KOMMUNALE KRIMINALPRÄVENTION 23forum kriminalprävention 1 2020 Zudem zeigt sich dass oftmals dem u a durch die bauliche Gestaltung be einträchtigten Sicherheitsempfinden innerhalb der Kommunen nicht der Wert beigemessen wird der erforder lich wäre um von vornherein entge genwirkende Maßnahmen zu ergrei fen Hierbei wird auch die von den Bürgerinnen und Bürgern verspür te Kriminalitätsfurcht an bestimmten Orten oftmals auch mit Verweis auf PKS Daten regelmäßig nicht ausrei chend ernst genommen Insbesonde re das bereits zuvor beschriebene Zu sammenspiel zwischen subjektivem Sicherheitsempfinden und dessen mögliche mittelbaren Auswirkungen auf die objektive Sicherheitslage wer den wie auch damit einhergehend die negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität vor Ort gemeinhin oftmals unterschätzt Passgenaue kriminalpräventive Maßnahmen sind anzustreben Wenngleich sich die Probleme auch im städtebaulichen Bereich innerhalb der verschiedenen Kommunen ähneln bedarf es aufgrund der Komplexität menschlichen Verhaltens und Emp findens wie auch der Entstehung von Kriminalität der sie bedingenden Fak toren und den Spezifika unterschied licher Arten von Delikten einer indi viduellen Betrachtung des baulichen und sozialen Gefüges vor Ort um ge eignete effektive und passgenau zu geschnittene Maßnahmen aufgrund wissenschaftlicher Evidenz imple mentieren zu können Grundsätzlich lassen sich konkrete Lösungen in teils banal klingenden Empfehlungen fin den bessere Beleuchtung hell und ansprechend gestaltete Unterfüh rungen übersichtliche Sichtachsen in Parks und innenstädtischen Räumen Wohnanlagen mit parzellierten über schaubaren und damit kontrollierba ren Teilbereichen grundsätzlich Maß nahmen des sogenannten defensible space übersichtliche Verkehrsgestal tungen und Parkmöglichkeiten Ver kehrsberuhigung und kontrollierbar gestalteten Wohnanlagen nur teil weise Videoschutzanlagen u v m 19 Werden Neubaugebiete errichtet wäre die Berücksichtigung kriminal präventiver Erkenntnisse im Bau und Planungsprozess wünschenswert Aktuell stehen in vielen von uns be gleiteten Kommunen derartige Bau vorhaben mit teilweise erheblichen Größenordnungen an Neuplanun gen mit Wohnraum in ehemaligen Ka sernengebieten oder im Innenstadt bereich Abriss alter Industrieanlagen mit Planungen von 300 bis 400 Woh nungen teilweise in Verbindung mit Gewerbe u a m Es verbieten sich in diesem Zusammenhang trotz ähn licher Problemlagen Pauschallösun gen 20 Gerade dies steht allerdings im Widerspruch zu dem Bedürfnis der Kommunen eine möglichst allgemei ne Anleitung zur Durchführung wirk samer kriminalpräventiver Maßnah men zu erhalten 21 Diese Divergenz lässt sich letztlich nur durch eine möglichst individuelle wissenschaftli che Betreuung auflösen und stellt da her die Arbeit kommunal Verantwort licher und der Polizei vor praktische Herausforderungen Auch wird nach der Implementierung städtebaulicher Maßnahmen der nachträglichen Eva luation jener eine große Bedeutung zukommen Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund dass die Evaluation kriminalpräventiver Maßnahmen auch in den Kommunen die bereits Krimi nalprävention betreiben bislang alles andere als flächendeckend22 erfolgt Fazit In einem ersten Fazit ist zu kon statieren dass das Interesse der hes sischen Kommunen an diesem Pro gramm teilzunehmen enorm ist Das Ministerium des Innern und für Sport hatte also einen Nerv getroffen Städtebauliche Kriminalprävention darf folglich nicht als ein Instrument kurzfristigen Handelns verstanden werden sondern ihr muss ein fester Platz innerhalb ordnungs und stadt planungspolitischen Agierens zu kommen Insgesamt lassen sich auf grund des breiten Evidenzstandes insbesondere bei der Neuplanung von Baugebieten vielfach Risikofaktoren reduzieren Die städtebauliche Krimi nalprävention ist daher eines der ent scheidenden Handlungsgebiete der Kommunen das dazu beitragen kann das subjektive Sicherheitsempfinden wie auch die objektive Sicherheitslage nachhaltig zu verbessern und bei Be rücksichtigung im Rahmen von Bau planungsprozessen Problemlagen wie der Entstehung von Hotspots im Vor hinein präventiv entgegenzuwirken Die Sensibilität und das Fachwissen hierfür innerhalb der Kommunen zu schaffen und auszubauen stellt daher einen wesentlichen Beitrag innerhalb der KOMPASS Initiative dar Dominik Erb Frederik Herden und Tim Pfeiffer sind wissenschaftliche Mitarbeiter an der Professur für Krimino logie der Justus Liebig Universität in Gießen Kontakt kompass recht uni giessen de Prof Dr Britta Bannenberg Professur für Kriminologie an der JLU Gießen Projektleiterin KOMPASS Kontakt britta bannenberg recht uni giessen de Literaturverzeichnis Bannenberg Britta 2006 Städtebau und Kriminal prävention In Feltes Thomas Pfeiffer Christian Steinhilper Gernot Hrsg Kriminalpolitik und ihre 19 www polizei beratung de Stichwort Städtebau mit umfangreichen Materialien 20 So auch Schmidt in Wulf Hrsg 2014 S 85 f 21 Hermann Dölling in Walsh et al Hrsg 2018 S 710 22 Mit unserer Erfahrung übereinstimmend Hermann Dölling in Walsh et al Hrsg 2018 S 717

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