KOMMUNALE PRÄVENTION 20 forum kriminalprävention 3 2020 Auch konnten die etablierten Szene treffpunkte aufgrund der allgemei nen Kontaktbeschränkungen nicht wie üblich genutzt werden Um weiterhin das notwendige Be ratungs und Unterstützungsange bot gewährleisten zu können standen und stehen die sozialen Hilfeeinrich tungen vor erheblichen Herausforde rungen Allgemein reagierte die Bevöl kerung der Stadt Wuppertal während der Phase des Lockdowns mit einem erhöhten Maß sozialer Unterstützung und Solidarität Neben zahlreichen Le bensmittel und Sachspenden wurde unter anderem ein sogenannter Ga benzaun am Döppersberg organisiert der von zivilgesellschaftlichen Akteu ren ehrenamtlich betreut wurde Mit zusätzlichen Essensausgaben und Le bensmittelspenden reagierte auch der Wuppertaler Einzelhandel solida risch Hervorzuheben sind zudem die vertieften Kooperationsbeziehungen der verschiedenen Träger untereinan der die in den Interviews besonders akzentuiert wurden Der Abbau büro kratischer Hürden und die Nutzung di gitaler Kanäle seien dabei unabding bar gewesen um die grundlegende Angebotsstruktur aus Beratung und Versorgung auch während des Lock downs aufrechterhalten zu können Auch die interorganisationale Zusam menarbeit mit der Polizei habe grund sätzlich reibungslos funktioniert so eine Expertin Da ging es aber auch darum letztendlich die Kontaktsper re auch im öffentlichem Raum auch bei unserer Zielgruppe durchsetzen zu müssen und da hat er dann zwei oder drei Mal mit mir drüber gespro chen und immer wieder nochmal so ne Rücksprache genommen um auch Botschaften an die Streetworker zu senden mit der Bitte um quasi Unter stützung der polizeilichen Maßnah men Interview SE W4 00 20 19 Verbesserungspotenziale sehen die interviewten Expertinnen und Ex perten vor allem in der Kommunikati on des Krisenmanagements sowie im Auf und Ausbau von Notfallkapazitä ten So seien die Versorgung mit Hy gienematerialien zuweilen problema tisch und die Möglichkeiten einzelne Betroffene in Quarantäne unterzu bringen begrenzt gewesen Darüber hinaus wird der Platzmangel in den Einrichtungen aufgrund der einzu haltenden Sicherheitsabstände ge genwärtig besonders offensichtlich Weitgehend ratlos reagierten die In terviewpartnerinnen und partner auf die Frage was eine mögliche Anste ckung für die einzelnen Einrichtun gen bedeuten würde Häufig mangelt es an standardisierten Krisenplänen und etablierten Strukturen der Kri senbewältigung Das Sicherheitsemp finden der betroffenen Gruppen sei jedoch nur vereinzelt zusätzlich ein geschränkt worden Allerdings habe die aus den Kontaktbeschränkungen resultierende Einsamkeit der Betrof fenen zugenommen so ein Street worker Also ich glaube es gibt eine Menge Menschen die sehr unter Ein samkeit leiden im Moment Es gibt einige wenige die ziehen die ganze Zeit alleine umher weil sie Angst ha ben sich zu infizieren Dann wiederum gibt es welche die leiden eben darun ter dass sie nicht zusammenkommen können Interview SE W3 00 17 34 Mit Ausnahme einiger Bußgeld bescheide aufgrund von Verstößen gegen die Kontaktbeschränkungen scheint die Corona Krise in Wuppertal kaum zusätzliche Konfliktpotenziale zwischen den Angehörigen marginali sierten Gruppen und der bürgerlichen Stadtgesellschaft zu schüren Auch seien keine räumlichen Wanderungs bewegungen der Szene festzustellen wie eine Expertin berichtet tat sächlich sieht es so aus momentan auch mit den Lockerungen dass die Szene dableiben kann und bleibt wo sie sich momentan befindet und wo sie schon vorher war Also Angst hatten sie nicht Ich glaube die waren genauso betroffen wie wir alle ande ren auch wir konnten uns auch nicht einfach so aufhalten in der Stadt ohne einen Sinn die ersten Tage Interview SE W1 00 35 13 Der durch die besonderen Umstän de der COVID 19 Pandemie geprägte Einblick in die Zusammen Arbeit der sozialen Träger bestärkt noch einmal die Bedeutung einer pluralen Sicher heitsproduktion und abgestimmten Maßnahmenentwicklung welche die unterschiedlichen Sicherheitsbedar fe verschiedener Bevölkerungsgrup pen ernst nimmt und den Neuen Döp persberg als einen lebenswerten und für alle Menschen zugänglichen Stadt raum erfahrbar macht Ausblick Mit der in Wuppertal realisierten Sicherheitskooperation KoSID bietet sich die Gelegenheit Einfluss auf die Sicherheit und Sicherheitswahrneh mung auch im Umfeld anderer deut scher Bahnhöfe zu nehmen finden momentan doch vielerorts Ideen und Realisierungswettbewerbe zur städtebaulichen Umgestaltung der Bahnhofsviertel statt Beispielhaft seien hier die Bauvorhaben in Düssel dorf und München genannt in denen die Bahnhöfe und deren unmittelba re Umgebung in den nächsten Jahren aufwendig neugestaltet werden Aber auch in kleineren Großstädten wie etwa Bonn oder Münster ist das Bahn hofsumfeld derzeit Gegenstand weit reichender Baumaßnahmen Diese Foto 2 Ergebnisse der KoSID Schaufensterbefragung Foto Moritz Quel

Vorschau DFK forum kp 03-2020 Seite 22
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