5forum kriminalprävention 4 2019 SCHWERPUNKT Prävention von Armutsfolgen Die Prävention von Armutsfolgen ist ein bislang eher wenig beachte tes weiteres Handlungsfeld der OKJA Nach wie vor sind viele Kinder und Ju gendliche in Deutschland von materi eller Armut betroffen Ihre Lebensla ge ist nicht nur von Einschränkungen der materiellen Grundversorgung Essen Kleidung Wohnen geprägt sondern auch von fehlenden Lern Erfahrungs und Erholungsmöglich keiten schwächeren sozialen Netz werken und gesundheitlichen Pro blemen Laubstein et al 2016 Die Angebote der OKJA sind ein Baustein der von Armutsforschenden gefor derten Weiterentwicklung der Infra struktur zur Unterstützung von Kin dern Jugendlichen und ihren Familien bei der Bewältigung dieser Lebensla ge indem sie einen Ausgleich für den beschränkten Zugang zu materiellen wie immateriellen Ressourcen her stellen Insbesondere Jugendzentren in großstädtischen Stadtvierteln mit großen sozialen Problemen leisten Er hebliches um die Folgen von Kinder und Jugendarmut zu mildern und zu mindest einen begrenzten Ausgleich für die vorhandenen Benachteiligun gen zu schaffen Sie sichern häufig die materielle Grundversorgung mit einer warmen Mahlzeit und ermöglichen darüber hinaus die Teilhabe an Sport Kultur und Bildungsangeboten wie auch an Ferien und Erholungsange boten Die Basis für diese Leistungen ist eine starke sozialräumliche Orien tierung der OKJA mit der sie aus ei ner Lebensweltanalyse der Kinder und Jugendlichen heraus konzeptionelle Schwerpunkte entwickelt die auf die spezifischen Bedürfnisse und Bedar fe der Kinder und Jugendlichen in den Sozialräumen eingehen Offene Kinder und Jugendarbeit stärker wahrnehmen und in Präventionsnetzwerke einbeziehen In Nordrhein Westfalen wurden in den letzten Jahren in vielen Kom munen Präventionsnetzwerke auf gebaut um durch Vernetzung und Ergänzung bestehender Präventions angebote ein gelingendes Aufwach sen von Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen und herkunftsbeding te soziale Ungleichheiten auszuglei chen In sogenannten Präventions ketten wie sie u a in dem Programm Teilhabe ermöglichen Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut des Landschaftsverbands Rheinland LVR sowie im Rahmen der Landesinitiati ve Kommunale Präventionsketten ehem Kein Kind zurücklassen ge fördert und begleitet werden wird die gesamte Bildungs Biografie von der Geburt bis zum Jugendalter in den Blick genommen Die Einrichtungen und Angebote der Offenen Kinder und Jugendar beit werden im Rahmen dieser kom munalen Präventionsnetzwerke aller dings bislang wenig wahrgenommen und ihre Leis tungen werden nicht ausreichend einbezogen Ein mögli cher Grund dafür ist dass Prävention logischerweise möglichst frühzeitig d h im frühen Kindesalter ansetzen sollte Ein weiterer Grund ist das weit gehend offene Angebot und die frei willige Teilnahme die sich nur bedingt steuern und planen lässt Dabei kann die OKJA mit ihrem eigenen Profil ein wichtiger Bestandteil der Präventi onskette sein wenn beachtet wird dass ihre Grundausrichtung dabei nicht unterlaufen wird Wenn es da rum geht Ziele und Zielgruppen bes ser zu erreichen könnte die OKJA mit ihrem niedrigschwelligen Ansatz ih rer Verankerung in den Sozialräumen der Kinder und Jugendlichen und ihrer sozialpädagogischen Kompetenz be nachteiligte Kinder und Jugendliche nicht ausschließlich als Problem und Risikogruppe zu adressieren durch aus auch für andere Präventionsan gebote beispielgebend sein In Abb 1 ist die Verankerung der OKJA in der Präventionskette inhalt lich und bezogen auf die Zielgruppe kompakt dargestellt Die Angebote der OKJA verfügen über ein spezifi sches Profil das