EXTREMISMUSPRÄVENTION 12 forum kriminalprävention 3 2019 jekts können neben individuellen Ef fekten auch Effekte auf institutionel ler Ebene wie z B die Vernetzung mit anderen Akteuren Berücksichtigung finden Möller Neuscheler 2016 Ein realistischer Zeitraum zur Zielerrei chung muss ebenso Beachtung fin den So macht Rieker 2012 darauf aufmerksam dass sichtbare Ergeb nisse von Ausstiegshilfen bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen können Erfolge seien zunächst nicht auf der Einstellungsebene sondern vielmehr durch Distanz zu rechtsextremer Symbolik Kleidung Musik einschlä gige Tätowierung etc sowie durch Aufnahme von Beziehungen außer halb der Szene zu erkennen Werden vor Maßnahmenstart weder Zielindi katoren noch geeignete Operationa lisierungen festgelegt kann sich dies zu gravierenden Steuerungsproble men auswachsen Becker et al 2014 Zielgruppenansprache Eine ausge prägte rechtsextreme Orientierung geht mit einer erschwerten Zugäng lichkeit zur Zielgruppe einher Rieker 2009 Deshalb sollten eine proaktive Zugangs und Werbungsphase sowie der Abbau von Hürden bei der Kon taktaufnahme in den Vordergrund rücken ebd 2009 Weiterhin sollten die Zielstellungen und Zielgruppen der Projekte klar definiert und abge grenzt sein Rieker 2012 da auf po tenzielle Nutzer von Präventionshilfen die Ziele und Angebote eines Projekts im Einzelfall ansonsten unverständlich wirken könnten Palloks Steil 2014 Darüber hinaus besteht bei unzurei chender Zielgruppendefinition die Ge fahr dass personelle oder finanzielle Ressourcen überstrapaziert werden Rieker 2012 Das Prinzip der freiwilligen Teilnah me Ambivalent schätzen die Evaluati onen das Prinzip der Freiwilligkeit der Teilnahme an Präventionsmaßnah men ein Lukas Lukas 2007 sehen darin ein wichtiges Erfolgskriterium Es folge einer humanistischen Päd agogik und vermittele den Teilneh mern Anerkennung und Wertschät zung Die geringe Abbruchquote in den VPN Trainingskursen sei hierfür ein Indiz Auch Aussteigerprogram me erheben die Eigenmotivation von Teilnehmern nicht selten zum Aufnah mekriterium Möller et al 2015 Rie ker 2012 kommt in der Evaluation des Thüringer Beratungsprogramms hin gegen zu dem Schluss dass Freiwillig keit nicht in allen Phasen der Maßnah me sinnvoll sein muss Die Teilnahme an verpflichtenden Maßnahmen kann zu Beginn eines Ausstiegsprozesses stehen und zur Anregung der Eigen motivation genutzt werden Hinrei chend motivierten Teilnehmern kann im Anschluss der Zugang zu freiwil ligen Beratungsmaßnahmen freige stellt werden Rieker 2009 Fachlichkeit und Professionalität der Mitarbeiter Bereits seit Umsetzung des ersten Bundesprogramms wird der Grad der Professionalisierung der Mit arbeiter zur Umsetzung der Konzep te kritisiert Es mangele an fachspezi fischen Kompetenzen zur Erreichung der Ziele Scherr 2014 Dabei hängt die Entwicklung von Qualitätsstandards in der Präventionsarbeit maßgeblich mit der Qualifizierung der Projektmitarbei ter zusammen Die Qualität der Arbeit müsse durch fortlaufende Weiterbil dungen gesichert werden Aumüller Narr 2011 Dies könne auch Indika tor einer guten Präventionsarbeit sein ebd 2011 Weil die Tragfähigkeit der Beziehung zwischen Projektmitarbei tern und Teilnehmern häufig ein zent rales Erfolgskriterium von Maßnahmen darstellt müssten zudem die Fähigkei ten der Mitarbeiter und der Arbeits kontext geeignete Grundlagen hierfür bieten Lukas 2006 Ferner könne sich ein multiprofessioneller Hintergrund aus Psychologen Sozialarbeitern Pä dagogen und anderen in der Projekt arbeit als besonders förderlich heraus stellen Möller et al 2015 Übergangsmanagement und Nach haltigkeit Vor allem vor dem Hinter grund zeitlich befristeter Förderpro gramme relativ kurzfristig angelegter Interventionen oder bei Übergängen zwischen verschiedenen Kontexten stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit von Präventionsmaßnahmen als be sonders heikel dar Becker et al 2014 Bei indizierten Präventionsmaßnah men gilt insbesondere der Übergang von der Haft in die Freiheit als eine kritische Bewährungsphase Maßnah men die wie das Stabilisierungscoa ching des Trägers VPN über die Haft zeit hinaus Betreuung leisten setzen an diesem Problem an Palloks und Steil 2014 empfehlen darüber hinaus eine vernetzte Arbeitsweise und eine koordinierte Informationsweiterga be an Akteure die die Betreuung nach der Entlassung oder nach dem Auslau fen der Maßnahme übernehmen Fazit und Ausblick Angesichts der großen Anzahl von Projekten im Bereich der Rechtsex tremismusprävention sind nur we nige Evaluationen selektiver und indizierter Präventionsmaßnahmen zu ermitteln Nahezu ausnahmslos handelt es sich dabei um Prozesseva luationen die mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen auf die Ver besserung oder Bilanzierung von Maß nahmen gerichtet waren Nur eine der zwölf untersuchten Studien hatte die Ermittlung von Projektwirkungen zum Gegenstand Obwohl viele Projekte entstan den sind und gefördert werden wird wenig geforscht und evaluiert Matt 2018 Es stellt sich daher die Frage ob mit dieser Förderung die richti gen Dinge getan werden Inwieweit gelingt es Projekten Maßnahmen zu entwickeln die antidemokratische Tendenzen und extremistische Ein stellungen einzudämmen helfen Auch stellt sich die Frage wie solche Programme und Projekte optimiert werden können Evaluationen müs sen versuchen auf diese Fragen Ant worten zu finden Strobl et al 2012 Die dargestellten Untersuchungs ergebnisse zu Evaluationen von Pro jekten der Rechtsextremismusprä vention illustrieren dass Evaluatoren in diesem Handlungsfeld mit spezifi schen Herausforderungen konfron tiert sind Einige dieser in der Evalu ationspraxis auftretenden Probleme werden im Folgenden kurz beleuch tet und Möglichkeiten zu deren Lö sung aufgezeigt Kausalität Ein belastbarer Nach weis kausaler Präventionseffekte er weist sich in der Evaluationspraxis als schwer zu realisieren Ideale Untersu chungsdesigns mit einer zufälligen Zuteilung von Personen in Untersu chungs und Kontrollgruppen sind in der Projektpraxis insbesondere der selektiven und indizierten Präventi on kaum umzusetzen Entscheidun gen zur Aufnahme in solche Projekte erfolgen nicht zufällig sondern orien tieren sich an konkreten Bedarfen der Teilnehmer Um dennoch eine möglichst hohe Belastbarkeit der Untersuchungs ergebnisse zu erzielen bieten sich ein quasi experimentelles Untersu chungsdesign sowie die anschlie ßende Anwendung sogenannter Matchingverfahren an um die Ver gleichbarkeit von Teilnehmern der Untersuchungs und Kontrollgruppen zu gewährleisten vgl Keßler Ret tenberger 2017 Durch das Matching werden Personen identifiziert und in die Analyse einbezogen die den Un

Vorschau DFK forum kp 03-2019 Seite 14
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