12 forum kriminalprävention 1 2019 WISSENSCHAFT UND PRÄVENTION Gewaltprävention im Fußballsport Systematische Übersicht zur Evaluation Thaya Vester Marcus Kober Für viele Menschen in Deutschland seien sie Zuschauer oder Spieler ist Fußball nach wie vor die schönste Nebensache der Welt Auch wenn das Gros aller Fußballspiele gewaltfrei ausgetragen wird und Gewaltvorkomm nisse Ausnahmen darstellen produziert der Fußballsport schon durch sei ne weite Verbreitung in absoluten Zahlen eine hohe Anzahl an gewaltsamen Auseinandersetzungen aber auch vielfältige Ansätze zur Gewaltprävention Bislang gab es noch keine wissenschaftlichen Übersichtsarbeiten die sich dezidiert mit der Wirksamkeit von Präventionsbemühungen im Profi und Amateurbereich auseinandersetzen Dieser Artikel gibt einen Überblick über zugängliche Forschungsergebnisse aus Wirkungs Evaluationen von Projek ten zur Gewaltprävention im Zusammenhang mit dem Fußballsport Er fasst die Erkenntnisse der beim Nationalen Zentrum für Kriminalprävention NZK publizierten Forschungssynthese Effekte von Ansätzen zur Gewaltpräven tion im Fußballsport Systematische Übersichtsarbeit von Studien zur Evalu ation von Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit Gewaltvorfällen im deutschen Fußballsport zusammen Damit wird die bisherige Erkennt nislücke weitgehend geschlossen Präventionslandschaft und ihre Strukturierung Gewalt stellt im Zusammenhang mit Fußball kein neues Phänomen dar So wohl das Thema Gewaltprävention im Allgemeinen als auch die wissen schaftliche Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex sind seit mehreren Jahrzehnten präsent vgl Klose 2016 S 343 Herold 2012 S 142 Deutsche Hochschule der Poli zei 2010 Im Fokus der Öffentlichkeit standen in der Vergangenheit vor al lem Vorfälle im Profibereich wobei in zwischen auch Gewaltvorkommnisse in den Amateurligen mehr und mehr beleuchtet werden Vester 2014 Die Präventionslandschaft ist aus gesprochen heterogen da sich im Fußballsport viele unterschiedliche Zielgruppen z B hinsichtlich ver schiedener Funktionen aktive oder passive Teilnahme Alter und Ge schlecht voneinander abgrenzen las sen Aber auch der Professionalisie rungsgrad spielt eine wichtige Rolle in kaum einer anderen Sportart ist die Leistungsbandbreite der Aktiven zwi schen Profi und Amateurbereich so groß da der Fußballsport einen be sonders niedrigschwelligen Einstieg ermöglicht Zusätzlich begünstigt der föderale Aufbau des deutschen Fuß ballsystems das Entstehen eines Fli ckenteppichs im Bereich von Präven tionsmaßnahmen Es existieren mehr Landesverbände 21 als Bundesländer Die Verbände verfügen größtenteils über eigene Rechts und Verfahrens ordnungen und eigenständige Orga nisationsstrukturen was sich auch in der Bearbeitung von Gewaltphänome nen niederschlägt Bei der Fragestellung welche Prä ventionsmaßnahmen besonders ge eignet sind um Gewaltvorkommnisse im Fußballsport zu reduzieren zeigt sich ein unübersichtliches Bild Ziel der Untersuchung war es Maßnah men zu sichten und zu strukturieren die bereits auf ihre Wirksamkeit hin wissenschaftlich evaluiert sind Zuvorderst ist zu klären an wel chen Adressatenkreis sich diese Maß nahmen richten Je nach Bezugswei te und Zielobjekt kriminalpräventiver Maßnahmen lassen sich zehn verschie dene Sektoren der Kriminalpräventi on unterscheiden siehe Abbildung 1 Die hier berücksichtigten Präventi onsmaßnahmen bzw Maßnahmenpa kete fallen in vier dieser zehn Katego rien Überwiegend richteten sie sich an potenzielle Täter in einer Maßnah me stand der risikobelastete Raum in diesem Fall das Stadion im Fokus Die Hälfte aller Evaluationsbefunde bezog sich auf Maßnahmen die auf grund ihres weiten Zielspektrums bei den ganzheitlichen Ansätzen zu ver orten sind Im Ergebnis konnten Evaluations befunde zu insgesamt elf Maßnah men bzw Maßnahmenpaketen re cherchiert werden Bauliche Maßnahmen gegen Gewalt im Fußball 1999 2000 1 Einsatz von Konfliktmanagern in der Bundesligasaison 2007 2008 Fairplayer Sport Maßnahmen der Polizei Justiz und Ordnungsbehörden gegen Gewalt im Fußball 1999 2000 1 Maßnahmen durch Fan und Sozi alarbeit gegen Gewalt im Fußball 1999 2000 1 1 Alle drei Maßnahmenpakete entstammen einer um fassenden Studie von Lösel et al 2001 zum Themen komplex Hooliganismus in Deutschland Da hierin 40 Einzelmaßnahmen berücksichtigt wurden erfolgte zur besseren Übersicht eine Aufteilung in die Kategorien Bauliche Maßnahmen Maßnahmen der Polizei Justiz und Ordnungsbehörden sowie Maßnahmen durch Fan und Sozialarbeit

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