EXTREMISMUS PRÄVENTION 29forum kriminalprävention 2 2020 ven Bezugsgruppe alle Mittel ein schließlich der Gewalt einsetzen zu müssen da die besonderen Zeitum stände dies erfordern würden Ist dabei ein Katastrophendenken feststellbar Nimmt der Betroffene das Recht für sich in Anspruch gewalttätig werden zu dürfen Idealisiertes Selbstbild und Selbst aufopferung für die Sache Dieses Kriterium liegt vor wenn eine histo risch und oder ideologisch induzierte Selbstkategorisierung als Avantgar de mutige bzw heroische Elite erkennbar ist welche die vermeint lich vergessene Pflicht erfülle Fein de zu bekämpfen oder zu vernichten Dies kann mit der Glorifizierung der Selbstaufopferung für die Sache ein hergehen Leitfragen Sieht sich der Betroffene als Ver treter einer mutigen Elite die im Gegensatz zur schweigenden Mehr heit Maßnahmen ergreifen muss Lässt sich zugleich die Selbstkate gorisierung als Verteidiger einer bedrohten Gemeinschaft und oder von bedrohten Werten und Lebens weisen feststellen Geht diese Selbstkategorisierung mit der Selbstüberhöhung im Hin blick auf die Mehrheitsgesellschaft einher Wird darüber hinaus Selbstaufop ferung für die Sache Märtyrer tum zum Thema bzw positiv be setzt Delegitimierung Dehumanisierung und oder Dämonisierung der Feinde Über die apodiktische Delegitimierung des Staates und der Mehrheitsgesell schaft hinaus werden die am vermeint lichen Überlebens Kampf beteiligten negativen Bezugsgruppen abgewer tet und mit depersonalisierenden so wie entmenschenden Etiketten in Bild Wort und Schrift versehen Zuweilen findet ihre Dämonisierung als Inkarna tion des Bösen statt Risikodimension II Wahrnehmungs muster und sozial kognitive Infor mationsverarbeitung Willkürlich herbeigeführte Miss stände und Leid des identitätsrele vanten Akteurs Diese Kategorie ist als gegeben einzustufen wenn die einzu schätzende Person die sozialen und oder internationalen Konflikte mit ei ner klaren Rollenverteilung deutet bei der die negative Bezugsgruppe als moralisch verkommen ungerecht und korrumpiert erscheint sowie will kürlich und eigennützig handelt un abhängig vom Verhalten der positiven Bezugsgruppe die hierdurch ein inak zeptables Leid erfährt Leitfragen Inszeniert der Betroffene seine identitätsrelevante Bezugsgruppe als willkürliches Opfer der objekti ven Feinde Gegner Sieht sich er sie auch persönlich von der Willkür aufgrund seiner ihrer Zugehörigkeit zu einer Grup pe betroffen Spricht die betroffene Person dem Gegenüber moralische Legitimität oder Normativität für sein Handeln ab Damit geht die Überzeugung ein her dass der identitätsrelevante Ak teur von einem übermächtigen Feind angegriffen und oder unterdrückt wird Die Feindseligkeit wird hier bei mit unlauteren Motiven erklärt Angriff und oder Unterdrückung durch einen übermächtigen Akteur Des Öfteren spielen in diesem Zusam menhang politische Verschwörungs theorien eine Rolle Leitfragen Ist es typisch für den Betroffenen die Welt als Kampfplatz zwischen den identitätsrelevanten positi ven und negativen Gruppen wahr zunehmen und zwar unabhängig von der subjektiven Motivation der Handelnden Hantiert der Betroffene mit Ver schwörungstheorien bzw szene typischen Wort und Argumen tationsstereotypen um seine Weltanschauung gegen die mehr heitsfähige Interpretationslogik zu immunisieren Wird dabei die Notwendigkeit einer Gegengewalt betont Die Selbstkategorisierung als Ver teidiger politischer Soldat einer be drohten Gemeinschaft scheint eine wesentliche Bedingung für die Radi kalisierung in die Gewalt zu sein und geht des Öfteren mit einer Diskursra dikalisierung einher bei der die militä rischen Termini und Deutungen in auf den ersten Blick deplatzierten Berei che eindringen Leitfrage Als Quintessenz der oben beschrie benen Entwicklungen Trifft es zu dass die betroffene Person sich als eine Art militärischer Arm der Bewegung und Avantgarde der längst überfälligen Revolution sieht Die Abwertung anderer Radikaler Abweichler Feiglinge Opportu nisten dient der Selbstaufwertung und Vergewisserung der Richtigkeit der ausgewählten Handlungsmodi Leitfragen Gehört der Betroffene einer Split tergruppe an die aufgrund der sze neninternen Kritik in eine Konflikt situation mit dem Milieu geriet Äußert die Person in Wort und oder Schrift Vorwürfe an die ver meintlich untätige Szene die den Ernst der Stunde oder den wahren Sinn nicht verstanden habe Risikodimension III Dispositionen und Fähigkeiten Dissoziale Persönlichkeit und oder psychopathologisch bedingte Disso zialität Das Merkmal der Dissozialität liegt in Fällen einer kognitiven bzw weltanschauungsbedingten mangel haften Internalisierung oder Außer kraftsetzung geltender Regeln und Normen vor Diese Persönlichkeits disposition spiegelt sich in der Ableh nung des geltenden Regel und Nor mensystems auch im Privatleben wider Auf der Verhaltensebene fin det das Konstrukt im rücksichtslosen Ausleben eigener Bedürfnisse und im Durchsetzen eigener Interessen Ent sprechung vgl Urbaniok 2016 S 73 Neben einer möglichen kriminellen Vorgeschichte rücksichtslosem und grenzverletzendem Verhalten gegen über Dritten deutet auch das Vernach lässigen des Leistungs und Pflichtbe reichs zugunsten des Freizeitbereichs auf die mangelhafte Internalisierung bzw Außerkraftsetzung geltender Normen hin Im Gegensatz zur allge meinen Problematisierung psychi scher Störungen spielen diese hier le diglich als Quelle der so verstandenen Dissozialität eine Rolle Zugleich stel len psychische Störungen wie der Ver folgungswahn oder imperative Stim men eigenständige Risikokategorien dar Gewaltorientierte Persönlichkeits disposition liegt vor wenn die einzu schätzende Person eine positiv beja hende Einstellung zur Gewalt besitzt und oder sich mit einer gegenkultu rellen Subkultur der Gewalt identifi ziert Auf der Haltungsebene äußert sich die Gewaltorientierung im Gut heißen und Als Erstrebenswert Er achten der jeweiligen subkulturellen Normen vgl FOTRES Auf der Verhal tensebene sind die der gewaltorien tierten Subkultur entsprechenden Handlungen bspw im Freizeitbereich relevant vgl oben Die kriminellen Sozialisationsgrade und Relevanzbe

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