forum kriminalprävention 3 20182 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser Stadt und Gemeinde sind der unmit telbare Erfahrungsraum der Men schen Hier ist bürgerschaftliches En gagement und demokratische Mit wirkung direkt spürbar und erlebbar In der Kommune treffen in einem ver gleichsweise überschaubaren Rahmen vielfältige Lebenslagen Überzeugun gen und Interessen in teilweise großer Unterschiedlichkeit aufeinander die wenn es um öffentliche Angelegen heiten geht in einem geordneten Verfahren in politisches Handeln ein münden Dieser häufig kurvenreiche Suchprozess nach verbindlichen Ant worten aus der Vielfalt der Interessen und Überzeugungen heraus ist in der offenen Gesellschaft in einen Diskurs eingebettet Vollständiger Konsens ist dabei nicht das Ziel vielmehr sol len Entscheidungsoptionen ausgelo tet werden die in einen mehrheitsfähi gen Kompromiss einmünden Kommunale Kriminalprävention ist idealerweise in einen politischen Mo dus einbezogen der den demokra tisch legitimierten Rahmen für abge stimmtes bzw integriertes präventives Handeln unterschiedlicher Akteure schafft Sie ist vielerorts fest etabliert und konsolidiert Die Idee der koopera tiven Prävention und Sicherheitsge währleistung hatte auf der kommuna len Ebene seit Beginn der 1990er Jahre einen enormen Auftrieb Eine Vielzahl von Gremien Initiativen und Bündnis sen konstituierte sich mit dem Ziel zur Vorbeugung von Kriminalität auf kom munaler Ebene beitragen zu wollen Vor mehr als zehn Jahren 2007 leg te die Humangeografin Verena Schrei ber damals Goethe Universität Frank furt eine erste wissenschaftliche Untersuchung vor die bundesweit er fasste in welchen Städten und Ge meinden kommunale Präventionsgre mien eingerichtet und aktiv waren Zudem wurden die Gremien danach untersucht wie sie sich inhaltlich und formal organisierten welche Instituti onen dort vertreten waren welchen Nutzen die Akteure in der Zusammen arbeit sahen und mit welchen Heraus forderungen sie bei der Konzeption und Umsetzung von kriminalpräventi ven Maßnahmen konfrontiert waren Viele Befunde aus der standardisier ten Befragung von damals konnten in nachfolgenden Untersuchungen die jedoch ganz überwiegend qualitativ und als Fallstudien konzipiert waren und deren Datengrundlage häufig Leit fadeninterviews mit Mitgliedern kom munaler Präventionsgremien bildeten bestätigt und präzisiert werden Aber eine erneute Bestandsaufnahme aktu ell bestehender Gremien und ihrer Ausrichtungen Arbeitsschwerpunkte und Organisationsstrukturen erfolgte seitdem nicht mehr Die Weiterentwicklung der kommu nalen Kriminalprävention ist aber auf eben solches Wissen angewiesen Das erkannte man bereits in Brandenburg und Rheinland Pfalz wo landesbezo gene Bestandsaufnahmen durchge führt wurden Das DFK und die Arbeits stelle NZK ergriffen dann die Initiative um die bundesweite Befragung mit Verena Schreiber jetzt Juniorprofesso rin an der PH Freiburg zu wiederholen Vor einem Jahr fiel der Startschuss für die Studie Die Befragungen sind abgeschlossen und der Abschlussbe richt wird im Herbst 2018 verfügbar sein Forum kriminalprävention prä sentiert als Ausgangspunkt für das Schwerpunktthema Kommunale Krimi nalprävention die Kernergebnisse der Studie Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Frage bürgerschaftlicher Partizipation in Oldenburg den ört lich tätigen Akteuren Polizei und sozia le Arbeit den Fortschritten des Ansat zes Communities That Care CTC sowie den Unterstützungsmöglichkeiten ei nes Landespräventionsrates Hessen In allen Beiträgen geht es auch um die Frage nach gelingender Kooperation der an der kommunalen Kriminalprä vention beteiligten Akteure Die Notwendigkeit kooperativer Ge staltung gesellschaftlicher Lebensbe reiche ist allerorts offenkundig und wird bei jeder Gelegenheit als Pro blemlösungserfordernis beschworen doch bei deren konkreten Umsetzung zeigen sich nicht selten erhebliche Schwierigkeiten Es zeigt sich eine Pa rallele zum eingangs skizzierten politi schen Modus demokratischer Willens bildung Kooperation bedeutet Kom promissfindung ohne die vielfältigen Interessengegensätze der Akteure ig norieren unterdrücken oder vollstän dig überwinden zu müssen Strukturierung und Institutionalisie rung scheinen keine hinreichende Be dingungen zu sein um zielgerichtet verständig und verlässlich zusammen zuarbeiten Funktionierende Koopera tion zwischen unterschiedlich verfass ten und eingebundenen Akteuren kann nicht per se vorausgesetzt wer den und entsteht erst durch Verhal tensänderungen insbesondere derje nigen Partner innen die entweder in hierarchischen und bürokratischen Zu ständigkeitsgrenzen sozialisiert sind oder aber kaum strukturiert arbeiten Bei der Institutionalisierung sollte da her eine aufbauorganisatorische Ge staltung immer um partnerschaftliche systematische und transparente Re geln zu Verfahrensabläufen ergänzt werden Verhaltensänderung durch Verfahren Um Handlungslogik mög lichkeiten und grenzen der Partner innen kennenzulernen und berück sichtigen zu können empfiehlt es sich die Klärungen zum Kooperationsma nagement gemeinsam und gründlich vorzunehmen Vertrauensbildung wird damit erleichtert Verkrustete Routi nen Gewohnheiten Deutungsmuster und Mentaltäten können so schneller erkannt und aufgebrochen werden Aber es muss auch genügend Deu tungsoffenheit und Interpretations spielraum vorhanden sein damit sich jede r im heterogenen Bündnis der kommunalen Kriminalprävention wie derfinden kann Kooperationsbereitschaft und fä higkeit hängen stark davon ab ob die relevanten Akteure von den zu lösen den Problemen betroffen sind und die Erfolge eines koordinierten Engage ments auch unmittelbar wahrgenom men werden können Eine Erweite rung bzw Begrenzung der Hand lungsräume auf überschaubare Ge bietseinheiten wie die Quartiersebe ne kann ebenfalls eine sinnvolle Option sein bringt aber auch eine Er weiterung der Kooperationsaufgaben auf andere wesentliche ortsbezogene Herausforderungen im Sinne eines So zialraummanagements mit sich Im Quartier werden Gewalt und Kriminali tätsbelastungen virulent dort mani festieren sich ihre Entstehungsbedin gungen Ursachenkomplexität und die Bedeutung vielfältiger Präventionsan sätze in unterschiedlichen Handlungs feldern werden nachvollziehbar Soweit erste Überlegungen zum Schwerpunktthema die im DFK Leitfa den Impulse für das kommunale Prä ventionsmanagement vertieft und vor allem im vorliegenden Heft auf den neuesten Stand gebracht werden Herzliche Grüße Henning van den Brink Wolfgang Kahl

Vorschau DFK forum kp 03-2018 Seite 4
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