19forum kriminalprävention 3 2018 KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION Für die Entwicklung von kommuna len Gesamtstrategien ist es wichtig Antworten auf folgende Fragestellun gen zu finden Wie kann eine gemeinsame Perspek tive auf das Wohlergehen und die Förderung von Kindern und Jugend lichen in der Kommune jenseits der einzelnen Zuständigkeiten geför dert werden Wie können die Präventionsbedarfe der Zielgruppe für die ganze Kom mune jenseits des Bauchgefühls der jeweiligen Akteure identifiziert werden Wie können vermehrt evaluierte und wirkungsüberprüfte Präventi onsprogramme eingesetzt werden um die vorhandenen Bedarfe zu ad ressieren Welche Möglichkeiten bestehen wirksame Programme nachhaltig in den Regelstrukturen zu verankern Die Methode Communities That Care CTC bietet Kommunen und kommunalen Netzwerken für die Be arbeitung dieser Fragestellungen Ins trumente und Methoden an um ihre Präventionsarbeit zielgenauer auszu richten und ihre knappen Ressourcen auf wirksame Programme und Maß nahmen zu fokussieren siehe auch www ctc info de Die in den USA ent wickelte und in vielen anderen Län dern eingesetzte Methode wurde vom Landespräventionsrat Niedersachsen im Rahmen eines Modellversuchs von 2009 bis 2012 nach Deutschland über tragen und wird seit 2013 in verschie denen Kommunen angewendet Die Umsetzung von CTC vor Ort er folgt in fünf aufeinander aufbauenden Phasen 1 Kommunale Prävention effektiv planen und umsetzen Communities That Care CTC als Gesamtstrategie für die entwicklungsorientierte Prävention Frederick Groeger Roth Auf der kommunalen Ebene werden eine Vielzahl von Präventionsaktivitäten zur Förderung von Kindern und Jugendlichen durchgeführt die problemati schen Entwicklungen vorbeugen können Eine Herausforderung für die Entwicklung von kommunalen Präventionsstrategien besteht darin dass diese Aktivitäten oftmals unverbunden nebeneinander herlaufen und es unklar bleibt was sie bewirken können und tatsächlich bewirken Phase 1 Bereitschaft Voraussetzun gen und Rahmenbedingungen klä ren Alle für die Prävention relevanten Akteure werden in den Prozess ein gebunden um eine gemeinsame Strategie mit definierten Hand lungsschwerpunkten zu entwickeln Phase 2 Organisationsstrukturen einrichten Eine kommunale Lenkungsgruppe wird eingerichtet oder ein beste hendes Lenkungsgremium wird dazu benannt Die Lenkungsgruppe lädt die lokalen Akteure zur Mitar beit ein Eine Koordinationsstelle mit ausreichenden Ressourcen wird eingerichtet bzw an eine bestehen de Koordinationsstelle angedockt Phase 3 Datengestütztes Kommu nalprofil erstellen Aus der Forschung ist bekannt dass verschiedene Umstände Risikofak toren in den Sozialisationsberei chen Familie Schule Gleichaltrige und soziales Umfeld Nachbarschaft die Wahrscheinlichkeit des Auftre tens von Verhaltensproblemen von Kindern und Jugendlichen erhöhen Bestimmte Schutzfaktoren können diesen Risiken entgegenwirken CTC konzentriert sich auf diejenigen Risi ko und Schutzfaktoren deren Wir kung wissenschaftlich nachgewie sen ist und die sich auf der lokalen Ebene beeinflussen lassen Mithilfe einer repräsentativen Befragung von Jugendlichen CTC Schülerbe fragung wird ermittelt welche der Risikofaktoren für eine ungünstige Sozialentwicklung in den jeweiligen Sozialräumen Gemeinden in einer Kommune eine besonders bedeut same Rolle spielen Gleichzeitig wird analysiert welche Schutzfaktoren in Familien Schulen Peer Gruppen oder Nachbarschaften gemeinsam besonders gestärkt werden müssen Die beteiligten Akteure treffen eine Auswahl der zwei bis fünf wichtigs ten Faktoren für die weitere Arbeit und analysieren das bestehende Präventionsangebot auf Lücken und Überschneidungen in Bezug auf die ausgewählten Faktoren Phase 4 Aktionsplan erstellen Diejenigen Präventionsangebote sollen anschließend akteursüber greifend ausgebaut werden die sich auf die lokal bedeutsamsten Risiko und Schutzfaktoren richten auf eine breite Akzeptanz unter den Be teiligten stoßen und die über belast bare Nachweise ihrer Wirksamkeit verfügen Um kommunale Präventi onsnetzwerke bei der Auswahl von evaluierten Präventionsmaßnahmen zu unterstützen wurde im Rahmen von CTC die Grüne Liste Prävention www gruene liste praevention de entwickelt Diese Empfehlungsliste liefert eine Gesamtübersicht über in Deutschland verfügbare evaluierte Präventionsprogramme bewertet nach der Güte des Wirkungsnach weises Programme können in der Grünen Liste nach den in Phase 3 pri orisierten Faktoren und Lücken in 1 In dieser Zeitschrift haben wir ausführlich zu CTC und den Modellversuch in Niedersachsen berichtet Ausgabe 4 2010 die Grüne Liste Prävention als ein zentrales Instrument von CTC näher vorgestellt Ausgabe 4 2011 und weitere Umsetzungserfahrungen in der Praxis ge schildert Ausgabe 3 2012 siehe auch die Darstellung im DFK Jahrbuch Entwicklungsförderung und Gewaltprä vention 2014 Dort finden sich auch ausführliche Literaturverzeichnisse mit weiterführenden Hinweisen

Vorschau DFK forum kp 03-2018 Seite 21
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