6 forum kriminalprävention 3 2018 KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION Projektarbeit Ein weiteres Anliegen der Studie war Informationen über aktuelle in haltliche Schwerpunkte und Vorge hensweisen bei der Projektarbeit ein zuholen Hierfür wurde zunächst ermittelt inwieweit sich in den letz ten Jahren für die Kommunen neue si cherheitspolitische Herausforderun gen gestellt haben und ob etwaige Veränderungen Einfluss auf den Um fang und die Ausrichtung der Projekt arbeit genommen haben Überra schend war zunächst dass drei Viertel der gegenwärtig aktiven Gremien die Rückmeldung gaben dass in ihrem Wirkungsbereich das Kriminalitätsauf kommen in den letzten Jahren gleich hoch geblieben sei bzw sogar zuge nommen habe Entsprechend sind für den allergrößten Teil der Zusammen schlüsse 80 auch keine Problemfel der weggefallen vielmehr kamen bei jedem zweiten Gremium weitere Pro blemfelder hinzu Am häufigsten wer den hier Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten Drogen missbrauch mangelndes Sicherheits gefühl im öffentlichen Raum Jugend kriminalität Wohnungseinbrüche so wie Internetkriminalität genannt Hinsichtlich der Anzahl an Projekten und ihrer inhaltlichen Ausrichtung zei gen sich im Vergleich zu 2007 nur mar ginale Veränderungen Weiterhin führt ein Drittel aller Gremien überhaupt kei ne Projekte durch die übrigen setzten mehrheitlich eine bis zwei Aktivitäten im letzten Jahr um Diese konzentrie ren sich nach wie vor größtenteils auf spezielle Zielgruppen und hierbei ins besondere auf Kinder und Jugendliche Bei der Delikt orientierten Prävention stehen häufig Drogenvergehen im Fo kus Sofern ein räum licher Zugriff ge wählt wird konzentrieren sich die Pro jekte auf das Wohnumfeld und den öffentlichen Raum Verglichen mit 2007 ist die Beteiligung der Gremien an den einzelnen Arbeitsschritten im Projekt leicht zurückgegangen Die Zusam menschlüsse wirken heute weniger an der Projektinitiierung umsetzung und evaluierung mit als es noch vor zehn Jahren der Fall war Eine Ausnah me bildet die Projektfinanzierung in welche die Gremien nunmehr stärker einbezogen sind Mit der Befragung sollten außer dem Informationen darüber eingeholt werden inwiefern sich die Projektar beit in den letzten Jahren möglicher weise professionalisiert hat Zu die sem Zweck wurde zum einen erfasst ob die jeweiligen Aktivitäten aus den amtlichen Daten zum Kriminalitätsauf kommen oder aus Ergebnissen von Bevölkerungsbefragungen zum Si cherheitsempfinden abgeleitet wur den und ob bei der Konzeption und Durchführung auf wissenschaftlich überprüfte Programme und Arbeits methoden oder einschlägige Handrei chungen zurückgegriffen wurde Zum anderen wurde erfragt ob für das Projekt vorab konkrete Ziele definiert und diese nach Durchführung auch überprüft wurden Diese Aspekte zu sammengenommen weist nur ein vergleichsweise geringer Anteil knapp 15 an Netzwerken einen ho hen Professionalisierungsgrad bei der Projektarbeit auf Hierunter sind Gre mien die in Kommunen mit mehr als 100 000 Einwohner innen tätig sind sowie Zusammenschlüsse mit mehr gliedriger Struktur und projektspezi fisch agierende Arbeitsgruppen deut lich stärker vertreten Die Mehrzahl der Zusammenschlüsse ca 60 er füllen diese Kriterien jedoch nicht oder nur sehr bedingt So definieren beispielsweise nur etwa 65 der Gre mien im Vorfeld eines Projekts über haupt Ziele die wiederum auch nur bei zwei Dritteln überprüft werden Die Überprüfungsformen sind zudem von sehr unterschiedlicher Qualität und reichen von Fragebogen gestütz ten Evaluationen und Abgleichen mit der Kriminalstatistik über Feedback Gespräche bis hin zu lediglich subjekti ven Beobachtungen Probleme und Scheitern Während es bei der Erhebung von 2007 noch vorrangig darum ging erst mals einen systematischen Überblick über die deutsche Gremienlandschaft und Projektarbeit zu gewinnen also die zum damaligen Zeitpunkt beste hende Präventionsarbeit abzubilden rückten bei der aktuellen Umfrage auch Gremien in den Fokus die ihre Tätigkeit wieder eingestellt haben Als Gründe für die Auflösung und Inaktivität wer den vor allem vier Aspekte angeführt 70 der Gremien die nicht mehr aktiv sind bemängeln erstens dass zu wenig personelle finanzielle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung gestanden hätten Die Hälfte der Zusammen schlüsse hat zudem zweitens infolge von Umstrukturierungen und Personal wechsel ihre Arbeit eingestellt Hierin zeigt sich sehr deutlich dass lokale Prä ventionsarbeit häufig mit dem Engage ment einzelner Akteure steht und fällt Etwa 40 der ehemaligen Gremien sa hen des Weiteren drittens eine fehlen de Motivation dafür ausschlaggebend dass es letztlich zur Auflösung kam Vergleicht man diese Aussagen mit den Problemen die sich aktiven Netzwer ken in ihrer aktuellen Arbeit stellen fal len zwei Zusammenhänge ins Auge Erstens decken sich die Problemfelder aktiver Gremien in zahlreichen Punkten mit den Gründen die zur Auflösung vie ler Gremien geführt haben Zweitens lässt sich allerdings auch beobachten dass bei den bestehenden Zusammen schlüssen viele Probleme nicht mehr so stark ins Gewicht fallen wie noch vor zehn Jahren oder sich auf einem niedri gen Niveau verstetigt haben beispiels weise fehlende finanzielle Ressourcen keine Evaluierungen keine Entschei dungskompetenz Interessenskonflik te mangelnde Motivation unklarer Aufgabenbereich Dominanz politisch administrativer Akteure etc Eine Er klärung für diesen Rückgang kann im Wegfall ebenjener Gremien liegen de ren Auflösung eine Folge der benann Abb 4 Verfügbares JahresbudgetAbb 3 Personalkapazitäten für die hauptamtliche Geschäftsführung

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