auch im Zusammen hang mit präventiver Arbeit nicht auf gegeben werden kann Sie sind zwar offen und damit auch wenig steuerbar erreichen aber in überdurchschnittli chem Maße junge Menschen in schwie rigen Lebenslagen die von expliziten Präventionsangeboten häufig nicht er reicht werden Die Angebote sind ohne bürokratische Hürden zugänglich oft mals wenig organisiert und didakti siert und können sich dadurch flexi bel auf Bedarfe einstellen Sie setzen auf Beteiligung und Partizipation der Adressat innen und ermöglichen ih nen Bildungs Erfolge die insbeson dere benachteiligte junge Menschen im schulischen Kontext z B häufig nicht erzielen Ihr präventives Potenzi al zeigt die OKJA in spezifischen Hand lungsfeldern die sich dadurch aus zeichnen dass sie Lücken schließen wie z B bei der eigenständigen Nach mittagsbetreuung junge Menschen individuell beraten und damit unter Umständen Verschärfungen von Kon fliktlagen vorbeugen und Armutsfol gen abmildern Die Kernzielgruppe der OKJA reicht von älteren Grundschülern und Grundschülerinnen bis zu Jugend lichen der Sekundarstufe und umfasst damit eine breite Altersspanne im Le benslauf junger Menschen Fazit Der Fachdiskurs zum Thema Präven tion wird in der OKJA kontrovers ge führt Es sind Sorgen vorhanden die OKJA könne für gesellschaftliche Zwe cke instrumentalisiert werden die mit ihren Zielen und Arbeitsweisen nicht übereinstimmen Insbesondere mit Blick auf die prekäre Lebenslage vie ler Kinder und Jugendlicher sollte sich die OKJA jedoch mehr der Diskussion zuwenden wie sie die grundlegende Präventionsidee des Abwendens von Beschädigungen oder positiv formu liert der Ermöglichung eines guten Aufwachsens von Kindern und Ju gendlichen mit ihren spezifischen Zie len Methoden und Arbeitsweisen ver binden kann Dr Maria Icking ist Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und entwicklung FSPE der Hochschule Düsseldorf Kontakt maria icking ispe net de Prof Dr Ulrich Deinet ist Professor für Didaktik Methodik und Verwaltung Organisation und Leiter der Forschungsstel le für sozialraumorientierte Praxisforschung und entwick lung FSPE an der Hochschule Düsseldorf Kontakt ulrich deinet hs duesseldorf de Literatur Expertengruppe Offene Jugendarbeit 2008 Ju gendhäuser als Verstärker von Gewalt Kritische Anmerkungen zu einer Studie von Christian Pfeif fer http www aba fachverband org fileadmin user upload 2008 pfeiffer 02 2008 Expertengruppe Jugendarbeit pdf Zugriff 26 Oktober 2019 Laubstein C Holz G Seddig N 2016 Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche Erkenntnisse aus empiri schen Studien in Deutschland Bielefeld Bertelsmann Stiftung https www bertelsmann stiftung de fileadmin files BSt Publikationen GrauePublikationen Studie WB Armutsfolgen fuer Kinder und Jugend liche 2016 pdf Zugriff 26 Oktober 2019 Pfeiffer C Rabold S Baier D 2008 Sind Freizeit zentren eigenständige Verstärkungsfaktoren der Ju gendgewalt Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe 3 S 258 267 Prein G Rauschenbach Th Züchner I 2008 Ana lysen zur Selektivität von offenen Ganztagsschulen In Prüß F et al Hrsg Die Ganztagsschule Von der Theorie zur Praxis Anforderungen und Perspektiven für Erziehungswissenschaft und Schulentwicklung Weinheim und München Juventa S 81 97 Seckinger M Pluto L Peucker Ch Santen E 2016 Einrichtungen der offenen Kinder und Jugendarbeit Eine empirische Bestandsaufnahme Weinheim und Basel Beltz Juventa Wohlgemuth K 2009 Prävention in der Kinder und Jugendhilfe Annäherung an eine Zauberformel Wiesbaden VS Verlag für Sozialwissenschaften Ba sel Beltz Juventa

Vorschau DFK forum kp 04-2019 Seite 7
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.