EXTREMISMUSPRÄVENTION 20 forum kriminalprävention 3 2019 kung der Projekte wurde nur von ei ner Minderheit der Befragten bestä tigt Solch eine Einschätzung der prä ventiven Wirkung ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einer Prüfung der Wirkung Eine entsprechende Prüfung wurde durch den Vergleich der Pilot projekt und der Zivilcourage Videos vorgenommen d h es wurde unter sucht wie sich das Sehen von Videos der Pilotprojekte im Vergleich zum Se hen von Videos zum Thema Zivilcou rage auf verschiedene Einstellungen auswirkt Obwohl die Ergebnisse zurückhal tend zu interpretieren sind weil kein experimentelles Design zur Anwen dung kam ergaben sich zu drei Ein stellungen relevante Befunde die mittels multivariater Analyseverfah ren vgl von Baseline zu Projekt Vi deo Gruppen erzielt wurden Mit Blick auf die Einstellung der To leranz gilt dass das Sehen der Pi lotprojekt Videos mit höheren To leranzwerten einhergeht als das Sehen von Zivilcourage Videos für die Winfluence und die SwissMus limStories Videos ergab sich sogar ein signifikanter Effekt Es fand sich für alle Pilotprojekt Vi deos dass die Zustimmung zu ge waltbereiten extremistischen Ori entierungen nach dem Betrachten geringer ausfiel als für die Base line Videos signifikanter Effekt für SwissMuslimStories Videos Bei allen drei Pilotprojekt Videos gilt zudem dass nach dem Sehen die Zu stimmung zu islamistisch extremen Orientierungen geringer ausfiel als bei der Baseline Gruppe für Win fluence und SwissMuslimStories Vi deos signifikanter Effekt Empfehlungen Gegen bzw Alternative Narrati ve allein werden die Radikalisierung junger Menschen nicht verhindern Narrative verbreitet im Internet und auf Soziale Medien Plattformen kön nen immer nur ein Baustein einer um fangreichen Strategie zur Prävention von Radikalisierung und Extremismus sein dies auch weil die Ursachen für Radikalisierung vielschichtig und kom plex sind Bezüglich der Erarbeitung von Gegen bzw Alternativen Narra tiven lässt die durchgeführte Evalua tion einige Empfehlungen zu die bei zukünftigen Projekten beachtet wer den sollten Insofern für Jugendliche und junge Erwachsene Internet und soziale Medien weiterhin von hoher sozia lisatorischer Bedeutung sein wer den wären vergleichbare Pilotpro jekte zu begrüßen die sich explizit der Entwicklung von Gegennarrati ven gegen islamistischen Extremis mus bzw der Entwicklung von Ge gen und Alternativen Narrativen zu anderen Formen der Radikalisierung z B Rechtsextremismus Linksex tremismus widmen Von staatlichen Institutionen soll ten zukünftig weiterhin Impulse für die Förderung von Präventions projekten im Internet und in den sozialen Medien ausgehen Die Um setzung dieser Projekte sollte aber weiterhin durch unabhängige Orga nisationen erfolgen Jedem Narrative erarbeitenden Pro jekt ist zu empfehlen ein Gremi um an unabhängigen Expertinnen und Experten einzusetzen das die Narrative vor der Veröffentlichung prüft sowie für Fragen bzgl der Er stellung der Narrative zur Verfü gung steht Die Kompetenzen die ser Expertinnen und Experten sind dabei jeweils projektspezifisch zu bestimmen es sollten aber sowohl inhaltliche hier Radikalisierung als auch formale Aspekte hier Verbrei tung in sozialen Medien Kommuni kationsdesign berücksichtigt wer den Der internationale Austausch über Erfahrungen und Best Practice Mo delle bei der Erarbeitung von Narra tiven ist zu fördern Die Integration von Migranten in eine Aufnahmegesellschaft ist eine gesamtgesellschaftliche Herausfor derung zu der Narrative einen klei nen Beitrag leisten können Förder lich können insbesondere Videos sein die persönliche Geschichten in den Mittelpunkt stellen Projekte zur Entwicklung von Narrativen sind komplex Es be darf auf seiten der Projektleiten den umfassender Projektmanage mentfähigkeiten Die Projekte sind nicht als Einzelperson bearbeitbar sondern es braucht ein Netzwerk an verlässlichen Partnerinnen und Partnern Für die Projekte sollte zu dem gelten Weniger ist im Zweifels fall mehr Eine Konzentration auf die Erarbeitung weniger Narrative und die Verbreitung auf wenigen Kanä len erscheint erfolgsversprechend Bei der Planung von Narrativ Pro jekten ist zu berücksichtigen dass ausreichend finanzielle Mittel für den Einbezug weiterer Expertise z B Homepagedesigner Agentu ren Theaterpädagogen oder Filme macher zur Verfügung stehen Die Verbreitung von erarbeite ten Narrativen geschieht nicht von selbst Es braucht eine Strategie die die Online Verbreitung offline un terstützt Hierzu ist mit verschiede nen Organisationen und Personen zusammenzuarbeiten die besten falls bereits in die Konzeption invol viert werden Möglicherweise ist eine höhere Verbreitung und auch Diskussion von Narrativen dann zu erwarten wenn kontroversere The men oder Themen provokativ bear beitet werden Jugendliche und junge Erwach sene partizipativ an der Erarbei tung von Narrativen zu beteiligen ist ein notwendiges und hilfrei ches Vorgehen Eine Herausforde rung stellt das Thema Partizipation dann dar wenn sie Hauptverant wortliche im Projekt sind Dann braucht es entweder bereits vor dem Start des Projekts Personen die hierfür bereitstehen oder aber es benötigt ausreichend Anreize die dies garantieren Dass Jugend liche junge Erwachsene einen gro ßen Teil ihrer Freizeit investieren um ein Narrativ Projekt zum Erfolg zu führen kann nicht ohne Weite res vorausgesetzt werden Wich tig erscheint zudem Jugendliche junge Erwachsene von Beginn an in die Entwicklung einer Projektidee zu involvieren oder bei einer Ein bindung zu einem späteren Zeit punkt offen für eine mögliche ver änderte Schwerpunktsetzung zu sein Ein zusätzliches Spannungs feld bezüglich der Einbindung von jungen Menschen in Narrativpro jekte liegt darin dass sich diese exponieren was in einem Wider spruch dazu steht gerade die jün geren Jugendlichen zu schützen Das Spannungsfeld zwischen Par tizipation und dadurch bedingter Sichtbarkeit ist im Vorfeld eines Projekts daher zu reflektieren Es sollten Möglichkeiten eruiert werden inwieweit die Weiterbe treuung und entwicklung der Nar rative unterstützt werden kann Die vorhandenen Videoclips eig nen sich in verschiedenen Kontex ten geführt eingesetzt zu werden Entscheidend ist aber dass ent sprechende Leitfäden oder Hand reichungen erarbeitet werden

Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.