EXTREMISMUS PRÄVENTION 30 forum kriminalprävention 2 2020 züge bspw Szenekontakte Erschei nungsbild und Vorbilder sind für die Bewertung des Risikos von zentraler Bedeutung Leitfragen Liegen Hinweise für eine innerlich verankerte positive Einstellung zur Gewalt vor bspw Beschäftigung mit oder Idealisierung der Gewalt Spiegelt sich dies in einer damit korrespondierenden kriminellen Vorgeschichte wider Hat der Betroffene Vorbilder aus der jeweiligen Subkultur der Ge walt Brüstet der Betroffene sich mit mi lieuspezifischen Verhaltensarten bzw Delikten Idealisiert und oder glorifiziert der Betroffene Urbani ok 2016 S 400 bestimmte Deliktarten ihm bekannte Taten Anderer Die chronifizierte und oder funk tionalisierte Gewaltbereitschaft als Risikoeigenschaft einer Person wird hier als eine hohe Ausgangsbereit schaft Gewalt einzusetzen opera tionalisiert vgl Urbaniok 2016 Es handelt sich hierbei um ein zweck gerichtetes instrumentelles und po sitiv besetztes Verhältnis zur Gewalt Das Konstrukt zeigt sich in der krimi nellen Vorgeschichte der Person und umfasst bspw Merkmale wie bishe riger Gewalt und oder Waffenein satz seinen Schweregrad und insge samt Gewalt als Handlungsstrategie Im Fall der chronifizierten Gewaltbe reitschaft geht die Gewaltanwendung nicht selten ihrer ideologischen Legi timation und Funktionalisierung vor aus Im Fall der funktionalisierten Ge waltbereitschaft spielt die jeweilige Gewaltideologie bzw theologie als Legitimationsspender eine herausra gende Rolle Besondere Fähigkeiten im Umgang mit und oder zur Produktion von Waf fen stellen wesentliche Risikofaktoren dar Anmerkungen Auch wenn der Waffeneinsatz bspw Schlag und Stoß sowie Hieb und Stichwaffen nicht zwin gend besonderer Fähigkeiten be darf steigt seine Wirkung bei deren Vorliegen deutlich an Aus diesem Grund sind einschlägige Kompeten zen in Betracht zu ziehen Als Hinweise können bspw dienen Besuch von relevanten Kampf sport und Selbstverteidigungs kursen Mitgliedschaft in Schützenver einen Einschlägige Militär Ausbildung u a Dies gilt auch im Hinblick auf die Fähigkeiten zur Beschaffung materi eller und finanzieller Ressourcen Der Zugang zu extremistischen Unterstüt zernetzwerken die legale und illegale Hilfeleistungen erbringen können ist bei der Beurteilung dieser Risikokate gorie zu beachten Anmerkungen Auch wenn der Abzug den Finger betätigen kann handelt es sich in vielen Fällen um eine umgekehr te Reihenfolge in der der Tatent schluss der Waffen und Ressour cenbeschaffung vorausgeht Daher ist bei der Beurteilung dieser Risikokategorie auf strukturelle Beschaffungsfähigkeiten der ein zuschätzenden Person zu achten Diese ergeben sich bspw aus mög lichen Kontakten zu jeweiligen Szenen wie bspw Militaria Fans bzw Waffensamm lern zu Strukturen der Organisierten Kriminalität zu klein kriminellen Milieus Nicht minder relevant ist das Know how mit Blick auf Betrugsdelikte wie Kreditkarten oder Versiche rungsbetrug Risikodimension IV Kontaktbereich und Relevanzbezüge Bei der Analyse von Relevanzbezü gen kommt es darauf an Bezüge per soneller sachlicher und örtlicher Art auf ihren Stellenwert im Alltagsleben des Probanden zu bewerten Diese lassen sich vielfach bei einer genau en Betrachtung des Freizeit und Kon taktbereichs finden wobei vor allem die Frage zu beantworten ist was genau an einem Bereich den Proban den so besonders reizt und anzieht Bock 2019 S 215 Die Relevanzbezü ge sind bei der Planung von Interven tionen von herausragender Bedeu tung will man nicht von vornherein auf Sand bauen ebd S 154 Zugleich muss eine Risikoeinschätzung über die Reichweite der Geltung der ab weichenden Wertorientierungen für den Probanden Klarheit verschaffen ebd S 219 Dies hat zur Folge dass dem Zusammenspiel zwischen den von verschiedenen Sozialisationsin stanzen und Wertorientierungen aus gehenden Gegen Reaktionen Be achtung geschenkt werden soll Der nachfolgende Trichter einer voran schreitenden ideologisierten Abkap selung beschreibt mögliche Stationen auf dem Weg in die Isolation vom so zialen bzw subkulturellen Umfeld als Radikalisierungsindikatoren Stigmatisierende Konflikte mit dem sozialen Umfeld die aus einer weltanschaulich bedingten Wahrneh mungsdiskrepanz resultieren wirken in der Regel als Bestätigung der pro blematischen Wahrnehmungsmuster und mitunter aggressionssteigernd Daher ist bei der Beurteilung auf die Qualität und Intensität der Konflikt lagen im familiären schulischen bzw beruflichen und Peer Kontext zu ach ten bspw wie reagiert die betroffene Person auf bestimmte Debatten und Vorwürfe aus dem sozialen Umfeld Werden von der betroffenen Person pauschale Vorwürfe vorgebracht die an sie gerichtete Kritik entsprin ge vordergründig ihrem Engagement für die Bezugsgruppe bzw ihrer Zuge hörigkeit zu dieser Bei einer Konflikteskalation mit dem sozialen Umfeld die mit einer Verän derung sowie Verarmung der sozialen Rollenmodelle und Umschichtung der Relevanzbezüge einhergehen kann wirkt die Einschränkung der Kontak te zu Instanzen informeller Sozialkon trolle und oder Intensivierung der Bindungen online und oder offline an extremistische Szenen radikalisie rungsfördernd Vor allem gilt es hier dem Freizeitbereich Aufmerksamkeit zu schenken Konflikte mit dem früheren radika len Milieu Das Risiko im Kontaktbe reich steigert sich wenn die einzu schätzende Person obendrein eine Misstrauenshaltung gegenüber dem radikalen Mainstream einnimmt oder in einen Konflikt mit diesem gerät bei dem Verdächtigungen und oder ge genseitige Anschuldigungen sowie Stigmatisierungen an Relevanz gewin nen vgl II 6 Abwertung anderer Be wegungsfamilien Die Isolation vom nicht militanten Mainstream kann als Risikofaktor auf eine steigende Relevanz der extre mistischen Militanz hindeuten Wer den Abschottungsbemühungen bei gleichzeitiger Intensivierung der Off und Online Kontakte in die militanten Szenen sichtbar lohnt ein genauer Blick auf die Warnverhaltensindikato ren vgl Tab 1 Abschnitt V Rückzug aus der Alltagsmilitanz Dieser Faktor kann je nach Entwick lungspfad entweder ein Deradikali sierungsindikator oder ein Prädik tor für mögliche Planungen schwerer Gewaltkriminalität sein Als Risiko merkmal kann der Rückzug aus der

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