SEXUELLER MISSBRAUCH 39forum kriminalprävention 2 2020 teil weiblicher Täterinnen beziehungs weise Mittäterinnen der sich in keiner weiteren Klasse zeigte Aus theoreti scher Sicht erschien diese neue Klasse sehr interessant da weibliche Täterin nen in der Literatur unterrepräsen tiert sind und von grundsätzlichen geschlechtsspezifischen Unterschie den bei Sexualstraftätern auszugehen ist Muskens Bogaerts van Casteren Labrijn 2011 Sandler Freeman 2007 2009 Zudem wies die Klasse mit einer hohen mittleren Zuordnungs sicherheit von 97 ein sehr distink tes Tatbegehungsprofil auf und der BIC Index beim Modell mit sieben ge genüber sechs Klassen fiel nur unwe sentlich höher aus Die Hinzunahme einer achten Klas se hätte zur Abspaltung einer weite ren kleinen Klasse geführt welche allerdings lediglich über eine ver gleichsweise geringe mittlere Zuord nungssicherheit von 77 verfügte und sich somit nur bedingt von den anderen Klassen abgrenzte Im Sinne des Strebens nach einem möglichst einfachen verständlichen Modell mit stabilen statistischen Modellschät zungen wurde auf diese zusätzliche Differenzierung verzichtet Fazit des ersten Ergebnisteils Identi fizierung von sieben Tatbegehungs klassen Die sieben identifizierten Varianten beziehungsweise Klassen von Tatbe gehungsmustern wurden nach ihrem Gesamtanteil geordnet und tragen auf der Basis ihres statistischen Tat begehungsprofils die folgenden Be zeichnungen 1 Missbrauchstaten innerhalb des familiären und sozialen Nahraums mit erwachsenen Tatverdächtigen und Übergriffen auf weibliche zu meist präpubertäre Mädchen 2 Sexuelle Kontakthandlungen an bekannten jedoch außerfamiliä ren und häufig männlichen Opfern von Tatverdächtigen zu denen nicht selten parallel mehrere Miss brauchsfälle ermittelt werden 3 Singuläre sexuelle Übergriffe durch jugendliche Tatverdächti ge an weiblichen Opfern an der Schwelle zum Jugendalter 4 Onlinebasierte Missbrauchstaten mit überwiegend weiblichen Op fern an der Schwelle zum Jugend alter die sich nicht selten über ei nen längeren Zeitraum erstrecken 5 Exhibitionistische Handlungen oder sexuelle Kontakthandlungen durch ältere Tatverdächtige mit überwiegend fremden Opfern au ßerhalb von Wohnräumlichkeiten 6 Schwere Missbrauchshandlun gen an weiblichen Opfern an der Abbildung 1 Grafische Dar stellung der Verteilung der berücksichtigten Variab len für die LCA innerhalb der Gesamtstichprobe von 2204 Fällen Ein Klassen Modell Hinweise In den Klammern ist der prozen tuale Anteil der jeweiligen Variablenausprägung in der Gesamtstichprobe aus gewiesen Falls sich die An teile nicht exakt zu 100 addieren ist dies Run dungsfehlern geschuldet Da die Analysestichprobe nur aufgeklärte Fälle ent hielt und sich das Risiko der Nichtaufklärung ver stärkt bei fremden Tat verdächtigen ergibt sind Fälle mit fremden Tatver dächtigen im Vergleich zur Ausgangsstichprobe un terrepräsentiert Tabelle 2 Zentrale statistische Kennwerte zur Ermittlung der optimalen Klassenanzahl im Rahmen der LCA N Klassen 1 N p 2 Log L X 3 BIC M S 4 Range S 5 1 22 18 476 04 37 121 44 1 1 1 2 45 17 612 60 35 571 60 0 99 0 97 0 99 3 68 17 164 60 34 852 66 0 91 0 88 0 98 4 91 16 886 64 34 473 81 0 89 0 85 0 98 5 114 16 670 38 34 218 33 0 89 0 84 0 98 6 137 16 570 79 34 196 21 0 86 0 74 0 98 7 160 16 484 44 34 200 57 0 86 0 74 0 98 8 183 16 403 05 34 214 85 0 87 0 77 0 99 9 206 16 342 92 34 271 63 0 86 0 77 0 99 saturiertes Modell 165 887 14 204 94 Hinweise Hervorgehoben ist das favorisierte Modell mit 7 Klassen Insgesamt gingen 2204 Fäl le in die Analysen ein 1 Anzahl der Klassen 2 Anzahl der Modellparameter 3 Logarithmus der Modell Likelihood 4 Mittlere Zuordnungssicherheit für die Zuweisung der Fälle zur jeweils do minanten Klasse 5 Range der mittleren Zuordnungssicherheiten

Vorschau DFK forum kp 02-2020 Seite 41
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