17forum kriminalprävention 3 2018 KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION Handlungsgrundlagen bekannt sind müssen sie bei der Zusammenarbeit aufeinander abgestimmt werden vo rausgesetzt es ist auf beiden Seiten eine ausreichend rechtliche und struk turelle Flexibilität gegeben Für die Soziale Arbeit ist bereits das Präventi onsparadigma an sich nur einge schränkt mit ihrem grundlegenden Arbeitsprinzip kompatibel Denn Prä vention hat zum Ziel dass ein als un erwünscht eingestufter Zustand nicht eintritt Damit ist der Blick auf mögliche Defizite und Risikofaktoren gerichtet die in der Person oder ihrer sozialen Umwelt angelegt sind und die es im Zuge einer Integrationsleistung zu minimieren gilt Soziale Arbeit wählt aber Methoden danach aus dass sie die Herstellung eines als er wünscht eingestuften Verhaltens oder Lebensumstands unterstützen Dabei bilden nach dem heute ver breiteten Empowerment Konzept vgl Herriger 2014 die vorhandenen Ressourcen und Schutzfaktoren den Ausgangspunkt der Hilfestellung Wenn zwei das Gleiche sagen meinen sie noch lange nicht dasselbe Eine weitere Blockade für die Zu sammenarbeit in Präventionsgremien liegt häufig darin dass sich deren Mit glieder auf unterschiedliche Präven tionsbegriffe beziehen oder auf un terschiedlichen Präventionsebenen ansetzen ohne dass dies näher erläu tert oder hinterfragt wird Legt man das Definitionsgerüst aus universeller situativer und indizierter Prävention zugrunde in das sich sämtliche Präventionsprojekte und ansätze einordnen lassen Abb 2 er kennt man schnell dass Polizei und Soziale Arbeit in unterschiedlichen Quadranten ihren Schwerpunkt ha ben Soziale Arbeit ist sowohl in der opfer als auch in der täterbezogenen Prävention mit unterschiedlichen An geboten vertreten von der univer sellen z B Kinder und Jugendhilfe über die selektive z B Streetwork bis zur indizierten Prävention z B Be währungshilfe Die Arbeit der Polizei dagegen wird bestimmt durch den Auftrag der Gefahrenabwehr und Strafverfolgung was zunächst eine Repression und keine Prävention dar stellt Bringt die Polizei aber beispiels weise ihr Fachwissen in Planungsver fahren etwa für Bauvorhaben oder Großveranstaltungen ein betrifft dies auch präventive Aspekte die jedoch überwiegend selektiv ausgerichtet sind und sich dabei auf potenzielle Tä tergruppen und Tatorte beziehen aber zusehends auch auf potenzielle Opfergruppen Ähnlich verhält es sich bei der Arbeit der kriminalpolizeili chen Beratungsstelle die auch techni sche Prävention umfasst Ebenso rich tet sich die Bestreifung durch uniformierte und Zivilbeamte vor al lem danach wo je nach Tageszeit im Einsatzgebiet eine hohe Kriminalitäts belastung zu verzeichnen oder zu er warten ist Die Erhöhung der Entde ckungswahrscheinlichkeit kriminellen Verhaltens durch polizeiliche Präsenz und die Verringerung von Tatgelegen heiten durch technische und struktu relle Maßnahmen entfalten ebenfalls eine präventive Wirkung Gegenüber derart selektiv präventi ven Maßnahmen die auf Abschre ckung und Kontrolle setzen und nicht Teil eines umfassenden Präventions konzepts sind ist man in der Sozialen Arbeit skeptisch Vor allem dann wenn durch solche Maßnahmen einseitig die Sicherheitsbedürfnisse artikulations starker Bevölkerungsgruppen be friedigt und in Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum unterhalb der Strafbarkeitsgrenzen zulasten artiku lationsschwacher Bevölkerungsgrup pen eingegriffen wird Denn Soziale Arbeit versteht sich immer auch als Anwalt solcher Gruppierungen auch mit der zunehmenden Methoden und Klientenzentrierung einerseits und der Ökonomisierung andererseits die politische Dimension Sozialer Arbeit in den letzten Jahren an Bedeutung ver loren hat In weiten Teilen der Sozialen Arbeit wird befürchtet dass unter der Flagge der Prävention letztendlich Ordnungspolitik betrieben wird Aber auch die Polizei distanziert sich von solchen ordnungspolitischen Instru mentalisierungsversuchen solange es um Sachverhalte geht die die Grenze von Ordnungswidrigkeiten und Straf taten nicht überschreiten Durch die Mitarbeit in kommunalen Präventionsgremien die es sich ne ben der Verringerung der Kriminalität und der Kriminalitätsfurcht auch zur Aufgabe gemacht haben den Diskurs über Kriminalität zu versachlichen be steht für beide Seiten die Möglichkeit sich gegen solche ordnungspoliti schen Positionen zu stellen und alter native Präventionskonzepte aufzuzei gen denen erfahrungs bestenfalls evidenzbasierte Methoden der jeweili gen Professionen zugrunde gelegt werden Gerade in kriminalpräventiven Gremien steht nicht die Ver hal tens prävention die über einen individuel len Zugang auf Einzelpersonen oder Personengruppen abzielt im Mittel punkt sondern vielmehr die Verhält nisprävention die an strukturellen Rahmenbedingungen für kriminelles Handeln ansetzt Denn hier sitzen die Personen zusammen die auf kommu naler Ebene für die Aufrechterhaltung oder Veränderung von Strukturen ver antwortlich sind die wiederum krimi nellen Verhalten begünstigen oder verhindern So wird es möglich dass in multiprofessionelle Planungsteams bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern von Architekturbüros Poli zei und Quartiersmanagement städte bauliche Präventivmaßnahmen z B Einrichtung von Sichtachsen Beleuch tung zunehmend mit sozialen Aspek ten der Raumaneignung und Raum Abb 2 Typologie von Kriminalprävention Quelle van Djik de Waard 1991 S 485

Vorschau DFK forum kp 03-2018 Seite 19
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.