KOMMUNALE PRÄVENTION 11forum kriminalprävention 1 2020 Schubert betonte dass diese Zusam mensetzung es ermöglicht tragfähige Entscheidungen von Gewicht zu tref fen Das koordinierende Büro ist Teil der Stabsstelle des Referats für Ord nung Gesundheit und Sport und ne ben der themenbezogenen Arbeit des Präventionsrates mit der sozialräum lichen Präventionsarbeit befasst Die sozialräumliche Präventionsarbeit um fasst die urbane Konfliktprävention bestehend aus einer Steuerungsgrup pe und vielen sozialräumlichen Netz werken und hat drei Aufgaben soziale Präventionsförderung und unterstüt zung sozialraumgestützte Konflikt analyse und bearbeitung sowie sozi alräumliches Monitoring Im Rahmen der urbanen Konfliktprävention geht es Frau Schubert zufolge darum die Wirksamkeit von Maßnahmen für das Zusammenleben im öffentlichen Raum zu gewährleisten Hierunter fällt die präventive Langzeitstrategie CTC Communities That Care die in der ge samten Stadt etabliert wird wesent liche Netzwerkarbeit beinhaltet und zielgenaue wirksame und messba re Präventionsaktivitäten im Bereich der sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bereitstellt Frau Schubert betonte dass das Büro für Kommunale Prävention die kommuna le Prävention als Querschnittsthema und Beratungsfeld etabliert hat Die Anerkennung hierfür zeigt sich in des sen Beteiligung an wichtigen Prozes sen der Stadtverwaltung Zukunfts leitlinien Stadtentwicklungskonzept Konzept Wohnen Beratungsfeldern politische Entscheidungsprozesse planerische Fragen Vermittlung zwi schen unterschiedlichen Ebenen und der Zusammenarbeit mit unterschied lichen Stellen u a Gleichstellung Mig ration Justizvollzugsanstalt Sicherheit für wen in der kommunalen Kriminalprävention Danach schloss sich ein Perspektiv wechsel in die Wissenschaft an Prof Dr Rita Haverkamp widmete sich der augenscheinlich einfachen Frage Si cherheit für wen Diese Frage wirkt oberflächlich betrachtet noch simp ler weil der Fokus des Vortrags auf dem Aufenthalt im öffentlichen Raum lag und dieser grundsätzlich allen Men schen offensteht Einfluss auf das Si cherheitsempfinden dort haben an dere Menschen Gegenstände z B Beleuchtung der Ruf des Ortes und die Mobilität der Nutzenden Hieraus lassen sich zwei Funktionen des öf fentlichen Raums ablesen Während Transiträume dem Fortkommen die nen laden Verweilräume zu Aufent halten ein Mischformen gibt es eben falls Ungeachtet der Funktion treten soziale Konflikte angesichts unter schiedlicher Vorstellungen der Men schen überall auf Nutzungskonflikte betreffen oft marginalisierte Gruppen die im öffentlichen Raum präsent sind und nicht selten als störend empfun den werden Desgleichen können bei de Seiten nämlich der Obdachlose und der Passant verunsichert sein Frau Ha verkamp griff dann Marginalisierung als Unsicherheit erzeugendes Element auf und beschrieb dessen unterschied liche Facetten die von den bereits be nannten randständigen Gruppen über verschiedene Gruppen die wegen be stimmter Merkmale marginalisiert sind z B Rollstuhlfahrende bis hin zum marginalisierten Menschen angelehnt an Robert E Park reichen Demzufolge hat der marginalisierte Mensch in einer Großstadt mehrere kulturelle und so ziale Zugehörigkeiten die in verschie denen Stadtvierteln variieren und das Gefühl der Marginalisierung in frem den Quartieren hervorrufen kann Die Referentin stellte fest dass es eine Rei he von Sicherheitsansprüchen gibt an die sich verschiedene Fragestellungen nach dem Sicherheitsempfinden in ei ner vielfältigeren Gesellschaft der Pri orisierung von Sicherheitsinteressen und der gerechten Verteilung von Si cherheit anschließen Zur gerechten Verteilung von Kriminalprävention Die letzte Frage leitete nahtlos zum Vortrag von Prof Dr Regina Ammicht Quinn über die sich mit Gerechtigkeit und Kriminalprävention beschäftig te Sie verwies zunächst auf die Ambi valenzen von Sicherheit um dann auf dem kategorischen Imperativ für eine Ethik der präventiven Herstellung von Sicherheit aufzusetzen Die hieraus abzuleitende Achtung der Menschen würde beinhaltet ein Folterverbot und sog No Go Areas für Sicherheits handeln Im Fall von Grauzonen und Ambivalenzen gilt ein pragmatischer Imperativ der auf Klugheit und Gerech tigkeit bezogen ist In diesem Kontext tangiert Zukunftswissen das Problem des Nicht wissen Könnens die Unsi cherheit hierüber und den Versuch die ungewisse Zukunft sicher zu ma chen Hieraus erwächst die Gefahr ei ner Umverteilung von Verantwortung auf das Individuum durch ein neolibe rales Risikomanagement Als Beispiel für Risiken infolge der Risikopräventi on nannte Frau Ammicht Quinn die be kannte Cambridge Somerville Youth Study nach der die Kinder die von Sozi alarbeitenden betreut worden waren später auffälliger waren als die Kinder ohne eine solche Betreuung Anschließend brachte sie die Ge rechtigkeit als Tugend des Indi viduums und als Grundwert des Rechtsstaats ein Ihr zufolge sind Prä ventionsmaßnahmen dann gerecht verteilt wenn die dadurch einge schränkten Menschen daran teilha ben wenn diese den Menschen die sie brauchen zur Verfügung stehen und wenn Menschen nicht aufgrund au ßermoralischer Kriterien verdächtigt werden Dabei geht es nicht nur um finanzielle und materielle Ressourcen sondern auch um eine gerechte Ver teilung von Aufmerksamkeit Danach stellten sich der Referentin mehrere Fragen u a nach der Rolle der Medien der Problematisierung von Lebenssti len unterschiedlicher gesellschaftli cher Gruppen der Problematisierung bürgerschaftlichen Engagements zur Gewährleistung von Sicherheit und der Geschlechtergerechtigkeit Schließlich befürwortete Frau Am micht Quinn eine Abkehr von den Kriegs und Kampfmetaphern in der Prävention und verband damit einen Perspektivwechsel für eine Ethik der präventiven Herstellung von Sicherheit im Sinne eines Für und eben nicht Gegen Ferner hielt sie eine Siche rung der Rechtssicherheit für essenzi ell um die Gefahr zu vermeiden dass das Gemeinwesen das durch Sicher heitsmaßnahmen geschützt werden soll am Ende nicht mehr das Gemein wesen ist dass es ursprünglich war Podiumsdiskussion Nach der Kaffeepause fand eine Po diumsdiskussion zum Stand und Per spektiven der kommunalen Kriminal prävention statt Auf dem Podium saßen Reiner Greulich Polizeipräsi dium Mannheim Referat Prävention und Geschäftsführer des Vereins Siche res Heidelberg Anna Rau Geschäfts führerin von DEFUS Dr Anke Schröder verantwortet das Kompetenzzent rum Urbane Sicherheit am LKA Nieder sachsen und Prof Dr Rüdiger Wulf u a Lehrbeauftragter im Masterstudi engang Praktische Islamische Seelsor

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