PRÄVENTIONSVERSTÄNDNIS 14 forum kriminalprävention 2 2019 Konzeptioneller Ansatz von E G Positive Entwicklung junger Menschen fördern Der universelle Ansatz Entwick lungsförderung und Gewaltpräventi on E G stärkt die allgemeinen Le benskompetenzen junger Menschen und wirkt der Entstehung proble matischer Verhaltensweisen recht zeitig entgegen Er ist begründet in der Überzeugung dass mit der sys tematischen Förderung einer posi tiven Sozialentwicklung von Kindern und Jugendlichen Phänomenen wie Mobbing gewalttätigem Verhalten psychischen Störungen und Verhal tensauffälligkeiten wirksam begeg net werden kann Entwicklungsbezogene bzw för derliche Präventionsmaßnahmen setzen auf systematische Formen der sozialen Bildung und Erziehung im Kontext von Familie Schule und Kommune und richten sich an un terschiedliche Zielgruppen Kinder Jugendliche Eltern Lehrer sozialer Nahraum ganze Gemeinden um Ri sikofaktoren für Fehlentwicklungen zu vermindern und Schutzfaktoren zu stärken In Deutschland existieren inzwi schen zahlreiche Ansätze um der Entstehung und Verfestigung von kindlichen Verhaltensproblemen vor zubeugen und eine positive Entwick lung zu fördern Dazu gehören z B soziale und kognitive Frühförderung Prävention als Bedrohung Zur Debatte um Vorbehalte gegenüber einem weiten Präventionsverständnis Wolfgang Kahl Die Überschrift spitzt Vorbehalte zu die im Handlungsfeld der sozialen Ar beit immer wieder gegenüber dem Präventionsparadigma vorgetragen wer den Tendenzen einer Versicherheitlichung pädagogischer Praxis werden erkannt und kritisiert Daran schließt sich die Forderung nach einer Engfüh rung des Präventionsbegriffes an Zudem wird Prävention als Teil neolibe raler Gesellschaftspolitik verdächtigt als entsolidarisierte Kompensation für den fortschreitenden Abbau des Sozialstaates zu dienen Weiterhin war nen Skeptiker vor einem Präventionsstaat der alle seine Bürger unter Ri sikoverdacht stellt Das beim DFK seit 2011 laufende Projekt Entwicklungs förderung Gewaltprävention E G gerät immer wieder in den Fokus der Debatte um Philosophie und Reichweite des Präventionsbegriffes Nachfol gend werden die Argumente um das Bild von Prävention diskutiert Bezug ist das genannte DFK Projekt Trainings der sozialen Kompetenz El ternberatung Erziehungskurse Haus besuche durch Familienhelfer Ganz tagsbetreuung Programme gegen Mobbing Konfliktschlichtung in Schu len Maßnahmen gegen Schulversa gen Elterntreffs in sozialen Brenn punkten Integrationsprogramme für Migranten Nachbarschaftshilfen oder Behandlungsmaßnahmen bei Jugenddelinquenz Allgemeine sozi ale Entwicklungsförderung und pri märpräventive Arbeit haben fließen de Übergänge und ergänzen sich in ihren Wirkungen Sie werden beim DFK begrifflich und konzeptionell als Entwicklungsförderung und Gewalt prävention E G zusammengeführt DFK 2013 2018 Zur Debatte um ein praxistaug liches Präventionsverständnis Dem Optimismus des beschriebe nen Paradigmas risikobezogene Prä vention und risikounabhängige För derung gedanklich und praktisch miteinander zu verknüpfen wer den kritische Einwände entgegenge bracht Im Diskurs um Konzeptionen und Begriffe der Prävention werden Widersprüche dieser Idee von beste chender Vernünftigkeit benannt und diskutiert Die Vernünftigkeit von Präventi on leitet sich aus u a daraus ab dass es für die potenziellen Opfer und Tä ter sowie für die Gesellschaft gut ist Kriminalität zu vermeiden und ihre Ursachen zu verringern Das Gegen bild wäre ein Repressionsansatz der durch niederschwellige Strafnormen Nulltoleranz Strafverschärfungen und Strafvollzug auf polarisierende gesellschaftliche Entwicklungen und individuelle Verhaltensprobleme re agiert Einigkeit dürfte im Streit um den Präventionsbegriff doch darin bestehen dass der Repressionsstaat kein Leitbild für die Gestaltung einer offenen Gesellschaft sein kann Nun zu den Widersprüchen und Vorbehalten gegenüber einem Prä ventionsparadigma Prävention im Lichte neo liberaler Entsolidarisierung und Verantwortungsverlagerung Prävention kann als Teil neolibe raler Gesellschaftspolitik verdächtigt werden mit einem personen und gruppenbezogenen Ansatz bestimm te Normabweichungen insbesondere während der Adoleszenz verringern zu wollen ohne die mitursächlichen gesellschaftlichen Ungleichheiten bearbeiten bzw ausgleichen zu müs sen so etwa Schreiber 2011 Kriti siert wird z B bei den sogenann ten Lebenskompetenzprogrammen die Konzentration auf Selbstmanage mentstrategien die darin fitmachen sollen Gefühle und Stress eigenver antwortlich zu bewältigen und sich selbstbestimmt aus einer ungewoll ten Situation zu befreien Schreiber 2011 ähnlich Corsa Bundesjugend kuratorium 2017 Probleme oder gar ein Scheitern bei der Selbstoptimie rung das z B in Gewaltverhalten ein mündet seien dann aus ihren sozi alen und institutionellen Kontexten herausgelöst als persönliche Defizi te der Selbstwertschätzung Selbstdis ziplin und Motivation Schreiber 2011 zu werten und stellen nicht etwa ge sellschaftliche Schieflagen Spaltun gen oder Segregation infrage Dieser Einwand gegen das Entwick lungsförderungsparadigma kritisiert insbesondere dass der Abbau des So zialstaates durch eigenverantwortli

Vorschau DFK forum kp 02-2019 Seite 16
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