EDITORIAL 2 forum kriminalprävention 4 2019 Liebe Leserin lieber Leser Soziale Arbeit hat nach wie vor ein gespaltenes Verhältnis zu Präventi on In ihren unterschiedlichen Hand lungsfeldern ist Soziale Arbeit sehr breit aber auch sehr unterschiedlich in die kommunalen Präventionsland schaften und netzwerke eingebun den Nicht wenige aus den eigenen Reihen fordern dass sich Soziale Ar beit hier stärker als bisher und nach rangig zu der Abstimmung und Ko ordination von Projekten für die Schaffung von nachhaltigen Struk turen einsetzen soll um insbeson dere jungen Menschen vielfältige und anregungsreiche Bedingungen des Aufwachsens zu ermöglichen Das erfordert jedoch vielerorts so wohl innerhalb der eigenen Profes sion als auch in der Kooperation mit anderen Professionen eine stärke re konzeptionelle Zusammenarbeit eine gemeinsame Leitperspektive und langfristige Handlungsstrate gien ebenso wie eine Positionierung für Verhältnisprävention Viele kommunale Gremien haben sich schon von einer Engführung ihrer Arbeit auf Kriminalpräventi on verabschiedet und folgen einem breiten Präventionsverständnis Da mit laufen sie allerdings Gefahr ei ner Entgrenzung von defizit und konformitätsorientierter Präven tion Vorschub zu leisten so ein häufiger Vorwurf Eine demokrati sche und freiheitliche Gesellschaft braucht keine Brävlinge wie es Henning Köhler vor Kurzem eben so prägnant wie provokativ in ei nem Interview formulierte 1 sondern Menschen die Gemeinwesen und Gesellschaft selbstbewusst und so lidarisch mitgestalten Nur so bleibt der gemeinsame Wertekanon wie er im Grundgesetz verankert und im Strafgesetzbuch und Kinder und Jugendhilfegesetz konkretisiert ist lebendig und verbindlich für jun ge Menschen um sich dafür einzu setzen und ihn mit demokratischen und notfalls rechtsstaatlichen Mit teln zu verteidigen Die Beiträge zum Schwerpunkt thema dieser Ausgabe setzen sich in einer eher grundsätzlichen Art und Weise mit dem Thema Präven tion auseinander Neben den vielen Detailfragen bei der Konzipierung Umsetzung Evaluierung und Anpas sung von zielgruppenspezifischen und bedarfsorientierten Präventi onsangeboten ist es auch notwen dig sich in regelmäßigen Abstän den offen darüber auszutauschen wie sich möglicherweise gesamtge sellschaftliche Rahmenbedingun gen von und Diskurse über Präven tion verändern und lautstarken oder schleichenden Einfluss auf die Ent wicklung nehmen So stellen Maria Icking und Ulrich Deinet in ihrem Beitrag die präven tiven Potenziale der offenen Kin der und Jugendarbeit heraus die sie in den drei Handlungsfeldern Nachmittagsbetreuung individu elle Beratung und Prävention von Armutsfolgen verorten Gleichzei tig warnen sie davor dass der Blick auf die Ressourcen von Kindern und Jugendlichen durch eine Perspekti venverengung auf die Vermeidung von unerwünschten Verhaltenswei sen und Entwicklungsverläufen ver stellt wird Sie plädieren stattdessen für einen positiven Präventionsbe griff der auf die Ermöglichung eines guten Aufwachsens und die Befä higung zu Lebensentwürfen abzielt Als eine weitere Herausforderung für die offene Kinder und Jugendar beit formulieren sie sich einerseits sichtbarer und selbstbewusster in kommunalen Präventionsnetzwer ken zu präsentieren aber anderer seits nicht vereinnahmt oder ins trumentalisiert zu werden Thomas Fischer Sabrina Hoops Annemarie Schmoll gehen der Frage nach inwiefern die Kinder und Ju gendarbeit Prävention leistet oder leisten soll Wenn Prävention als Leitperspektive für Kinder und Ju gendarbeit dienen soll sei eine er höhte Sensibilität gegenüber den an sie gerichteten Erwartungen und nicht intendierten Nebenwir kungen geboten Anja Mensching und Stefanie Kessler sprechen sich in ihrem Beitrag dafür aus dass sich Soziale Arbeit als Verhältnisarbeit und nicht als Verhaltensarbeit po sitioniert und sich von einer unkriti schen Fixierung auf Prävention löst Werner Gloss benennt aus Sicht der Polizei wichtige Bausteine für ge meinsam umgesetzte Präventiv maßnahmen Bei allen berechtigten Gefahren und notwendigen Grenz ziehungen zwischen den beiden Professionen überwiegen für ihn die Chancen wenn sozialarbeiterische Angebote und polizeilich ausgerich tete Verhaltensprävention aufeinan der abgestimmt werden Außerdem wird sowohl von Clau dia Lutschewitz als auch von Ma risa Behne der Bogen zur Präven tion in formalen Bildungssettings geschlagen Auch hier geht es dar um Schule als Ort zu verstehen wo Demokratie und Teilhabe realisiert Selbstwirksamkeit und Resilienz auf gebaut und konstruktive Konfliktbe arbeitung gelernt wird Gegenseiti ge Achtung und Respekt können während des Entwicklungsprozes ses junger Menschen verloren ge hen wenn sie nicht vorgelebt und erfahren werden Daran schließt auch ein Tagungsbericht über das diesjährige Uelzener Forum an das der Uelzener Präventionsrat initiert hat Thaya Vester und Karin Stein rücke berichten von den aktuelle Bemühungen des Deutschen Fuß ballbundes für gewaltfreies und sportliches Verhalten von Erwach senen bei Fußballspielen in den Ju niorenklassen zu werben Schließ lich geben Claudia Heinzelmann Erich Marks und Malte Strathmeier einen Ausblick auf den Präventions tag der am 27 und 28 April 2020 in Kassel sein 25 jähriges Jubiläum fei ert und ganz im Zeichen der Digita lisierung steht Liebe Leserinnen und Leser für Ihr Interesse bedanken wir uns bei Ih nen und wünschen auch im Namen des Vorstandes sowie der Kollegin nen und Kollegen des Deutschen Forums für Kriminalprävention und des Nationalen Zentrums für Kri minalprävention ein schönes Weih nachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr 2020 Herzliche Grüße Henning van den Brink Wolfgang Kahl 1 In Erziehungskunst 10 2019 S 15 19

Vorschau DFK forum kp 04-2019 Seite 4
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.