SCHWERPUNKT 4 forum kriminalprävention 4 2019 Warum tut sich die Offene Kinder und Jugendarbeit mit Prävention schwer Ein grundlegendes Arbeitsprinzip der Offenen Kinder und Jugendar beit besteht darin Kindern und Ju gendlichen Räume und Gelegenheits strukturen zur Verfügung zu stellen die ihnen Aneignung und Selbstwirk samkeitserfahrungen ermöglichen Zudem unterstützt die OKJA junge Men schen bei der Bewältigung ih rer oft herausfordernden persönli chen und sozialen Lebenslagen Be reits aus diesem Grund kann der OKJA eine präventive Wirkung zugeschrie ben werden Viele Akteure der OKJA tun sich dennoch schwer damit ihr Arbeits feld mit Prävention in Verbindung zu bringen da Prävention vorwie gend negativ im Sinne eines defizit orientierten Verhinderns von Risi ken und Gefährdungen verstanden wird Damit fällt es leicht Präventi on als mit den Arbeitsprinzipien der OKJA unvereinbar darzustellen Pro duktiver wäre es jedoch von einem Präventionsbegriff auszugehen der Prävention weniger im Sinne der Vermeidung unerwünschter Ent wicklungsverläufe versteht sondern mehr im Sinne des Ermöglichens und Befähigens vgl Wohlgemuth 2009 Mit einem solchen positiven Prä ventionsverständnis das darauf ab zielt junge Menschen bei ihrer Ent wicklung zu unterstützen und ihre Befähigung zur Lebensbewältigung zu stärken lässt sich die OKJA auch theoretisch mit Prävention verbin den Denn die OKJA versteht sich als unterstützende und fördernde Struk tur die Lebensentwürfe ermöglichen will ohne bestimmte Lebensentwür fe zu bevorzugen sie will nicht etwas verhindern sondern im positiven Sin ne Fähigkeiten fördern Handlungsfelder der Offenen Kinder und Jugendarbeit mit präventivem Potenzial In der Praxis lassen sich mehrere Handlungsfelder der OKJA identifizie ren die über präventives Potenzial verfügen vgl Abb 1 Nachmittagsbetreuung Das erste Handlungsfeld ist die Nachmittagsbetreuung im Jugend zentrum mit Mittagessen Schulun terstützung und Freizeitangebo ten die lange vor der Einführung der Ganztagsschule ein Angebot der OKJA war und auch aktuell trotz Ausbau der Ganztagsschule von Relevanz ist Die Gründe für das eigenständige Ange bot sind vielfältig Zum einen dürfte eine Rolle spielen dass regional unter schiedlich die Nachfrage nach Ganz tagsplätzen größer ist als das Angebot und die Ganztagsschule nicht kosten frei ist weil fast alle Schulen mindes tens einen Beitrag für das Mittag essen erheben So zeigt eine Studie aus NRW dass es überdurchschnitt lich Eltern mit niedrigem sozioöko nomischem Status sind die aus Kos tengründen nicht die Ganztagsschule wählen vgl Prein et al 2008 Dazu kommt dass bei einem begrenzten Angebot an Ganztagsplätzen berufs tätige Eltern bevorzugt werden und z B Kinder von arbeitslosen Eltern ge ringere Chancen haben Zusammen zeigt sich hier eine insgesamt vorhan dene Tendenz zu sozialer Selektivität in der Ganztagsschule Möglicherwei se liegen hier u a die Gründe war um bislang die Ganztagsschule noch keinen nachweisbaren Beitrag zum Abbau von Chancenungleichheit im Bildungssystem erbracht hat Vor die sem Hintergrund kommt dem Nach mittagsangebot im Jugendzentrum dass auch ein schulunterstützendes Angebot mit Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe enthält Bedeutung zu weil gerade Kinder aus bildungsfer neren Familien dieser Unterstützung bedürfen Individuelle Beratung Individuelle Beratung der Kinder und Jugendlichen die das Jugend zentrum besuchen ist ein weiteres Handlungsfeld der OKJA mit präven tivem Potenzial Sie steht von der Grundkonzeption der OKJA her zwar nicht unbedingt im Mittelpunkt der Arbeit in der Praxis der OKJA ist aber die niedrigschwellige und auf Alltags probleme bezogene Beratung weit verbreitet In der bundesweiten Un tersuchung der OKJA Seckinger et al 2016 wird festgestellt dass mit 87 fast alle befragten Einrichtun gen Beratung anbieten und leisten Die Beratungsarbeit basiert stark auf dem in der Regel sehr vertrauensvol len Verhältnis der Fachkräfte zu den Kindern und Jugendlichen Dies dürf te eine wesentliche Grundlage dafür sein dass diese um Beratung nach suchen auch vertrauliche Informa tionen weitergeben und so persön liche Problematiken angesprochen und bearbeitet werden können Der Beratungsbedarf hängt möglicher weise auch damit zusammen dass die OKJA überproportional Kinder und Jugendliche aus marginalisierten So ziallagen erreicht gerade hier kann sie präventive Wirkung entfalten Die se Wirkung würde allerdings gefähr det wenn die OKJA mit ihren infor mellen Beratungsangeboten zu stark im Vorfeld des Klientensystems der Hilfen zur Erziehung verortet würde Die Vertrauensbasis zu den Fachkräf ten würde dadurch gestört und der Beratungserfolg infrage gestellt Abb 1 Handlungsfelder der OKJA mit präventivem Potenzial in der Präventionskette

Vorschau DFK forum kp 04-2019 Seite 6
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