MIGRATION UND PRÄVENTION 8 forum kriminalprävention 4 2018 aus verschiedensten Personen bezo gen auf Geschlecht Alter Nationali tät Bildungsstatus Religion u v m Sie als eine homogene Gruppe zu be zeichnen wäre also sicher nicht rich tig einige Merkmale sind vielen von ihnen jedoch gemein Vordergründig zeichnet sie die Art der Migration jen seits der geregelten Wege für bspw Arbeitsmigration aus daneben bspw auch die unbestimmte Dauer des Auf enthalts der außereuropäische kultu relle Hintergrund und die zumindest zunächst staatliche Betreuung sowie gemeinsame Unterbringung in Unter künften Forschungsmethode Nach Eingrenzung der Zielgruppe stellte sich die Frage in welcher Form und auf welchem Weg das Interesse von Zuwanderern für kriminalpräven tive Themen geweckt werden kann Damit beschäftigte sich die Kriminolo gische Forschungsgruppe der Bayeri schen Polizei KFG in Kooperation mit dem Sachgebiet Prävention des Baye rischen Landeskriminalamts Für einen zielgruppenorientierten Ansatz krimi nalpolizeilicher Präventionsarbeit galt es folgenden Fragestellungen nach zugehen Welche Themenbereiche sind relevant Auf welchem Weg über welche Kanäle können die Zuwande rer erreicht werden Mit dem Einsatz welcher Medien können die Informa tionen am besten gestreut werden Wichtig ist dabei die Erreichbarkeit al ler Zuwanderer unabhängig von de ren Alter Geschlecht Nationalität etc Da die Fragestellungen auf die sub jektive Einschätzung und Erfahrung der Akteure sowohl der Zuwanderer selbst als auch der Personen welche mit diesen in der Praxis Kontakt ha ben auf ein uns bisher unbekanntes Feld abzielen bietet sich eine qualita tive Herangehensweise an Qualitati ve Methoden der Befragung empfeh len sich besonders um differenzierte und ausführliche Erläuterungen von Erfahrungen und Meinungen zu er halten ohne dabei auf statistische Be ziehungen bzw Zusammenhänge zu schließen Das Experteninterview als eine Form des leitfadengestützten Interviews eignet sich insbesondere um spezialisiertes Sonderwissen in Erfahrung zu bringen hier konkret jenes von Experten die in ihrer täg lichen Praxis mit Zuwanderern Kon takt haben sowie jenes der Zuwande rer selbst Im Gegensatz zu einem rein narrativen Interview wird auf das inte ressierte Thema gelenkt um weniger Relevantes im Vorhinein zu selektie ren 4 Vorab wurde ein Interviewleit faden erarbeitet um sicherzugehen dass jedem Interviewpartner alle re levanten Fragen gestellt werden An hand des Leitfadens wurden die In terviews von der Verfasserin geführt und von einem Mitarbeiter der Kri minalprävention begleitet Dadurch sollte zum einen das Interesse an der Thematik sowie die Relevanz für die Polizei gegenüber den Gesprächs partnern herausgestellt werden Zum anderen konnten so im Anschluss an das Interview eventuelle polizeiliche Fragen aus erster Hand beantwortet werden z B derzeitiges Präventions angebot Ansprechpartner Möglich keiten der Polizei Die Rekrutierung der Gesprächs partner konnte größtenteils über das Schneeballverfahren5 gewähr leistet werden Dabei werden beste hende oder entstehende Kontakte im Untersuchungsfeld gebeten wei tere Personen zu benennen welche in ihren Augen als Experten in eben gleichem Feld fungieren Anhand die ses Verfahrens können nicht nur neue Interviewpartner gewonnen werden es lässt sich auch die Bedeutung ver schiedener Akteure einschätzen ent weder durch die Beschreibung des Netzwerkes als Ganzes und dessen Zusammenspiel oder die wiederhol te Nennung durch unterschiedliche Interviewpartner Bei dieser Metho de des Feldzugangs und der damit erzielten Gewinnung von Interview partnern besteht jedoch auch die Ge fahr dass nur ein Teil des eigentlich interessierten Feldes tatsächlich un tersucht wird und andere Teile nicht auf dem Radar der Forscherin sicht bar werden Dieser eventuellen Ein schränkung sollte sie sich bewusst sein Bei der vorliegenden Untersu chung wurden von den Kontaktper sonen entweder Behörden Institu tionen und Organisationen genannt welche eine wichtige Rolle in der Zu sammenarbeit mit Zuwanderern spie len oder es wurden konkrete An sprechpartner empfohlen welche im untersuchten Feld Erfahrung gesam melt haben Maßgeblich für die Aus wahl potenzieller Interviewpartner war dass diese in der Praxis mit Zu wanderern Kontakt haben oder es sich um Zuwanderer selbst handelt Be sonders bei diesen erwies es sich als äußerst hilfreich wenn Vertrauens personen wie z B ehrenamtliche Hel fer oder Sozialarbeiter die Zuwande rer im Vorhinein über Ziel und Zweck des Gesprächs aufklärten Andernfalls und das ist unter anderem auch ein Ergebnis der Studie wird der Kontakt zu Polizeibehörden meist vermieden Insgesamt konnten in der Zeit vom 9 3 bis 9 10 2017 zehn Einzelinterviews und vier Gruppeninterviews geführt werden Die Gesprächspartner um fassen Sozialarbeiter staatlicher und freier Träger ehrenamtliche Helfer Mitarbeiter des Sicherheitspersonals in den Unterkünften polizeiliche Prä ventionsbeamte Referenten der Jus tiz 6 Lehrer für Deutsch als Fremdspra che und Zuwanderer Die Teilnehmer der Gruppeninterviews gehörten je weils derselben Institution an Dis kussionsrunden mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Tätigkeitsbe reichen wurden nicht durchgeführt Von den insgesamt 14 Interviews wur den Tonaufnahmen gemacht welche anschließend mit dem Fokus auf die Inhalte der Gespräche transkribiert wurden Es wurden gekürzte Tran skripte in Standardorthografie ange fertigt die nur Teile des Originaltex tes beinhalten die übrigen Inhalte wurden paraphrasiert 7 Die inhaltlich verdichteten Interviews wurden an schließend thematisch kodiert und re levante Textpassagen den Oberkate gorien Wege Mittel Themen und Schwierigkeiten zugeordnet Die vorgestellten Ergebnisse stützen sich auf die geführten Interviews Entspre chend der eben aufgeführten Reihen folge der Kategorien ist der vorliegen de Aufsatz gegliedert beginnend mit den Wegen auf welchen die Zuwande rer erreichbar sind Verschiedene Kanäle nutzen um Informationen breit zu streuen Ein funktionierendes Netzwerk das durchlässig für die Weitergabe und den Austausch von Informationen ist stellt die Grundlage nicht nur für Kom munikation sondern auch für Koope ration zwischen den verschiedenen Netzwerkpartnern dar Dass Informa tionsmaterial nicht an der Basis an komme oder relevante Ansprechpart ner nicht bekannt seien wurde in den 4 Vgl Schnell et al 2013 378 ff 5 Vgl Przyborski Wohlrab Sahr 2014 184 f 6 Die Interviews wurden mit Referenten aus dem Pro jekt Rechtsbildungsunterricht für Flüchtlinge und Asylbewerber des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz geführt 7 Vgl Kuckartz 2010 39

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