DEMOKRATIE UND PRÄVENTION 18 forum kriminalprävention 2 2019 Die Studie zeigt wie menschen feindliche Vorurteile sich mit politi schen Meinungen verbinden und eng mit rechtsradikalen Orientierungen zusammenhängen Rechtspopulismus Deutlicher weiter verbreitet als hart rechtsextreme sind die weiche ren rechtspopulistischen Einstellun gen Jede fünfte befragte Person 21 neigt ganz deutlich zu rechts populistischen Einstellungen bei 42 lässt sich eine Tendenz dazu feststel len Über die Bevölkerung hinweg hat die Verbreitung von rechtspopulisti schen Einstellungen seit 2014 anders als vielleicht erwartet nicht zugenom men Rechtspopulistische Einstellun gen sind stabil und das heißt sie sind in der Mitte normaler geworden Viele Befragte stimmen für eine starke Demokratie und Vielfalt an Meinungen andererseits stimmen sie aber auch rechtspopulistischen Mei nungen zu die nicht von Gleichwer tigkeit und Vielfalt ausgehen Rechts populistische Einstellungen werden durch Misstrauen in die Demokra tie unter 59 der Befragten ver breitet und Zustimmung zu einem Law and Order Autoritarismus ge teilt von 62 der Befragten erhoben zum anderen über die Abwertung von Eingewanderten Muslimen innen Asylsuchenden sowie Sinti und Roma Verschwörungsglauben Neu erfasst hat die Studie die Zu stimmung oder Ablehnung von Ver schwörungsmentalitäten In Zeiten in denen Nachrichten als Fake News abgetan und wissenschaftliche Er kenntnisse etwa zum Klimawandel of fen infrage gestellt werden gerät der Konsens darüber ins Wanken worauf wir uns noch verlassen können oder wollen Eine gesunde Skepsis gegen über Autoritäten und Institutionen ist für eine Gesellschaft wichtig aber wenn Verschwörungstheorien sogar Gewalt legitimieren dann können sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie als solche gefähr den meint Dr Jonas Rees vom IKG Verschwörungstheorien finden teil weise hohen Zuspruch So meinen 46 der Befragten es gäbe geheime Organisationen die Einfluss auf politische Entscheidun gen haben Fast ein Viertel der Befrag ten meint Medien und Politik steck ten unter einer Decke und jede zweite befragte Person gibt an den eigenen Gefühlen mehr zu vertrauen als Ex perten innen Jene die solchen Ver schwörungsmythen glauben sind zu gleich misstrauischer gegenüber dem politischen System und sie zeigen eine höhere Gewaltbereitschaft gegen an dere zeigt die Studie Einstellungen zur Demokratie Solche Meinungen beflügeln wei terhin das Misstrauen in die Demo kratie welches weit in die Mitte der Gesellschaft hineinreicht Die Stu die zeigt dass fast ein Drittel meint die Demokratie führe eher zu faulen Kompromissen als zu sachgerechten Entscheidungen und im 70 Jahr nach Verabschiedung des Grundgeset zes ist mehr als ein Drittel gegen die Idee gleicher Rechte für alle während gleichzeitig rund 86 es für unerläss lich halten dass Deutschland demo kratisch regiert wird und 93 der An sicht sind die Würde und Gleichheit aller sollte an erster Stelle stehen Über ein Drittel fühlt sich jedoch von der Politik nicht vertreten und nimmt sich politisch machtlos wahr Wenn der Großteil der Befragten die Demokratie und ihre Werte be fürwortet ist das zunächst ein gutes Zeichen erläutert Wilhelm Berghan von der Universität Bielefeld Aller dings zeigt gleichzeitig die Hälfte der Befragten beispielsweise Menschen feindlichkeit gegenüber Asylsuchen den und bis zu einem Drittel illiberale Demokratievorstellungen Ein Teil der Bevölkerung wird den eigenen Werten nicht gerecht Neue rechte Einstellungen Deutlich mehr Zuspruch finden neurechte Einstellungen Darin spie gelt sich ein Rechtsextremismus in zu nächst harmloser erscheinenden Mei nungen wider Sie werden nicht mehr nur durch neurechte Gruppierungen wie die Identitäre Bewegung ver breitet auf die Straße getragen son dern dringen auch in Wahrnehmun gen und Meinungen der Mitte ein und werden im Netz wie in der rea len Welt verbreitet Empirisch fließen rechtspopulistische neurechte und rechtsextreme Einstellungen so eng zusammen dass sie kaum mehr trenn bar sind Sie vertreten das Leitbild ei nes vorherrschenden einheitlichen deutschen Volk und rufen zum Wi derstand gegen Politik und Eliten auf Gut ein Drittel der Befragten ist der Ansicht Die Regierung verschweigt der Bevölkerung die Wahrheit und knapp 22 meinen Die regierenden Parteien betrügen das Volk Rund ein Drittel fordert Widerstand ge gen die aktuelle Politik Vor zwei Jah ren lagen die Zustimmungen ähnlich hoch Auch die Ansicht es gäbe ein Meinungsdiktat in Deutschland 55 oder Deutschland würde vom Is lam unterwandert 25 ist verbrei tet Rund ein Drittel 34 meint das deutsche Volk besäße eine unverän derliche Identität Prof Dr Beate Küp per von der Hochschule Niederrhein und Ko Autorin der Mitte Studie sagt dazu Der offene harte Rechtsextre mismus wird durch moderne Formen abgelöst darin steckt aber das alte völ kische Denken Das ist auf den ersten Blick nicht so leicht als rechtsextrem erkennbar umso leichter lassen sich neurechte Varianten verbreiten stra tegische Akteure nutzen dies Ost West Unterschiede Sie hat sich zusammen mit Franziska Schröter von der Friedrich Ebert Stif tung näher mit den Unterschieden zwischen Ost und Westdeutsch land beschäftigt Die Befunde zeigen Ost und Westdeutsche unterschei den sich nicht in ihrer geringen Zu stimmung zu offen rechtsextremen Einstellungen Doch eine weichere rechtspopulistische Orientierung ist im Osten weiter verbreitet als im Wes ten Das gilt vor allem für die Kompo nente der Abwertung von Fremden d h Fremdenfeindlichkeit West 18 Ost 23 die Abwertung von Muslimen innen West 19 Ost 26 und von Asylsuchenden West 51 Ost 63 sind im Osten der Republik besonders weit verbreitet auch auto ritäre Einstellungen finden unter ost deutschen Befragten mehr Zustim mung West 61 Ost 67 Erkennbar wird auch Der Osten fühlt sich politisch machtloser als der Westen und das Vertrauen in die De mokratie ist geringer Vor allem aber ist das Gefühl der kollektiven Wut auf die Zuwanderung im Osten mit 52 deutlich höher als im Westen mit 44 Das Gefühl persönlich unge recht behandelt zu werden der wirt schaftlichen Benachteiligung und der politischen Orientierungslosigkeit ge

Vorschau DFK forum kp 02-2019 Seite 20
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