36 forum kriminalprävention 2 2019 petenzen und soziale Kontakte Neu em geht man aus dem Weg und Be kanntschaften werden nicht mehr gesucht Verpflichtungen und Belas tungen werden sukzessive reduziert Ältere Menschen sind sich selbst ge nug Sie vermeiden Abwechslung und Ärger Stattdessen suchen sie Regel mäßigkeit Struktur und Sicherheit Am Ende wird die Resilienzlücke bei vulnerablen älteren Menschen immer größer und trifft auf eine sehr ge wiefte Täterschaft die immer wieder leichtes Spiel hat Täterstrukturen Die Callcenterbetrüger sind insbe sondere in Deutschland wie folgt or ganisiert bzw strukturiert Die sogenannten Keiler führen aus dem Ausland mit der Legende Fal scher Polizeibeamter oder Falscher Staatsanwalt die Gespräche mit den Opfern Ein sogenannter Logistiker befindet sich in unmittelbarer Nähe des Keilers arbeitet diesem zu und organisiert im Erfolgsfall wenn ein Opfer angebissen hat alle weiteren notwendigen Maßnahmen z B Geld abholung weitere Anrufe beim Be troffenen mit anderer Legende z B vermeintlicher Staatsanwalt der die Angaben des Polizisten bestätigt Die Logistiker vor Ort rekrutieren die Geldabholer die nicht zwingend über die Hintergründe der Abholung informiert sind Die Geldabholer sam meln oftmals nacheinander in ver schiedenen Städten in Deutschland bei den Geschädigten das Geld ein So wurden beispielsweise in Südbayern Abholer aus Bremen festgenommen Täter aus dem Raum München fuhren nach Stuttgart um dort Geld bei den betrogenen Senioren in Empfang zu nehmen Als weitere Gehilfen fungieren so genannte Gegenobservanten Diese haben die Aufgabe das Tatobjekt im Vorfeld auszukundschaften und nach eventuell eingesetzten Polizeikräf ten Ausschau zu halten Gelegentlich werden auch Fahrer eingesetzt die sowohl Observanten als auch Abholer an ihre Einsatzorte fahren und wie der abholen Sondererhebung zur Bedeutung von Präventionsmaßnahmen Vom 5 3 2018 bis zum 14 4 2018 führ te das Polizeipräsidium München eine Sondererhebung bei ca 80 Geschä digten von Trickbetrugsdelikten Ge schädigte von Versuchen sowie Voll endung mit dem Modus Falscher Polizeibeamter durch Die Geschädig ten wurden in anonymisierter Form bereits bei der Anzeigenaufnahme durch die Erstzugriffsbeamten per sönlich befragt Ziel dieser persönli chen Befragung war es die seit 2016 durchgeführten sehr personal und kostenintensiven Präventionsmaß nahmen auf ihre Wirksamkeit zu über prüfen und gegebenenfalls zu opti mieren Beispielhaft können folgende Kam pagnenmaßnahmen genannt werden Infostände Vorträge für Vereine sowie Senioreneinrichtungen Anschreiben von ca 700 000 Haushalten jährlich Beschulung von Bankmitarbeitern und mobilen Pflegekräften Präventi onstheatervorführungen zahlreiche Veröffentlichungen sowie Interview beiträge über alle Medien intensive Opfernachsorgen Infoscreenanzei gen im ÖPNV Einspielen des Präven tionsfilms Falscher Polizeibeamter unter anderem in Wartebereichen Auslegen von Informationsmateriali en in nahezu allen öffentlichen Behör den und Ämtern sowie Plakatierungs aktionen Die wichtigsten Erkenntnisse wa ren dass über 93 der befragten Se niorinnen und Senioren das Betrugs phänomen Falscher Polizeibeamter bereits vor dem Anruf des Betrügers kannten Wenige Geschädigte in der Befragung waren es zwei Personen fielen trotz dieser Erkenntnisse auf den Betrug herein Diesen Geschädig ten fehlte das generelle Bewusstsein dafür dass sie selbst auch Opfer eines Trickbetrugs werden könnten Die Frage Über welche Informa tionsquellen erfuhren Sie von dem Trickbetrug mit der Legende Falsche Polizeibeamte wurde wie folgt be antwortet Mehrfachnennungen wa ren möglich 16 der Befragten gaben explizit die Polizei an ohne dass sie durch entsprechende Fragestellungen oder sonstige Hinweise auf die po lizeiliche Präventionsarbeit hinge wiesen wurden Es ist davon aus zugehen dass Beiträge und Artikel die als Informationsquelle bezüglich des Trickbetrugs genannt wurden ebenfalls indirekt oder direkt von der Polizei gesteuert wurden wie Pressekonferenzen Fernseh und Radiointerviews Zeitungsartikel 16 der befragten Personen gaben an über Dritte genannt wurden u a Kinder Nachbarn Bankange stellter von diesem Trickbetrug er fahren zu haben 81 der Befragten erhielten zudem Erkenntnisse zum Trickbetrug mit der Legende Falscher Polizeibeam ter durch Medienberichterstattun gen Davon gaben 8 der Befragten als Primärquelle das Internet und 73 die sogenannten alten Medi en an Die Frage Welche Umstände oder Erkenntnisse führten bei einem vor liegenden Betrugsversuch dazu dass Sie misstrauisch wurden und nicht auf den Trickbetrug hereinfielen wurde zusammenfassend wie folgt beant wortet Mehrfachnennungen waren möglich In 52 der Fälle verhielten sich die Täter so verdächtig dass es bei ei nem Betrugsversuch blieb Insbe sondere die Fragen der Täter nach Geld Wertgegenständen Vermö gen führten dazu dass die Betroffe nen den Betrugsversuch entlarvten In 11 der Fälle wurden dritte Per sonen hinzugezogen die den Be trug aufdeckten Weitere 11 fielen zudem aufgrund der Erkenntnisse aus den Medien nicht auf den Trickbetrug herein 7 der Befragten gaben an dass sie aufgrund der polizeilichen Informa tionen nicht auf den Trickbetrug he reinfielen Weitere Gründe waren unter an derem ein allgemeines schlechtes Bauchgefühl ein Abbruch des Tele fonats von Täterseite da die zu erwar tende Beute vermutlich nicht hoch genug schien oder die Befragten wa ren bereits in der Vergangenheit Op fer anderer Betrugsmaschen gewor den und waren deshalb besonders misstrauisch Gründe dafür die Polizei zu ver ständigen waren dass man sich ver gewissern wollte ob es sich um ech te oder falsche Polizeibeamte handelt sowie der Ansatz dass man Strafver folgungsmaßnahmen einleiten müsse Betrüger müssen erwischt werden Denen muss man auf die Schliche kommen diesen Kriminellen muss man das Handwerk legen Folgerungen für die Präventionsarbeit Grundsätzliche Folgerungen des Polizeipräsidiums München zur Prä ventionsarbeit waren zudem POLIZEILICHE PRÄVENTION

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