und Gewalt prävention für junge Menschen der 2013 im Rahmen des 18 Deutschen Präventionstages DPT in Bielefeld vorgestellt wurde und Anfang 2018 mit einigen Modifizierungen neu auf gelegt erhältlich ist Er knüpft an die Entwicklungsförderung Gewaltprävention Leitfaden Impulse für die Auswahl und Durchführung wirksamer Programme neu aufgelegt Wolfgang Kahl Die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention DFK befasst sich kontinuierlich und schwerpunktmäßig mit der Frage wie Gewaltprävention systematisch und nachhaltig gestaltet und verbreitet werden kann Nachfol gend werden Konzeption und Arbeitsschritte nachgezeichnet sowie auf die Neuauflage des Leitfadens Entwicklungsförderung und Gewaltprävention für junge Menschen hingewiesen

Vorschau DFK forum kp 02-2018 Seite 38
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