4 forum kriminalprävention 2 2018 EXTREMISMUSPRÄVENTION Interpretation der empirischen Daten zu physischer Gewalt und politischem Extremismus Baier bewertet die Daten bezüglich der Verbreitung von Gewalt und Extre mismus wie folgt Die Daten haben dabei u a Folgen des gezeigt 1 Die Gewalt insbesondere die Ju gendgewalt ist in Deutschland rückläufig im Hell wie im Dunkel feld Auch wenn Daten aus den Jah ren 2017 und 2018 noch nicht zur Verfügung stehen Dunkelfeld bzw auf ein Ende des Rückgangs hin deuten Hellfeld wird weder das hohe Gewaltniveau der früheren Jahre erreicht noch sollte bereits von einer Trendumkehr gespro chen werden Bestimmte Bereiche und Phänomene die derzeit in der medialen Aufmerksamkeit stehen so z B Gewalt an Schulen Tragen und Einsetzen von Messern sollten weiterverfolgt und wissenschaft lich untersucht werden auf einen neuen Trend der Brutalisierung der Gesellschaft verweisen sie nicht Die rückläufige Gewalt ist dabei Resul tat verschiedener Ursachen die In tensivierung der Aktivitäten im Be reich der Gewaltprävention in den zurückliegenden 15 Jahren ist ne ben anderen Faktoren hierfür si cher entscheidend gewesen 2 Die Daten des Verfassungsschutzes zum Extremismus deuten auf eine Zunahme hin in allen Extremis musbereichen Für einen Teilbe reich der Gewalt die extremistisch motivierte Gewalt ergibt sich also doch ein Hinweis auf eine Zunah me was darauf hinweist die Prä ventionsarbeit zu intensivieren Gleichwohl stehen bislang kaum al ternative Datenquellen zur Verfü gung mit denen die Hellfeldent wicklungen des Extremismus abgeglichen werden können Wie für die Erfassung der Kriminalität im Allgemeinen gilt auch für die Er fassung des Extremismus im Be sonderen dass die Anzeigebereit schaft die Sensibilität der Polizei u a m die in den Statistiken zu be obachtende Entwicklung mitbe stimmen Insbesondere die Be trachtung des Extremismus verweist daher auf einen Mangel an Daten Dieser Mangel an Daten be trifft auch die Frage welche extre mismusbezogenen Präventionsak tivitäten tatsächlich wirksam sein können und welche eher nicht S 65 f Zur Prävention von Gewalt und politischem Extremismus Das Gutachten formuliert zunächst Grundsätze der Gewaltprävention Prävention sollte früh im Leben erfol gen Plädoyer für entwicklungsorien tierte Prävention vgl auch www wegweiser praevention de Eine positive Entwicklung braucht gute Vorbilder vor allem in der Fa milie die Idee werde von Mentoren Programmen aufgegriffen Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen Prävention sei eine vernetzte Querschnittsaufga be die kommunale Akteure ge meinsam bestenfalls koordiniert gestalten sollten Weniger Gelegenheit weniger Diebe Plädoyer für die Reduktion von Tat gelegenheiten und höhere Verhal tenskontrolle Familie als ein zentraler Ort der Prä vention Verbesserung der Eltern Kind Interaktion Schule als ein zentraler Ort der Prä vention Es gibt dort gute Möglich keiten qualitätsgeprüfte Program me in den Schulalltag zu implemen tieren Harten Strafen wirken nicht abschre ckend daher seien Diskussionen über die Verschärfung des Straf rechts unnötig Präventionsmaßnahmen sind in der Regel nicht kontraproduktiv Dass ein Programm das Gegenteil von dem bewirkt was es beabsichtigt sei ausgesprochen selten der Fall was auch ein Argument für die Wei ter und Neuentwicklung von Maß nahmen ist Auch schwer zugängliche Gruppen lassen sich mit Präventionsmaßnah men erreichen Die Bedeutung sozi aler Arbeit für die Prävention sei hervorzuheben Zuzustimmen ist Baiers anschlie ßende Einschätzung dass die o g Grundsätze zur Gewaltprävention auch in Teilen auf die Prävention des politischen Extremismus anzuwen den seien Ohne Zweifel gilt auch für den Bereich des Extremismus dass negativen Entwicklungen vorge beugt werden kann wenn die Famili en erreicht werden in Schulen Kom petenzen vermittelt werden und die verschiedenen Akteure einer Gemein de zusammenarbeiten S 56 Zudem bedürfe es spezifischer Programme und Maßnahmen die den jeweiligen Inhalten der Extremismen gerecht werden Ausgehend von dem Befund dass Extremismusprävention in Deutsch land derzeit in erster Linie den Rechts extremismus betreffe werden sodann Präventionsansätze auf den Ebenen Individuum Beziehung Gemeinde und Gesellschaft dargestellt die für alle Extremismusbereiche von Bedeu tung sind Das Programm Demokratie leben wird schließlich als umfassender An satz der Demokratiebildung herausge stellt Die 70 geförderten Modellpro jekte verfolgen verschiedene z T neuartige Präventionsansätze S 61 Auch bei der Extremismusprävention sei Vernetzung zentrale Vorausset zung für den Erfolg ebenso die Aus und Weiterbildung von Fachpersonal Besondere Herausforderungen gebe es für die Prävention im Strafvollzug sowie in der Präventionsarbeit mit nach Deutschland geflüchteten Men schen insbesondere in Sammelunter künften Inhaltliche Anregungen für die Prävention von Extremismus Klare Leitlinien dazu wie Extremis musprävention beschaffen sein sollte lassen sich nach Baiers Einschätzung zum jetzigen Zeitpunkt nicht formu lieren Auf seine inhaltlichen Anregun gen möchte ich folgend hinweisen S 66 ff Extremismus ist eine mögliche Fol ge fehlender Integration Diskurse des Ausschlusses befördern den Ex tremismus dies sollte in politi schen Diskussionen wie politischem Handeln berücksichtigt werden Identifikation und Zugehörigkeit bil den sich nur in dem Maße aus wie Teilhabechancen bestehen und kommuniziert werden Das Vorleben der demokratischen Grundprinzipi en von Freiheit Offenheit und Tole ranz ist ein Weg jungen Menschen Demokratie näherzubringen Kriminalprävention muss sich aktiv in gesellschaftliche Diskurse einbrin gen und die demokratische Be wusstseinsbildung unterstützen Gesellschaftliche Diskurse die Diffe renzen und Grenzziehungen beto nen sollten ein Gegengewicht in ei ner Perspektive finden die Gemeinsamkeit und Zusammenhalt hervorhebt

Vorschau DFK forum kp 02-2018 Seite 6
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.