EXTREMISMUS PRÄVENTION 28 forum kriminalprävention 2 2020 len Neutralisationstechniken in den Wertvorstellungen Die so verstan denen Relevanzbezüge und Wertori entierungen als Risikoeigenschaften kommen im beobachtbaren Verhalten zum Ausdruck Bock 2013 S 196 Die delinquenzfördernde Weltanschau ung und teils die Wahrnehmungsmus ter sind geprägt durch die Wertori entierung einer Subkultur mit denen eine mehr oder minder vorbehaltslose Identifizierung erfolgt vgl FOTRES 3 Das zentrale Konstrukt dieses In struments ist Identifikation bzw Selbstkategorisierung Mit der Selbstkategorisierung ist eine für Wertorientierungen und Relevanz bezüge bedeutende Identifizierung mit einer gewaltorientierten Sub kultur als notwendige Bedingung gemeint Daraus ergibt sich die nor mative Rechtfertigung der jeweils akzeptierten Mittel der Problemlö sung Die Selbstkategorisierung als stellt ein Produkt der Identifikation dar und ist im Zusammenhang mit der Verschiebung der Relevanzbezü ge ein aussagekräftiges Syndrom ex tremistischer Gefährdung Zwar sieht sich sogar jeder Terrorist als Vertei diger einer identitätsrelevanten Ge meinschaft Zugleich ergeben sich je nach Radikalitätsgrad programmati sche Auseinandersetzungen zwischen den Szenen die eine prototypische Rolle für sich beanspruchen Es ver wundert vor diesem Hintergrund we nig dass radikalere Akteure sich als manchmal missverstandene Ver treter einer reineren Lehre sehen vgl Aufrufe zum Mord an den euro päischen Salafisten durch den IS Ima me des Unglaubens Daher lohnt ein Blick auf Verschiebungen der jeweili gen Kontaktbereiche und Relevanzbe züge nicht nur außerhalb des radika len Milieus Risikokategorien und indikatoren Risikodimension I Delinquenz fördernde Weltanschauung und Wertorientierungen Radikaler Wandel als kategorischer Imperativ Gewaltimperativ Zeitim perativ als Kriterium liegt vor wenn sich die einzuschätzende Person in mündlicher und oder schriftlicher Form über die Notwendigkeit einer zeitnahen gewalttätigen Lösung eines identitätsrelevanten Konflikts äu ßert Als risikobehaftet gilt vor allem die Kombination aus einer Einschrän kung der Lösungsmöglichkeiten Ge waltimperativ und einer Betonung der subjektiv empfundenen Dringlich keit der Problemlösung mit gewalttä tigen Mitteln Zeitimperativ vor al lem in Kombination mit einer starken Akzentuierung des Leidens von Un schuldigen und Schutzbedürftigen Leitfragen Besteht beim Betroffenen eine starre bzw unflexible Überzeu gung zum Schutz der vermeintlich oder tatsächlich bedrohten positi I Delinquenzfördernde Weltanschauung und Wertorientierungen 1 Radikaler Wandel als kategorischer Imperativ Gewaltimperativ Zeitimperativ 2 Normative und utilitaristische Gewaltrechtfertigung 3 Moralische Überlegenheit und Deutungsmonopol 4 Handeln im Namen einer höheren Instanz steigende Relevanz 5 Idealisiertes Selbstbild und Selbstaufopferung für die Sache steigende Relevanz 6 Ideologieinduzierte Delegitimierung Dehumanisierung und oder Dämonisierung der Feinde II Wahrnehmungsmuster und sozial kognitive Informationsverarbeitung 1 Willkürlich herbeigeführte Missstände und Leid des identitäts relevanten Akteurs 2 Angriff und oder Unterdrückung durch einen übermächtigen Akteur 3 Ungerechtigkeit als Kernbestandteil politisierter Identität 4 Selbstkategorisierung als Verteidiger politischer Soldat steigende Relevanz 5 Fremdheit als Wahrnehmungsmuster 6 Abwertung anderer Radikaler Abweichler Feiglinge Opportunisten III Dispositionen und Fähigkeiten 1 Dissoziale Persönlichkeit auch psychopathologisch bedingte Dissozialität 2 Gewaltorientierte Persönlichkeitsdisposition 3 Chronifizierte oder funktionalisierte Gewaltbereitschaft 4 Physische und psychische Ressourcen bspw Durchsetzungsfähigkeit Gewaltkompetenzen 5 Besondere Fähigkeiten bspw Waffen Sprengstoff 6 Fähigkeiten zur Beschaffung materieller finanzieller und oder organi satorischer Ressourcen IV Kontaktbereich und Relevanzbezüge 1 Wahrnehmungsbedingte bzw ideologieinduzierte Konflikte mit dem sozialen Umfeld 2 Ideologieinduzierte Einschränkung sozialer Kontakte 3 Konflikte mit dem früheren radikalen Milieu Verdächtigen Beschuldigen Konspiration 4 Isolation vom nicht militanten Spektrum 5 Rückzug aus der Alltagsmilitanz 6 Bildung einer verschworenen Gemeinschaft V Warnverhaltensindikatoren 1 Besitz von einschlägigen auch abgewandelten Symbolen und Devotionalien 2 Konsum Produktion gewaltlegitimierender bzw eliminatorischer Propa ganda 3 Kontaktanbahnung zu Gewaltunternehmern bzw militanten Netzwerken online und oder offline 4 Versuch der Teilnahme am paramilitärischen Training 5 Wahrnehmbare Tarnaktivitäten 6 Kommunikation einer Absicht oder Hinweise auf weitgehende Handlungs vorbereitungen 7 Tat und opferbezogene Rekognoszierungsaktivitäten 8 Aktive Rekrutierungsversuche 9 Tatrelevante Beschaffungskriminalität VI Situative Belastungsfaktoren und mögliche Auslöser 1 Mobilisierung der politisierten Identität durch relevante Konflikte bzw beteiligte Akteure 2 Biografische Zuspitzungen und belastende Übergangsphasen Tab 1 Risikokategorien und prädiktoren des Leitfadens

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