14 forum kriminalprävention 4 2019 SCHWERPUNKT Im Dienst der guten Sache Polizei und Sozialarbeit in der Prävention Soziale Arbeit ist per se praktizier te Prävention Folglich passt zwi schen die verhaltensorientierte Prä vention und soziale Arbeit kein Blatt Papier Dies müsste im Grunde auch für die polizeiliche Kriminalpräven tion gelten die sich mit der Sozialen Arbeit gemeinsame Ziele und gleich gerichtete Handlungsfelder teilt Po litischer Extremismus Antisemitismus oder Radikalisierung stellen Polizei und Soziale Arbeit vor Herausforde rungen Der Missbrauch von illegalen Drogen oder Jugendkriminalität sind beispielsweise gleichermaßen The men für Sozialarbeiter innen und Po lizeibedienstete Benachbarte Profes sionen arbeiten im gesellschaftlichen Miteinander für die gleiche Sache Spannungsverhältnisse und Grabenkämpfe Doch in Theorie und Praxis tun sich nicht unerhebliche Verwerfungen auf die sich mitunter in regelrechten Gra benkämpfen entladen Das Verhält nis von Polizei und Sozialer Arbeit hat grundsätzlich Konfliktpotenzial und gerade in der Prävention kumulieren die Divergenzen Nicht selten werden im Verhältnis zwischen den Professi onen Haltung und Fachlichkeit der je weils anderen Seite diskreditiert und die Wirksamkeit deren Präventionsar beit infrage gestellt So besteht zum Beispiel ein heftiger Methodenstreit Er lässt sich an zwei Argumentations strängen festgemachten die hier stark verkürzt und pointiert wieder gegeben werden Aus Sicht der Sozi alen Arbeit steht Polizei für Kontrolle und Strafe In der polizeilichen Prä vention würden Handlungen mit ne gativen Konsequenzen verknüpft Mit anderen Worten Es geht um Abschre ckung Diese ist in der Prävention je doch grundsätzlich kontraproduktiv weil sie zu Vermeidungs und Verdrän gungshandlungen führt Umgekehrt fehlt den Polizeibeam ten der Klartext in den Botschaften der Sozialen Arbeit Akzeptanz und Toleranz führen zu einer Verwässe rung der Aussagen die einer schäd lichen Normdiffusität Vorschub leis ten Dort wo klare Grenzen notwendig wären hätte die Soziale Arbeit keine Antworten meinen viele Polizeibeam te innen Ein gewichtiger Umstand in derarti gen Diskursen ist die völlig sachfrem de Ressourcenfrage Konkurrenzden ken ist eine nicht zu unterschätzende Ursache für einen Teil der Spannungen zwischen den Professionen Denn in der Tat haben beide Seiten insbe sondere an der Basis mit begrenz ten Mitteln zu kämpfen Dies führt zu der aus Sicht des Verfassers verfehl ten Auffassung dass Präventionsmit tel die einer Institution zugutekom men der anderen Profession fehlen Dabei spricht viel dafür dass genau das Gegenteil der Fall ist Konkurrenz belebt das Geschäft und steigert die Nachfrage Ein Thema gewinnt wenn es von unterschiedlichen Akteuren bearbeitet wird Unsichere Beschäftigungsverhält nisse die sich aus befristeten Pro jektfinanzierungen ergeben das ständige Bemühen um Spenden För dermittel und Kostenzusagen sowie eine häufig desolate Infrastruktur der freien Träger lassen Sozialarbei ter innen jedenfalls neidisch auf die sicheren Planstellen und die Sach ausstattung der Polizei blicken Um gekehrt verschleiert die Wirkungs macht der Gesamtorganisation das häufig anzutreffende Nischendasein der polizeilichen Kriminalpräventi on Aus dem Vollen schöpfen können die Beamten innen ebenfalls nicht Stattdessen reiben sie sich ob der Vielfalt der Angebote in der Sozialen Arbeit verwundert die Augen Während sich derartige Überlegun gen relativ leicht nachvollziehen las sen können die grundlegenden Ur sachen für das Spannungsverhältnis von Polizei und Sozialarbeit aber nur verstanden werden wenn man tiefer gräbt Die polizeiliche Präventions arbeit und die Angebote der Sozia len Arbeit gründen auf unterschied lichen tektonischen Platten die sich aneinander reiben Viele Sozialarbei ter sehen die Polizei als Bestandteil des Sanktionsapparates der darüber hinaus mit dem staatlichen Gewaltmo nopol ausgestattet ist Die Polizei ste he außerhalb der Gesellschaft führe ein unkontrolliertes Eigenleben und verfolge Ziele die von den Mächtigen im Staate vorgegeben werden und in einer überbordenden Datensam melwut münden Prävention sei in diesem Zusammenhang ein manipu lativer Akt der geeignet sei den be rechtigten Argwohn der Menschen zu zerstreuen und ein Vertrauen in die Institution Polizei zu begründen das leicht missbräuchlich ausgenutzt werden kann Erwartungsgemäß finden sich Po lizeibeamte innen in dieser Einord nung der Institution im Allgemeinen und der polizeilichen Prävention im Besonderen nicht wieder Polizeiar beit wird als am Gemeinwesen orien tiertes Agieren verstanden das nur im Zusammenwirken mit anderen Wirkung entfachen kann Kriminal Prävention ist eine gesamtgesell schaftliche Aufgabe an der sich die Polizei im Rahmen ihrer Möglichkei ten beteiligt Unter dem Anglizismus Community Policing werden Ansät ze zusammengefasst die einer ge sellschaftlichen Verortung der Polizei Raum geben Neben der Mitwirkung im Strafverfahren gehörten Präsenz Werner Gloss Das Spannungsverhältnis von Polizei und Sozialer Arbeit beruht auf grund sätzlichen Dispositionen der beiden Professionen die im Rahmen von Ko operationen bearbeitet werden müssen Darüber hinaus kann das Be wusstsein um die divergierenden Positionen zur Standortbestimmung des eigenen Auftrags herangezogen werden Regeln und Grenzen schaffen Klar heit Zusammen mit einem fundierten Rollenverständnis sind sie die Vor aussetzung für ein gedeihliches Miteinander von Polizei und Sozialarbeit in der verhaltensorientierten Prävention

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