39forum kriminalprävention 2 2018 GEWALTPRÄVENTION Zusammenhänge zwischen Gewalterfahrungen und Gewalttätigkeit Im Rahmen der eingangs genann ten Studie zu gewalttätigen Mädchen wurden mittels einer Aktenanalyse Da ten von jungen Frauen8 untersucht die mit mindestens einem Delikt nach 224 StGB der gefährlichen Körper verletzung durch ein Gericht oder durch die Staatsanwaltschaft abgeur teilt wurden Der Fokus der Auswer tung risikoerhöhender Faktoren lag auf den Bereichen Eltern und Familie Peergroup Freizeit soziales Umfeld und Schule Im Hinblick auf das Erleben häusli cher Gewalt konnte festgestellt wer den dass 26 4 der Mädchen Gewalt gegen sich durch ein anderes Famili enmitglied in der Regel die Eltern oder Erziehungspersonen erleben mussten 9 28 7 der jungen Gewalttäterinnen wurden zudem regelmäßig Zeugin von innerfamiliärer Gewalt der Eltern untereinander oder zwischen Eltern und Geschwistern Sie entsprechen in persona zum Großteil den Mädchen die selbst Opfer der Gewalt ihrer El tern wurden 95 7 der misshandel ten Mädchen erleben also auch Gewalt der Eltern untereinander Häusliche Gewalt gegen Familienmitglieder mit zuerleben hat ähnlich der Folgen des eigenen Opferseins vielfach negative Auswirkungen auf die soziale emotio nale und kognitive Entwicklung Auch hier geht es um das Erlernen einer Konfliktkultur und um die Internalisie rung von familiären und partner schaftlichen Werten die für das eige ne Leben der jungen Menschen an späterer Stelle von Bedeutung sein können 10 Inwieweit häusliche Gewalt zu einer Verfestigung delinquenter Strukturen bei Kindern und Jugendlichen führen kann zeigt der Vergleich dreier Kate gorien gewalttätiger junger Frauen 11 Zur Identifizierung besonders stark wirkender Risikofaktoren wurden die Mädchen nach der entsprechenden Deliktsart und Anzahl gruppiert Ein maltäterinnen sind bis zum Zeitpunkt der Datenerhebung nur mit einem De likt strafrechtlich erfasst worden im Sinne der Studie war dies ein Delikt des 224 StGB Als Mehrfachtäterinnen aller Delikte werden im Rahmen der Studie Mädchen bezeichnet die mit vier oder mehr Delikten verschiedener Art12 strafrechtlich in Erscheinung ge treten sind 224 Mehrfachtäterinnen sind Mädchen die wiederholt wegen gefährlicher Körperverletzung straf rechtlich abgeurteilt wurden13 und bei denen verfestigte gewaltdelinquente Strukturen anzunehmen sind Abbildung 1 zeigt die Verteilung der drei Gruppierungen Während die Ein maltäterinnen am wenigsten stark von Gewalt durch Eltern oder Erzie hungspersonen betroffen sind steigt die Belastung der beiden Kategorien der Mehrfachtäterinnen stark an Auch Abbildung 1 Betroffenheit unterschiedlicher Täterinnentypen von elterlicher Gewalt Abbildung 2 Statistische Signifikanz von Risikofaktoren bei Mehrfachtäterinnen Risikobereiche Mehrfachtäterinnen alle Delikte 224 Mehrfach täterinnen Getrennte Eltern Gewalterfahrung Innerfamiliäre Gewalt Inkonsistente Erziehung Disharmonie Mittleres Kind Migration Ökonomische Situation Heim Jugendschutzstelle Schulform Schulabsentismus Klassenwiederholungen Rauschmittelkonsum Unstrukturiertes Freizeitverhalten Kriminogenes Umfeld Kinderdelinquenz Reue und Opferempathie 8 Die Auswahl des Alters richtete sich nach dem Jugendgerichtsgesetz JGG und umfasst Mädchen und junge Frauen zwischen 14 und 21 Jahren Die Stichprobe umfasste knapp 90 Personen 9 Die Angaben zum Opferstatus familiärer Gewalt beruhen zum Teil aus Selbstauskünften zum Teil aus weiteren Aktenbestandteilen und es kann vermutet werden dass die Dunkelziffer höher ausfällt als angegeben Zwischen der Herkunft der Eltern und einem gewalttätigen Erziehungsstil konnte kein Zusammenhang hergestellt werden 10 Deegener 2006 S 35 11 Retzlaff 2017 S 156 ff 12 Darunter mindestens eine gefährliche Körperverletzung nach 224 StGB 13 Demnach in mindestens zwei Fällen

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