MIGRATION UND PRÄVENTION 11forum kriminalprävention 4 2018 der Rolle als Opfer Zeuge oder Täter Auch sei unbekannt wie ein Strafver fahren ablaufe was passiert wenn man eine Anzeige erstattet Generell sei den meisten Zuwan derern bekannt was erlaubt und was verboten ist wie bspw Drogen besitz oder Ladendiebstahl Geringe oder gar keine Strafen und die Dau er eines Strafverfahrens seien jedoch zumindest zunächst meist nicht genügend abschreckend Im Bereich des Suchtverhaltens spiele Alkohol insbesondere im Zusammenhang mit Gewalttaten eine bedeutende Rol le Hier kann problemverschärfend das Interesse an der eigenen Bewaff nung zur Selbstverteidigung mittels Messern hinzukommen welches so wohl die Zuwanderer als auch ande re Interviewpartner hervorhoben Ein polizeilicher Interviewpartner hob in diesem Zusammenhang die Thematik Zivilcourage hervor Es müsse z B in Rollenspielen gelernt werden wie Hilfe richtig organisiert wird und wie man sich selbst dabei nicht in Gefahr bringt Ein hochsensibles Thema welches aufgrund dessen nicht von den Zu wanderern selbst sondern nur von deren Vertrauenspersonen ergänzt wurde ist der Bereich der Gewalt in der Familie Auf der einen Seite müsse verstärkt auf Opferseite bei den Frau en Aufklärung geleistet werden auf der anderen Seite wird Handlungsbe darf im Bereich der Kindererziehung gesehen da dort Gewalt ebenso eine Rolle spiele Insbesondere weil viele Zuwande rer mit Fahrrädern ausgestattet wor den sind messen alle Interviewpart ner dem Thema Verkehrserziehung eine hohe Bedeutung zu Teilweise ha ben bspw Helferkreise oder Schulen verbunden mit der Aushändigung der Räder Kurse arrangieren können oder sie erkannten den Bedarf später und wurden dann tätig andernorts konn ten keine Ressourcen hierfür aufge bracht werden Engagement gefordert Nicht nur bei der Vermittlung von Kenntnissen der Straßenverkehrs ordnung sondern auch in allen an deren angesprochenen Themenbe reichen und darüber hinaus ist das Engagement einer Vielzahl von Akteu ren gefordert wenn man das Ziel hat Zuwanderer kriminalpräventiv aufzu klären und zu unterrichten Perso nelle und finanzielle Ressourcen die nahezu immer ein großer Diskussions punkt sind egal um welches Projekt es sich handelt sollen hier nicht wei ter eruiert werden Zunächst galt es Wege Mittel und Themen festzustel len mit welchen die Zielgruppe mit polizeilicher Kriminalprävention er reicht werden kann Da sich im Zuge dessen diverse Schwierigkeiten her auskristallisiert haben die insbeson dere in der Erarbeitung von Konzep ten Beachtung finden sollen werden einige im Folgenden zusammenfas send dargestellt Mehrere Interviewpartner stellten es als Herausforderung dar diejeni gen Zuwanderer zu beschulen welche bildungsfern aufgewachsen sind Teil weise handle es sich auch um Analpha beten oder aber die lateinische Schrift muss noch erlernt werden Da dieses Problem bei Frauen neben dem kul turell geprägten Rollenverhältnis der Geschlechter noch gravierender sei seien sie als Zielgruppe auch schwe rer erreichbar Schriftliches Informa tionsmaterial müsse deshalb für alle Zuwanderer leicht verständlich und nicht zu komplex aufgebaut sein eventuell auch mehrsprachig wenn sich Themen bspw nicht nur mit Pik togrammen darstellen lassen Unab hängig von den relevanten Themen hängt der individuelle Bedarf jedoch stark von der Teilzielgruppe ab Han delt es sich z B um Jugendliche die sich noch in einer Betreuung befin den oder um Frauen Familien oder alleinstehende junge Männer Auch in jeder Unterkunft gibt es u a ab hängig von der dort lebenden Bewoh nerschaft unterschiedliche Proble me Individuelle regionale Angebote zu machen sei deshalb zielführender als etwas von oben übergestülpt zu bekommen Ungleich schwieriger ist es jedoch wenn die Zuwanderer nicht mehr zentral sondern in dezentralen Unterkünften leben Unabhängig von der Wahl der Wege Mittel und The men lässt sich festhalten dass ohne das Engagement zahlreicher Akteu re wie Sozialarbeiter Ehrenamtliche Kontaktbeamte Referenten oder Leh rer das Wissen nicht bei der Zielgrup pe ankommt Fazit Anhand der vorgestellten Einbli cke in Erfahrungen und Empfehlun gen der Interviewpartner lässt sich insgesamt festhalten dass ein funk tionierendes Netzwerk von Akteuren aus diversen Tätigkeitsbereichen In formationsfluss und Kooperationen erleichtern und mehr Möglichkeiten eröffnen Der persönliche Kontakt zu den Zuwanderern und die Möglichkeit im Dialog Themen und Fragen zu dis kutieren erzielt eine deutlich höhe re Wirkung als schriftliches Informa tionsmaterial welches zumeist eher begleitend zu Veranstaltungen oder Erläuterungen in einem anderen Kon text ausgegeben werden sollte Ein fache Plakate bspw zu den Verkehrs regeln können Sinn machen wenn viel ohne Sprache verständlich ist Andernfalls ist oft entweder ein Dol metscher oder die Übersetzung von Broschüren Flyern in verschiedene Sprachen nötig Generell bieten in die sem Zusammenhang Unterkünfte und Schulen wie auch Deutsch oder Inte grationskurse eine gute Plattform um Informationen zu streuen Es wurde deutlich dass die Zuwan derer eine sehr heterogene Gruppe darstellen die unterschiedliche Be darfe an Informationen haben und auch auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden können Bei der Wahl des Weges ist jedoch darauf zu achten dass unterschiedliche Teilzielgruppen auch unterschiedlich erreicht werden müssen Jugendliche und Heranwach sende können bspw besser an Be rufs Schulen angesprochen werden Frauen dagegen eher in Unterkünf ten Jede Teilzielgruppe hat spezifi sche Bedürfnisse für die meisten sind jedoch grundlegende Themen beson ders relevant und interessant so z B Rolle Selbstbild Aufgaben und Befug nisse der Polizei Auch zum Ablauf ei nes Strafverfahrens sowie zu Rechten und Pflichten der Beteiligten besteht Erklärungsbedarf Diese Inhalte stel len eine hohe Relevanz aus Sicht der Zuwanderer dar und wurden auch von den befragten Experten als wesentli che Themen empfohlen zu welchen es derzeit an Wissen mangele und Auf klärungsbedarf bestehe Claudia Röhm ist Mitarbeiterin bei der Kriminologischen Forschungsgruppe der Bayerischen Polizei KFG Kontakt claudia roehm polizei bayern de Literatur Kuckartz Udo 2010 Einführung in die computerge stützte Analyse qualitativer Daten 3 aktualisierte Aufl Wiesbaden VS Verl für Sozialwiss Przyborski A Wohlrab Sahr M 2014 Qualitative So zialforschung Ein Arbeitsbuch 4 erweiterte Aufla ge München Oldenbourg Schnell R Hill P B Esser E 2013 Methoden der empirischen Sozialforschung 10 Auflage München Oldenbourg

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