EXTREMISMUSPRÄVENTION 5forum kriminalprävention 3 2019 Indikatoren gebeten Dieser Schritt führte zu einer weiteren Anpas sung des Indikatorenkatalogs Dieser iterative Prozess resultierte schlussendlich in 38 Indikatoren von Hinwendungsprozessen zum Islamis mus Um die Informationsgewinnung zur Beurteilung der Merkmale zu ver einfachen wurden diese unter vier Oberkategorien subsummiert Indivi duum Umgang mit kritischen Lebens ereignissen soziale Strukturen sowie Religion und Ideologie Abbildung 2 Beurteilung der Evaluations kriterien Alle 38 Indikatoren von EvIs sind nach einem identischen Schema auf gebaut um deren Beurteilung zu er leichtern Dem Indikatorentitel folgt eine genaue Beschreibung was un ter diesem Merkmal zu verstehen ist Diese operationale Definition bildet die Grundlage für die Bewertung des Vorliegens und Ausprägungsgrades des Indikators siehe weiter unten Danach folgen konkrete Anschau ungsbeispiele In manchen Fällen fin den sich zusätzliche Informationen Beispielsweise muss darauf geachtet werden dass bei den kritischen Le bensereignissen nicht deren gene relles Vorliegen beurteilt wird son dern das Ausmaß an Belastung dass die Betroffenen dadurch erleben und wie sie damit umgehen Ankerbeispie le geben Hinweise auf den Ausprä gungsgrad eines Merkmals Teilweise finden sich aufgrund von Überlappun gen zwischen den Indikatoren Quer verweise die a beim Vorliegen eines Indikators auf die Relevanz eines an deren Indikators hinweisen oder b Abgrenzungen spezifizieren da trotz oberflächlich ähnlicher Inhalte sehr unterschiedliche Konstrukte den In dikatoren zugrunde liegen Abschlie ßend werden die Indikatoren mit Ori ginalzitaten aus den Fokusgruppen und Expert inneninterviews als An schauungsbeispielen belegt Abbil dung 3 Die Beurteilung der Indikatoren er folgt in drei Schritten 1 Nach Prüfung aller verfügbaren In formationen muss die Entschei dung gefällt werden ob es Hinwei se auf das Vorliegen des Merkmals gibt Lassen sich derartige Hinweise nicht finden wird das Merkmal als nicht vorhanden beurteilt 2 Gibt es solche Hinweise müssen die Beurteilenden bewerten in welcher Ausprägung der Indika tor vorliegt Hierfür steht eine Be urteilungsskala von schwach bis sehr stark zur Verfügung wobei der Endpunkt für Extreme reser viert ist d h die Einstellung oder das Verhalten sind inhaltlich ext rem umfassen viele verschiedene Aspekte und oder werden häufig und über längere Zeiträume hin weg gezeigt 3 In einem letzten Schritt wird die Re levanz des Indikators für die Ent wicklung der Person während einer Maßnahme beurteilt Die Prakti ker innen betonten die Notwen digkeit mit Evls auch hierzu eine Einschätzung vornehmen zu kön nen da manche Merkmale zwar festgestellt aber nicht vorrangig behandelt werden müssen weil sie für den individuellen Verlauf der Radikalisierung nicht ausschlagge bend sind Ergänzend zu der standardisierten Einschätzung durch eine Bewertungs skala sollen mit dem Instrument frei formulierbare nachvollziehbare Bei spiele für die individuelle Ausprägung eines Merkmals bei einer Person fest gehalten werden Diese Angaben kön nen bei der Auswertung wertvolle Zu satzinformationen darstellen Die Beurteilungen werden auf ei nem dem Manual beiliegenden Beur teilungsbogen abgegeben Pro Per son und pro Beurteilungszeitpunkt wird ein solcher Beurteilungsbogen benötigt Bei der Bewertung des Vorliegens und Ausprägungsgrades der Indika toren ist zu beachten dass dies nach dem sogenannten Bottom Up Prin zip geschieht Das heißt jeder Indika tor muss unabhängig von den ande ren Merkmalen beurteilt werden und auch unabhängig von dem Gesamt eindruck den die Beurteilenden vom Grad der Radikalisierung einer Person haben Zur Beurteilung sind alle ver fügbaren Informationsquellen hin zuzuziehen Im Falle unzureichender oder sich widersprechender Infor mationen können das Vorliegen und der Ausprägungsgrad eines Merkmals nicht bewertet werden Dies wird ent sprechend auf dem Beurteilungsbo gen vermerkt Abb 2 EvIs Indikatorenkatalog INDIVIDUUM RELIGION UND IDEOLOGIE Mangelnde Selbstsicherheit Ambiguitätsintoleranz Dissozialität Gewaltaffinität Identitätskrise Akute Lebenskrise Hinweise auf mögliche körperliche Selbstgefährdung Substanzproblematik Psychische Auffälligkeiten Ablehnung therapeutischer Maßnahmen Missionierung Reglementierung des sozialen Umfelds Pflegt Kontakte zu radikalisiertem sozialen Umfeld Kompromisslosigkeit in Bezug auf Gebetsrituale Aktuelle Probleme als Gotte sprüfung Jugendliche Provokation durch religiöses islamistisches Verhalten Ablehnung Abwertung von Nicht Muslim innen Abwertung anderer Muslim innen Antisemitische Äußerungen Religiöses Überlegenheitsgefühl Ablehnung westlicher Werte Feindbildkonstruktion Politisierung Moralische Entrüstung aufgrund von Gewalt in muslimischer Welt Einschlägige Äußerungen Phrasen Konsum und oder Verbreitung einschlägiger Inhalte Verwendung einschlägiger ideologischer Symbole Idealisierung des Märtyrertums Religiöse Rechtfertigung von Kriminalität Befürwortung Rechtfertigung von religiös motivierter Gewalt Umdeutung von Diskriminierungs erfahrung Aktive Annahme der Opferrolle UMGANG MIT KRITISCHEN LEBENSEREIGNISSEN Belastende Trennungserfahrung Tod eines nahestehenden Menschen Sexuelle Übergriffe SOZIALE STRUKTUREN Schwierige soziale Verhältnisse Schwierige familiäre Verhältnisse Beziehungen Unerfülltes Bedürfnis nach Wert schätzung Anerkennung Sozialer Rückzug Isolation Patriarchalische Geschlechter vorstellungen

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