KOMMUNALE PRÄVENTION 18 forum kriminalprävention 3 2020 Der Neue Döppersberg Mit der städtebaulichen Neugestal tung des sogenannten Döppersbergs realisiert sich in Wuppertal das zen trale und wohl bedeutendste Stadt entwicklungsprojekt der vergangenen Jahrzehnte War der Bereich rund um den Hauptbahnhof in der Vergangen heit ein unübersichtlicher und wenig ansprechender Zugang in die Innen stadt so modernisiert die Stadt das Gebiet nun umfangreich im Hinblick auf Aufenthaltsqualität und Funk tionalität Mit den Baumaßnahmen soll ein Bahnhofsumfeld geschaffen werden das Mobilitäts mit Konsum funktionen verbindet und den Döp persberg als Visitenkarte der Stadt aufwerten soll Die Erwartungen von Stadtgesellschaft und Politik sind da rauf ausgerichtet ein ansehnliches Entrée und Stadtbild zu erzeugen das den Aufwand der städtebaulichen Um gestaltung rechtfertigt Grünflächen großzügige Verkehrsflächen und Plät ze sollen zu Verweilzonen werden die nur dann von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen werden wenn auch das Sicherheitsgefühl dazu ein lädt Erklärtes Ziel der Neugestaltung ist daher die Schaffung einer direkten und attraktiven Anbindung des Bahn hofs an die Innenstadt ohne Angst räume Stadt Wuppertal 2020 Städtische Räume werden als Angsträume bezeichnet wenn sie den Eindruck vermitteln dass sozia le Desorganisation in Form von Ver wahrlosung Vandalismus oder Un sauberkeit beobachtet wird und dies scheinbar den Verlust oder die Abwe senheit einer formellen oder infor mellen sozialen Kontrolle dokumen tiert Rolfes 2015 S 126 Bahnhöfe und die sie umgebenden Stadtvier tel gelten zumeist als Orte denen ein gewisses Schmuddelimage an haftet das vielerorts durch Unsicher heit und einen eher zweifelhaften Ruf geprägt ist Schivelbusch 2018 S 152 ff Die Bahnhofsumgebung steht da mit beispielhaft für die kriminalitäts fördernden Bedingungen von Mobili tätsschnittstellen an denen aufgrund hoher Anonymität und fehlender sta bilisierender Sozialstrukturen ein er höhtes Risiko der Opferwerdung für eine Vielzahl unterschiedlicher Nut zerinnen und Nutzer existiert Fre vel 2012 S 597 Die Polizeiliche Kri minalstatistik weist das Wuppertaler Bahnhofsumfeld als einen Stadtraum aus in dem vorrangig Straftaten aus Deliktsbereichen angezeigt werden die als objektive Unsicherheitsfakto ren auch geeignet sind die Unsicher heitswahrnehmung der Bevölkerung zu beeinträchtigen Dabei werden für Innenstadtbereiche typische Delikte der Straßenkriminalität wie Taschen diebstähle und Körperverletzungen besonders häufig registriert Die Attraktivierung und Neuge staltung des Döppersbergs stellt nun eine Zäsur und einen Neubeginn in der Wahrnehmung dieses zentralen Stadt raums dar der lange Zeit die Liste der im Angstraumkonzept der Stadt Wup pertal ausgewiesenen Orte anführte Heute bietet sich mit dem nahezu ab geschlossenen Umbau die einmali ge Chance diese als deutlich angst besetzt Stadt Wuppertal 2012 S 8 wahrgenommene Situation vergessen und den Neuen Döppersberg als einen sicheren Ort erfahrbar zu machen der einladend auf seine vielfältigen Nutze rinnen und Nutzer wirkt Kooperation Sicherheit Innenstadt Döppersberg KoSID Vor diesem Hintergrund hat im Ap ril 2019 die Kooperation Sicherheit In nenstadt Döppersberg KoSID ihre Arbeit aufgenommen Foto 1 Auf bauend auf einer geteilten und im Projekt verabredeten Sicherheitsver antwortlichkeit werden von den Pro jektbeteiligten Vorschläge erarbeitet und erprobt die dabei helfen sollen Sicherheit und Ordnung am Neuen Döppersberg zu gewährleisten ohne dabei die spezifischen Charakteristika dieses urbanen Raums preiszugeben Denn das Wuppertaler Bahnhofsum feld ist nicht nur ein Ort des Transits oder des Konsums an dem sich Rei sende und Konsumierende aufhalten ohne zu bleiben Wilhelmer 2015 S 8 es ist auch Aufenthaltsort marginali sierter Bevölkerungsgruppen Lukas 2020 denen beispielsweise mit dem geplanten Neubau einer Drogenbera tungseinrichtung eine neue Anlauf stelle am Döppersberg geschaffen werden soll Demgegenüber stehen die Interessen von Gewerbetreiben den die im Umfeld des Döppersbergs Umsatzeinbußen Inventurverluste und Vandalismusschäden beklagen Plurale Sicherheitsarbeit in einem neuen Stadtraum Kooperation Sicherheit Innenstadt Döppersberg KoSID in Wuppertal Tim Lukas Saskia Kretschmer Benjamin Coomann Die Bahnhofsviertel deutscher Großstädte verändern ihr Gesicht Bahnreisen de wissen Wo einst wenig einladende Brachflächen das Umfeld der Bahnhöfe prägten entstehen nunmehr neue Wohnviertel und Geschäftszentren Vie lerorts geraten die vormals vernachlässigten Bahnhofsviertel aus dem Dorn röschenschlaf in den Fokus der Stadtentwicklung Reichle 2018 S 290 Dabei erwachsen in zentralen Lagen neue Stadträume für die ein Sicherheitskon zept häufig erst entwickelt werden muss In Wuppertal geht man dabei den Weg einer kooperativen Sicherheitspartnerschaft auf dem die Projektbetei ligten aus den Bereichen Wirtschaft Soziales Sicherheit und Zivilgesellschaft gemeinsam abgestimmte Maßnahmen umsetzen die durch die Bergische Uni versität wissenschaftlich begleitet werden

Vorschau DFK forum kp 03-2020 Seite 20
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