EXTREMISMUSPRÄVENTION 24 forum kriminalprävention 2 2019 begleitet Zielsetzung dieser Evalua tionen ist es die Umsetzung der Pro gramme vor dem Hintergrund ihrer Zielsetzungen zu begleiten zu do kumentieren und zu bewerten sowie Entscheidungsgrundlagen für de ren zukünftige Ausgestaltung zu ge nerieren Die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen und Präventionsansätze steht dabei nicht im Mittelpunkt des Interesses Projektübergreifend wer den Gelingensbedingungen Proble me und Erfolgsfaktoren für verschie dene Präventionsansätze ermittelt Ob die Präventionsangebote Einstel lungen und Verhalten von teilneh menden Personen ändern untersu chen sie nicht Einen hohen Erkenntniswert ha ben diese Programmevaluationen im Hinblick auf grundsätzliche Merkma le wie Miss Erfolge des Feldzugangs die Erreichung spezifischer Zielgrup pen oder die programmatische Aus gestaltung von Präventionsmaßnah men in bestimmten Handlungsfeldern Leistner et al 2014 Die Evaluatoren des Bundesprogramms INITIATIVE DEMOKRATIE STÄRKEN heben in ih rem Evaluationsbericht insbesondere Rahmenbedingungen und Ausgangs probleme hervor mit denen sich Prä ventionsakteure im Bereich des Links extremismus konfrontiert gesehen haben Sie identifizieren ein Erkenntnis und Forschungsdefizit bei den Fra gen wann wie und unter welchen Bedingungen sich Jugendliche poli tisch radikalisieren Daraus resultie re für die Präventionspraxis das Prob lem Ansatzpunkte für pädagogische Maßnahmen zu identifizieren die über reine Wissensvermittlung und Auf klärung hinausgehen Leistner et al 2014 S 97 Fuhrmann et al 2012 S 35 Als problematisch erweist sich der Begriff Linksextremismus zur Kenn zeichnung des Handlungsfeldes Zum einen sei der Begriff bei Präventions akteuren auf Ablehnung gestoßen was zu Schwierigkeiten in der Konzep tion und Umsetzung entsprechender Angebote geführt habe Zum anderen habe sich der Begriff negativ auf die öffentliche Akzeptanz von Präventi onsangeboten ausgewirkt weshalb Zielgruppenzugänge verstellt oder zumindest erschwert und Versteti gungsprozesse der Projekte in vielen Fällen gar nicht erst angedacht wor den seien Leistner et al 2014 S 142 Stattdessen sei von einigen Präventi onsakteuren der Versuch einer Präzi sierung problematischer Phänomene wie Militanz im Kontext von Protest und von linksaffinen Jugendkultu ren vorgenommen worden Im Zuge des neuen Bundespro gramms Demokratie leben wur de diesen Erfahrungen u a insofern Rechnung getragen als dass der Pro grammbereich nunmehr als linke Mi litanz betitelt wird Militanz in linken Szenen verstehen die Autoren als Ausdruck von radikaler System opposition und Demokratiefeind schaft Folge eskalierender Konflikte zwi schen politischen Gruppen Folge eines situativ eskalierenden Protestgeschehens auf Demonst rationen aber auch losgelöst von politi schen Zielen ein Attraktivitätsmo ment für die Teilnahme an Protest ereignissen Diese verschiedenen Ursachen und Einflussfaktoren militanter Gewalt bieten zugleich Ansatzpunkte für die Entwicklung themen und zielgrup penspezifischer Präventionsansätze BMFSFJ 2014 S 51 Situativ kann bei Demonstrationen beispielsweise eine konfliktorientierte Deeskalation Ziel von Präventionsmaßnahmen sein in die linke Militante direkt einbezogen werden Erprobte Deeskalationsstra tegien sind zum Beispiel die Stärkung einer demokratischen Kultur in einer Gemeinde in die alle relevanten ge sellschaftlichen Gruppen eingebun den werden oder das sensible Auftre ten der Polizei bei Demonstrationen und bei der Behandlung von Protes tierenden Schuhmacher 2015 S 13 Mit Blick auf Qualifikationsanforde rungen an Präventionsakteure zeige die Erfahrung aus dem Bundespro gramm dass für eine gelingende ge genstandsspezifisch ausgerichtete Präventionsarbeit umfassende Sze nekenntnisse ausgeprägte inhaltli che Kenntnisse szenetypischer teil weise intellektueller Diskurse sowie belastbare Zugänge zu den Jugendli chen notwendig sind Leistner et al 2014 S 143 Die Programmevaluation vermit telt zudem einen Eindruck von Inhal ten und Präventionsansätzen der ge förderten zehn Modellprojekte die verschiedene methodische Ansät ze und Zielsetzungen verfolgten Im Vorfeld von Radikalisierung zielten Projekte der primären universellen Prävention auf Wissensvermittlung Aufklärung Gefahrenverdeutlichung und Demokratieförderung ab Forma te in diesem Bereich sind etwa Work shops Fortbildungen oder Planspiele Workshops richten sich an Jugendli che oder Multiplikatoren Lehrer So zialarbeiter etc und zielen u a auf die Vermittlung von Wissen zu histo rischen oder aktuellen Beispielen des Linksextremismus oder zum Extre mismusmodell ab wodurch Teilneh mer linksextremistische Phänomene besser verstehen einordnen und be werten können sollen Ebenfalls an die Allgemeinheit waren Modellprojekte gerichtet in deren Mittelpunkt die Entwicklung von Materialien zur Wis sensvermittlung oder die Durchfüh rung organisierter Parlaments und Gedenkstättenbesuche standen An geboten werden solche Projekte von zivilgesellschaftlichen Trägern oder Verfassungsschutzbehörden Ein Projekt der sekundären selekti ven Prävention verfolgte das Ziel zu sammen mit Kooperationspartnern einen Zugang zur Zielgruppe links extremistisch orientierter Jugendli cher zu eröffnen In verschiedenen Kultur und Medienangeboten sind konkrete möglichst lebensweltnahe Themen der Projektarbeit wie etwa Graffiti und Musik als Form der Gesell schaftskritik oder Protestformen ge gen Rechtsextremismus aufgegriffen worden Als besonders erfolglos im Ziel gruppenzugang haben sich tertiä re indizierte Projekte erwiesen die linksextremistische Straftäter adres siert haben Ein zivilgesellschaftliches Projekt verfolgte beispielsweise einen konfrontierenden verantwortungs pädagogischen Ansatz der ein Antige walttraining in Justizvollzugsanstal ten mit politischer Bildung verband Für die Teilnahme an diesem Projekt konnte kein gewalttätig gewordener dem linken Spektrum zuzurechnender Teilnehmer gewonnen werden Ähn lich schwierig erweist sich die Teilneh mergewinnung im Rahmen staatlicher Ausstiegsprojekte Es ist festzuhalten dass kein em pirisches Wissen aus Projektevaluati onen im Bereich der Prävention von Linksextremismus bzw linker Mili tanz verfügbar ist Daher können kei ne Aussagen dazu getroffen werden auf welchen theoretischen Grundan nahmen vorhandene Projekte beru hen welche genauen Zielsetzungen die Projekte verfolgen und ob sie die se Ziele erreichen Vor allem fehlt es an Wissen über die Wirksamkeit der Präventionsarbeit in diesem Präven tionsfeld Neu 2012 S 47

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