BEZIEHUNGSGEWALT 11forum kriminalprävention 4 2020 Risikofaktoren für Viktimi sierung und Täterschaft in der Beziehung Als die größten Risikofaktoren für das Erleben von Partnergewalt gel ten das Beobachten elterlicher Ge walt Gewalterfahrungen in der Kind heit Alter je jünger desto höher das Viktimisierungsrisiko Geschlecht Frauen haben ein höheres Viktimi sierungsrisiko Bildung ein niedriger Bildungsgrad steigert das Viktimisie rungsrisiko Einkommen je niedri ger desto höher das Viktimisierungs risiko Migrationshintergrund soziale Isolation sowie ungleiche Macht und Rollenverteilung vgl Hohendorf 2019 S 119 Die größten Risikofaktoren für das Ausüben von Partnergewalt sind Ge walterfahrungen in der Kindheit legiti mierende Einstellung zu Gewalt unglei che Macht und Rollenverteilung Alter je jünger desto höher die Täterwahr scheinlichkeit Geschlecht Männer ha ben eine höhere Täterwahrscheinlich keit Bildung je niedriger desto höher die Täterwahrscheinlichkeit negati ves Selbstbild mangelnde soziale Inte gration Drogen und Alkoholkonsum sowie die sog token resistance also vermeintlich Nein sagen aber Ja meinen vgl Hohendorf 2019 S 119 f Victim Offender Overlap bei Beziehungsgewalt Die Betrachtung der Risikofaktoren für Opferwerdung und Täterschaft zeigt dass eine hohe Anzahl an bio grafischen und soziodemografischen Merkmalen existiert die gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit erhöhen Be ziehungsgewalt zu erleben und aus zuüben Das kann als Hinweis auf einen Victim Offender Overlap bei Bezie hungsgewalt gedeutet werden Bis lang gibt es kaum empirische Aussa gen zum Victim Offender Overlap bei Beziehungsgewalt in der nationalen Forschung 15 sind es in der Frau enstudie von Müller Schröttle 2004 21 in der Scheidungsväterstudie von Amendt 2004 26 in der Männerstu die von Puchert et al 2004 und 38 in der Bayern Studie von Luedtke Lam nek 2002 Ergebnisse einer deutschland weiten Onlinebefragung Die folgenden Ergebnisse bezie hen sich auf eine Untersuchung die die Autorin im Rahmen ihrer Disserta tion durchgeführt hat In der deutsch landweiten Onlinestudie wurden mit tels Online Access Panel4 insgesamt 1 276 junge Menschen zu ihren Ge walterfahrungen in der Partnerschaft befragt 5 Darunter 320 Jugendliche 14 bis 17 Jahre 438 Heranwachsende 18 bis 21 Jahre und 473 junge Erwach sene 22 bis 25 Jahre 6 Um eine Gleich verteilung der Geschlechter in etwa gleich großen Altersklassen zu errei chen wurde das Sample hinsichtlich Alter und Geschlecht quotiert Das Sample Die Nettostichprobe umfasst 1 276 Personen Insgesamt sowie pro Alters klasse finden sich 50 weibliche und männliche Befragte 25 der Befrag ten entfallen auf Jugendliche 38 auf Heranwachsende und 37 auf junge Erwachsene Mit 86 verfügen die meisten Befragten über Beziehungs erfahrung Etwa ein Viertel hat einen Migrationshintergrund und über zwei Drittel besitzen ein hohes Bildungsni veau Angesichts des Datenzugangs der Quotierungen und soziodemo grafischen Verteilungen können in nerhalb der Stichprobe auf jeden Fall Aussagen zu Variablenzusammenhän gen getroffen werden allgemeingül tige Aussagen mit Blick auf die bun desdeutsche Bevölkerung sind nur unter Vorbehalt möglich Erfassung von Beziehungsgewalt Beziehungsgewalt wurde mithil fe der CTS2 erhoben Sowohl für Vik timisierung7 als auch für Täterschaft8 wurde nach leichten und schweren Formen psychischer kontrollieren beleidigen körperlicher ohrfeigen schlagen und sexueller Gewalt unge wollt berühren ungewollter Sex ge fragt Dabei wurde zwischen einem weiten und engen Gewaltbegriff un terschieden Der weite Gewaltbegriff summiert jede Nennung von Gewalt als solche der enge Gewaltbegriff umfasst nur die Handlungen die für Opfer mit Verletzungsfolgen und für Täter mit Verletzungsabsichten ver bunden waren Die folgenden Ergeb nisse beziehen sich auf den engen Ge waltbegriff Opfer Von allen 1 102 Personen mit Bezie hungserfahrung geben 49 535 Be fragte an dass sie mindestens einmal Opfer psychischer körperlicher und oder sexueller Gewalt durch den Ex Partner bzw die Ex Partnerin gewor den sind Wenig überraschend sind die Fallzahlen im Schnitt bei den jungen Erwachsenen angesichts mehr Bezie hungserfahrung höher als bei Heran wachsenden und Jugendlichen 49 der jungen Erwachsenen 46 der He 4 Anbieter war die Bilendi GmbH 5 In der Studie wurden neben Viktimisierung und Täter schaft auch die Reaktionen auf und Gründe für Bezie hungsgewalt erhoben Siehe dazu Hohendorf 2019 6 Die Einteilung erfolgte unter soziologischen Gesichts punkten angelehnt an Schäfers 1998 7 Erhoben wurde Viktimisierung sprachlich abgestimmt auf das Partnergeschlecht mittels folgender Items auf einer Skala von nie 1 2 Mal 3 5 Mal und mehr als 6 Mal Mein Freund hat versucht mich zu kontrol lieren Mein Freund hat mich durch Beschimpfun gen und Beleidigungen verletzt Mein Freund hat mich geohrfeigt Mein Freund hat mich geschlagen Mein Freund hat mich auf sexuelle Art berührt ob wohl ich es nicht wollte Mein Freund hat mich zum Sex gezwungen obwohl ich es nicht wollte 8 Erhoben wurde Täterschaft sprachlich abgestimmt auf das Partnergeschlecht mittels folgender Items auf einer Skala von nie 1 2 Mal 3 5 Mal und mehr als 6 Mal Ich habe versucht meinen Freund zu kontrollie ren Ich habe meinen Freund durch Beschimpfungen und Beleidigungen verletzt Ich habe meinen Freund geohrfeigt Ich habe meinen Freund geschlagen Ich habe meinen Freund auf sexuelle Art berührt ob wohl er es nicht wollte Ich habe meinen Freund zum Sex gezwungen obwohl er es nicht wollte Abbildung 3 Opfer und Täterprävalenzen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich gesamt n 1 102 Jugendliche n 227 Heranwachsende n 428 junge Erwachsene n 447 OEJäEaabObHT Opfer Täter

Vorschau DFK forum kp 04-2020 Seite 13
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